Der teuflische Lord (German Edition)
Zukunftsaussichten standen also in keinem Falle gut. Ganz egal wie die Sache für den Lord ausging, sie trug die Verantwortung. Ihr blieb im Grunde genommen nur die Wahl zwischen verschiedenen Menschen, die ein vernichtendes Urteil über sie sprechen würden.
Obwohl sie sich in dieser Sache auch selbst belog. Denn sie konnte sich nicht wirklich vorstellen, einem Menschen wissentlich Hilfe zu verweigern und seinen Tod in Kauf zu nehmen. Die Fragen, mit denen sie sich quälte, waren damit gegenstandslos.
Das Problem, dem sich Melisande eigentlich stellen musste, war ein ganz anderes als die sinnlose Frage danach, ob sie sich um den Lord kümmern wollte. Ihr ganz konkretes Problem war groß, beeindruckend, krank und… nackt!
Schon einmal hatte sie den Ritter gepflegt, ihm mit einem feuchten Tuch Stirn, Brust und Arme gekühlt. Das würde sie auch jetzt wieder tun müssen. Allerdings war er in der Hütte nicht so komplett unbekleidet gewesen wie er es jetzt war. Mit unbekleidet meinte sie nicht nur seine schweißnass glänzende Brust, die ihren Blick magisch anzog. Nackt bedeutete in diesem Falle, dass er absolut nichts trug, das man als Kleidungsstück missdeuten konnte. Nur eine dünne Decke verhüllte seine Mitte und verhinderte, dass Melisande vor Scham im Boden versank. Aber dennoch konnte sie ihre Blicke nicht von seiner kräftigen Brust abwenden oder seine stark behaarten, muskulösen Beine übersehen.
Wenn sie sich um diesen Ritter kümmern sollte, musste sie einen Weg finden, ihn nur als einen Menschen wahrzunehmen, der ihre Hilfe brauchte. Sie durfte sich keine Gedanken darüber machen, was oder wer er war. Oder womit er sie bestrafen würde, sobald er dazu wieder in der Lage war. Sie musste ihn so behandeln, als wäre er ein ganz normaler Mann. So, als wäre er nicht der Teufel von Thorn, sondern… Nikolas.
Ja, wenn sie an ihn als Nikolas dachte, der höflich und hilfsbereit seine Unterstützung angeboten hatte, der ihr sogar sympathisch gewesen war, dann könnte sie sicher mit dieser Situation umgehen. Sie würde ihn so pflegen, wie sie es schon in der abgeschiedenen Jagdhütte getan hatte. Sie würde einfach ignorieren, dass ihr jetzt diese andere teuflische Seite von ihm bekannt war und… dass er unbekleidet in seinem Bett lag.
In einer großen Schüssel in der Nähe des Bettes hatte jemand Wasser bereitgestellt und dieses ganz offensichtlich schon dazu benutzt, den Körper des Kranken zu kühlen, da ein feuchter Lappen daneben lag. Melisande würde diese Aufgabe jetzt übernehmen und die harte Brust des Recken auf die bewährte Art behandeln. Dass sie sich ein bisschen zu wenig dafür schämte, die harten Muskeln zu berühren, sollte sie zu ihrem eigenen Seelenfrieden lieber nicht genauer hinterfragen.
Melisande zwang sich dazu, nicht auf die Ausmaße des Mannes zu achten, während sie vorsichtig seinen heißen Körper kühlte. Sie versuchte auch nicht auf diese beeindruckenden Formen zu starren, die vollkommen hüllenlos waren. Ihre Aufgabe bestand in der Pflege des Ritters, nicht darin, sich an seinem Körper zu ergötzen. Es fühlte sich auch nicht wirklich richtig an, dass ihr ein solch ungeheuerlicher Gedanke kam, obwohl sie eben noch von der dunklen Seite des Mannes beunruhigt gewesen war. Aber wenn sie ihn nur als Nikolas sah, zu dem sie sich auf magische Weise hingezogen fühlte, dann konnte sie den anderen Teil seines Wesens schnell vergessen.
Beide Gedanken schob sie weit von sich, da es erst einmal darauf ankam, sich um einen Kranken zu kümmern. Auch wenn eine solche Aufgabe von jemandem übernommen werden sollte, der diesem Menschen stärker zugetan war, so versuchte Melisande doch Wärme auszustrahlen. Wenn er sich wohl fühlte, dann würde er sicher schnellere Fortschritte in seiner Genesung machen. Diesen Gedanken musste sie auf jeden Fall beibehalten und es einfach hinnehmen, wenn er vielleicht launisch auf ihre Anwesenheit reagierte.
Solange er nicht bei Bewusstsein war, sah Melisande keine Schwierigkeiten auf sich zukommen. Wenn er aufwachte, dann würde sie seine Ungeduld einfach als Ausdruck seines Genesungsfortschrittes verstehen.
Um den Ritter nicht damit zu verstören, dass ihn eine fast vollkommen Fremde pflegte, gab Melisande zögerliche eine Erklärung ab.
„Nikolas“, und sie sprach den Kranken absichtlich mit seinem Vornamen an, „ich werde jetzt versuchen durch Kühlung Euer Fieber zu senken.“
Sie gab ihrer Stimme einen sanften Klang und strich erst dann
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