Der teuflische Lord (German Edition)
Zeit.
„Wüstling! Glaubt Ihr wirklich, mit solch unverschämten Reden und ein paar feurigen Küssen könntet Ihr eine Maid in Euer Bett locken?“
„Damit vielleicht nicht“, gab Waldo gar nicht beschämt zu. „Aber was haltet Ihr davon, meine Frau zu werden, um dieser Versuchung nicht widerstehen zu müssen? Ich denke, mit ein bisschen Einsatz kann ich heute noch einen Priester auftreiben, der uns vermählt.“
Das ging nun wirklich zu weit! Mit einem heiligen Gelübde machte man keine Scherze. Und mit dem Herzen einer Frau, die ein solches Angebot vielleicht ernst nehmen konnte, erst recht nicht!
Anouk jedenfalls verbot sich, auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass dieser unmögliche Mann seinen Antrag ernst meinen könnte. Sie würde die Worte des Ritters nicht einfach schlucken. Sie würde ihm diesen Scherz ganz einfach mit gleicher Münze zurückzahlen.
„Nun, wenn Ihr wirklich nicht der teuflische Lord Thorn seid, sondern den Namen Danber tragt, mein Herr, dann könnte ich über Euer Angebot einer Heirat vielleicht sogar nachdenken.“
Waldo war nicht so dumm, auf diese halbe Zusage sofort anzuspringen. Dafür klangen die Worte der Maid ein wenig zu berechnend in seinen Ohren. Entweder wollte sie ihm eine Falle stellen oder ihn testen. Das war so klar, als ob sie ein Leuchtfeuer auf dem höchsten Berg der Gegend entzündet hätte. Aber Waldo störte sich nicht wirklich daran. Wer es mit einem Danber aufnehmen wollte, musste sich von Anfang an seiner Haut zu wehren wissen.
„Ihr stellt die Bedingungen, liebe Lady!“, lachte er sie amüsiert aus. Wenn die Maid dachte, er würde sich durch irgendwelche unsinnigen Forderungen davon abhalten lassen, sie für sich zu beanspruchen, würde sie eine Überraschung erleben. Den Fehler, den sie gleich machen wollte, würde er sofort zu seinen Gunsten ausnutzen.
„Sagt an, welch schmutzige Tat soll ich für Euch begehen? Jemanden ins Reich der Toten befördern, der Euch einmal Schmach angetan hat vielleicht?“
„Redet keinen solchen Blödsinn!“, schmetterte Anouk dieses Angebot sofort ab. Glaubte er wirklich, sie wolle ihn zu einem Mord anstiften? Sie war auch mit weit weniger zufrieden, auch wenn sie sicher war, dass ihr Gesprächspartner gleich einen Rückzieher machen würde, und damit dann sein seltsames Angebot gestorben war.
„Die Maid, die ich wie eine Tochter liebe und der ich jahrelang eine treue Gefährtin war, soll mit dem Teufel von Thorn vermählt werden. Doch so ein grausames Schicksal kann dem Kind auf keinen Fall zugemutet werden. Darum ist mein einziger Wunsch, sie aus dieser Verpflichtung befreit zu sehen.“
War das alles? Die ganze Aufregung wegen einer unwilligen Braut? Wenn die Maid dachte, sie hätte ihm damit eine schwierige Aufgabe gestellt, war sie ziemlich naiv.
„Und wer ist dieses Mädchen und wo kann ich sie finden?“
Anouk witterte eine Falle und wurde sehr vorsichtig mit dem, was sie als nächstes preisgeben wollte. Um die Situation zu erklären, musste sie nicht gleich Melisandes möglichen Aufenthaltsort in die Welt hinausposaunen.
„Das Mädchen ist das Mündel des Lords Edgar de Brugh. Wo sie sich jetzt befindet, kann ich Euch nicht sagen, weil ich es nicht weiß.“
Im Grunde stimmte das ja, da sie wirklich nicht wusste, ob Melisande Ihr Ziel erreicht hatte.
„Wir haben beide aus diesem Grund die Burg des Oheims verlassen. Ich war in die eine Richtung und sie in eine andere gegangen, so konnten wir unsere möglichen Verfolger in die Irre führen.“
Auf so eine dumme Idee konnten auch nur ein paar verzweifelte Frauen kommen. Wussten sie denn nicht, dass Suchtrupps immer in alle Himmelsrichtungen ausgesandt wurden? Zwar hatte noch niemand seine Lady gefunden, aber das sicher nur, weil man sie in der Burg eines Nachbarn erst gar nicht suchen würde. Hätte er sie nicht mit einem wilden Tier verwechselt, das erlegt werden musste, dann hätte sie womöglich ihren Weg fortgesetzt und wäre längst aufgegriffen worden.
„Wenn Ihr die Hoffnung hegt, Eurer Lady wäre die Flucht gelungen, was soll ich dann tun?“ Ein paar konkrete Wünsche waren schon gefragt, wenn man seine Maid von den eigenen Fähigkeiten überzeugen wollte.
Anouk drückte sich weiterhin vorsichtig aus, um nicht etwas zu verraten, was jemand gegen ihren Schützling verwenden könnte.
„Es soll Ihr überlassen bleiben, ob und wen sie einmal zum Manne nimmt, und das unabhängig davon, wo sie sich jetzt gerade
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