Der teuflische Lord (German Edition)
die anderen Dinge, die sie ihm schon mitgeteilt hatte.
„Ich wünschte, es wäre Nikolas und nicht Lord Thorn, dem mich mein Oheim versprochen hat.“
Dieses beschämende Eingeständnis wollte sie lieber nicht weiter ausführen. Selbst wenn die Stille danach nur noch von einem gelegentlichen Stöhnen des Ritters unterbrochen wurde.
14
Irgendwie passte der Gedankenblitz, dass es viel angenehmer war von einem bartlosen Mann geküsst zu werden als von einem mit Gesichtsbehaarung, nicht zu den Informationen, die Anouk jetzt eigentlich in ihren Gedanken ordnen sollte. Er war nicht Lord Thorn? Er war nicht der Mann, den Melisandes Oheim für das Mädchen ausgewählt hatte? Er war nicht der, dem man den unrühmlichen Titel eines Teufels verliehen hatte? Wie konnte das sein?
Dieser Lord, der sie gerade so stürmisch küsste und damit die kalte Winterluft in eine warme Brise verwandelte, wollte nicht der Teufel in Person sein? Aber warum hatte er sie dann im Wald zu Boden gerungen und in seine Burg verschleppt? Wollte er sie mit diesem Akt nicht festsetzen?
Was sollte überhaupt diese Drohung, er würde sie erwürgen, sobald er so gut gelaunt war, dass er sich amüsieren wollte? Sollte das vielleicht ein Scherz sein? Wenn er kein Frauenmörder war, dann hatte er einen ziemlich abartigen Humor. Aber der Mann war ja offensichtlich sowieso nicht so ganz richtig im Kopf.
Weder eine Gefangene noch einen Gast brachte man in der eigenen Kammer unter, auch wenn man einem Gast vielleicht zugestand, ein paar Wünsche zu äußern. Aber sie hatte ja schon fast die Befehlsgewalt über seine Bediensteten übernommen, als sie ihre Forderungen gestellt hatte, um ihn zu erzürnen. Darüber hatte der Ritter nicht einmal die Stirn gerunzelt!
Entweder war dieser Lord vollkommen einfältig, was Anouk eigentlich nicht so schien, oder er musste zumindest ein wenig verrückt sein. Auf jeden Fall hatte sie keine Garantie dafür, dass seine Behauptung, er wäre nicht Lord Thorn, der Wahrheit entsprach.
Anouk konnte sich auch nicht daran erinnern, jemals etwas von einem Lord Danber gehört zu haben. Aber da sie die Namen der Lords dieser Gegend nicht kannte, konnte sie seine Behauptung auch nicht als Lüge abtun. Außerdem fiel es ihr sowieso schwer, in der jetzigen Situation klar zu denken. Denn gerade erhielt sie den überwältigendsten Kuss ihres Lebens.
Als Gefährtin und Erzieherin eines Edelfräuleins war Anouk nicht oft in den Genuss eines Kusses gekommen. Dennoch konnte sie erkennen, wenn sie mit Feuer und Leidenschaft in Berührung kam. Und darum drängte sich ihr auch der Gedanke auf, dass ihre Vermutung in Bezug auf ein glattes Gesicht richtig war. Ohne die störenden Barthaare zu spüren, konnte sie ihre gesamte Aufmerksamkeit vollkommen auf das Tun des Ritters richten, und es fühlte sich gut an, ja, es fühlte sich sogar sehr gut an!
Obwohl ihr der leise Verdacht kam, dass sie sich selbst dann in dieser benommenen Hingabe vergessen hätte, wenn der Lord auf eine Rasur verzichtet hätte. Denn er war mit so viel Einsatz und Eifer bei der Sache, dass sie sich ihm gar nicht entziehen konnte, selbst wenn sie das gewollt hätte.
Er war sehr überzeugend, wenn schon nicht durch seine Erklärungen, dann dadurch, dass er ihr seine ganze Aufmerksamkeit zukommen ließ. Anouk jedenfalls klopfte das Herz so stark in der Brust, als wolle es herausspringen, und das auch noch, als er ihren Mund schon längst freigegeben hatte. Wenn er sie nicht weiterhin zwischen seinem mächtigen Körper und der Burgmauer gefangen gehalten hätte, wäre sie sicher zu Boden gesunken, so schwach fühlte sie sich nach dieser stürmischen Begegnung. Aber ein Rest von gesundem Menschenverstand war ihr dennoch geblieben.
„Womit wollt Ihr mir beweisen, dass Ihr nicht Lord Thorn seid, der für seine Grausamkeit als Teufel bezeichnet wird? Wenn Ihr ein Lord mit dem Namen Danber seid, dann überzeugt mich davon!“
Anouk hatte nicht vergessen, worüber sie gerade gesprochen hatten, nur weil der Lord sie mit diesem Überfall verwirren wollte. Ein solches Verhalten würde sie ihm nicht durchgehen lassen!
Waldo lachte anlässlich ihrer Aufforderung.
„Ich dachte eigentlich, das hätte ich Euch gerade bewiesen. Aber wenn Euch das eben nicht aussagekräftig genug war, dann kann ich Euch eine noch deutlichere Demonstration in meiner Kammer liefern.“
So viel Dreistigkeit verschlug Anouk dann doch die Sprache. Allerdings nur für sehr kurze
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