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Der teuflische Lord (German Edition)

Der teuflische Lord (German Edition)

Titel: Der teuflische Lord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Artmann
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versetzen. Seine gute Absicht erfüllte sich für den Vasallen leider nicht so ganz, da das Mädchen kalkweiß wurde und sogar leicht zitterte.
    „Geht es ihm besser, hat er nach mir geschickt?“ Wenn es so war, dann konnte es nichts Gutes bedeuten.
    „Er hat nach Euch gefragt“, lautete die Erklärung, die nicht wirklich etwas darüber aussagte, was Nikolas von ihr wollte. „Ich denke, es wäre besser, Ihr kämet mit mir.“ Auch das hörte sich für Melisande nicht beruhigend an.
    „Dann geht es ihm also besser?“
    Noch einmal stellte sie die Frage, die ihr noch nicht beantwortet wurde. Aber wenn Nikolas jetzt nach ihr verlangte, dann müsste es wohl doch so sein. Während sie hier seit zwei Tagen eingesperrt war, hatte er sich ganz gewiss erholt und war wieder im Vollbesitz seiner Kräfte. Er hätte auch genügend Zeit gehabt, darüber nachzudenken, welche Schwierigkeiten sie ihm mit ihrer Flucht bereitet hatte. Obwohl er erst nach Beendigung des Fluchtversuches davon erfahren hatte, so war er doch maßgeblich und unwissentlich daran beteiligt gewesen. Diese Tatsache würde er nicht einfach unter den Tisch fallen lassen, da war sich Melisande sicher.
    Sie hatte viele Stunden darüber nachgedacht, da es so aussah, als ob man sie hier oben im Turm vergessen hätte. Sie hatte darüber nachgedacht, wie sie sich rechtfertigen konnte und ob Nikolas eine Entschuldigung annehmen würde. Aber die einzige Entschuldigung oder Rechtfertigung, die ihr einfiel, war das Argument, dass sie ihn noch nicht persönlich gekannt hatte, als sie den Entschluss gefasst hatte, sich einer Verbindung mit ihm zu entziehen.
    Ehrlicherweise musste sie jedoch zugeben, dass sie noch verzweifelter versucht hätte dem Lord zu entgehen, wenn sie schon vorher seine Bekanntschaft gemacht hätte. Während des Rittes zu seiner Burg hatte sie ihn unerbittlich und unversöhnlich erlebt. Über Nikolas konnte sie das gleiche Urteil nicht fällen. Dadurch fiel es ihr schwer, eine Einschätzung vorzunehmen, an die sie sich halten konnte. Nikolas war ihr stets höflich und hilfsbereit entgegengetreten. Allerdings hielt er sie zu diesem Zeitpunkt für eine Nonne, und deshalb konnte sie dieses Verhalten auch nicht als Maßstab nehmen. Sie wusste also weder wie er zu ihr stand noch wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte.
    Auf dem Weg zu seiner Heimstatt hatte er sie spüren lassen, dass er ihr nicht traute und dass er ihr ihre Täuschung übel nahm. Er war nicht einmal bereit gewesen, ihr eine einfache Information anzuvertrauen in der Überzeugung, dass sie diese missbrauchen würde. Er hatte sie hier alleine einsperren lassen, und das zeigte auf jeden Fall, dass er sie weder sehen wollte noch dass er ihr die Freiheit zugestehen wollte, sich in seiner Burg frei zu bewegen.
    Warum fragte er jetzt nach ihr? Dafür gab es nur einen triftigen Grund. Er hatte sich soweit beruhigt, dass er ein klärendes Gespräch mit ihr führen konnte, ohne die Geduld zu verlieren. Obwohl es auch anders sein konnte, wenn sie genauer darüber nachdachte. Vielleicht hatte er während der letzten Tage seinen Zorn geschürt und wollte diesen jetzt an ihr auslassen.
    Da Melisande sich nicht weigern konnte, den Befehlen des Lords, ihres zukünftigen Gatten, zu gehorchen, musste sie dem mürrisch blickenden Vasallen wohl oder übel folgen. Durch eine Flucht von Gängen und Treppen führte sie der Weg in einen anderen Teil der wehrhaften Burg. Sie betraten eine Kammer, die zunächst nicht erkennen ließ, wo sie hingebracht worden war.
    Die Hitze, die dem Mädchen entgegenschlug, war für einen Wohnraum ungewöhnlich. Melisande schaute sich erstaunt um, um den Grund dafür zu finden. Ein Blick vorbei an dem Ritter, dem sie bis hierher gefolgt war, brachte ihr Gewissheit und erschreckte sie auch gleichzeitig. Mit so einem Höllenfeuer hatte es jemand für den Kranken wirklich viel zu gut gemeint!
    Auf einem mit Fellen ausgelegtem Bett lag ein bewusstloser Mann. Das kurze dunkle Haar klebte verschwitzt an seinem Kopf, der Oberkörper war nackt. Vielleicht hätten seine Züge entspannt gewirkt, wenn er sich einem erholsamen Schlaf hingegeben hätte. Aber es war auch von der Kammertür aus schon zu erkennen, dass Nikolas nicht schlief, sondern eher in einer Art dämmriger Bewusstlosigkeit gefangen war.
    Der Zustand des Lords von Thorn war von Pein geprägt, sein Köper schweißgebadet. Als Melisande den Ritter in diesem Zustand betrachtete, wurde ihr klar, wie groß ihre Schuld war

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