Der teuflische Lord (German Edition)
mit ihr geschehen ist.“
Flehende Augen baten um Verzeihung und um Hilfe. Dass Nikolas bei dieser Mitteilung wütend wurde war in Melisandes Augen unausweichlich. Und wirklich, er war über diese Information äußerst ärgerlich.
„Eure Freundin hat sich einer solchen Gefahr ausgesetzt, und Ihr habt Euch nicht getraut, mit mir darüber zu sprechen? Glaubt Ihr wirklich, ich wäre so ein Teufel, eine junge Frau ohne Hilfe irgendwo herumirren zu lassen?“
Melisande erkannte nicht, dass es Enttäuschung war, die aus Nikolas‘ Worten sprach. Sie sah nur, dass sie erneut etwas getan hatte, was er nicht gutheißen konnte. Tränen, von denen sie meinte, dass sie bereits alle vergossen hatte begannen erneut zu fließen und zeigten, dass noch ein ganzer See davon vorhanden war.
„Ich wollte Euch nicht erzürnen, Mylord.“
Er konnte wohl nicht allzu viel tun, um ein besseres Bild von sich entstehen zu lassen, als auf die Zukunft zu hoffen. Und mit dieser Zukunft sollte er schleunigst anfangen. Er sprang aus dem Bett und zog seine Braut in eine bärenstarke Umarmung, selbst als sie dagegen protestierte.
„Ruhig, Mädchen, wir finden Eure Freundin sicher schnell. Aber Ihr müsst damit aufhören, immer das Schlechteste von mir anzunehmen und… Ihr müsst damit aufhören, mich Mylord zu nennen!“
Die erste Aufforderung konnte Melisande noch verstehen. Was er jedoch damit meinte, sie solle ihn nicht mehr Mylord nennen, damit war sie ein wenig überfordert.
„Mylord?“
„Nikolas!“
20
Nikolas hatte Melisande mit einer Aufgabe betraut, die sie eine Weile von seiner Kammer fernhalten sollte, da er mit seinem Freund und Stellvertreter Ronald ein paar Dinge zu besprechen hatte, die das Mädchen lieber nicht hören sollte. Er hatte die Absicht, nach ihrer Gefährtin suchen zu lassen, wusste aber nicht, wie die Chancen standen, die junge Frau jetzt noch zu finden. Es waren schon etliche Tage vergangen, seit die beiden Frauen ihren wahnwitzigen Plan beschlossen hatten und weggelaufen waren. Jetzt noch eine Spur zu finden, die zu der entflohenen Maid führte, war schwer vorstellbar. Und selbst wenn ein Erfolg in Sicht war, war es eher unwahrscheinlich, dass man sie unversehrt auffinden würde. Wenn sie nicht irgendwelchen Wegelagerern zum Opfer gefallen war, dann war die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie in der Kälte dort draußen nicht überlebt hatte.
Nikolas rechnete mit einer dieser schlimmeren Möglichkeiten, weshalb er seiner Lady auch nichts davon sagen wollte, dass er sofort einen Suchtrupp losschicken würde. Wenn sie wirklich nur noch die Leiche des Fräuleins fanden, würde er ihr so eine Information lieber vorenthalten. Solange Melisande dachte, diese Anouk hätte einen sicheren Unterschlupf gefunden, würde sie das glücklich machen.
Nun ja, vielleicht nicht wirklich glücklich, aber die Gewissheit eines grausamen Todes blieb ihr wenigstens erspart. Natürlich würde er auch wissen wollen, was mit einem Menschen geschehen war, der ihm nahe stand. Vielleicht würde er seinen Entschluss, sie nicht über das Schicksal ihrer Freundin zu informieren, wenn sie etwas Negatives herausfanden, später noch einmal überdenken. Diese Entscheidung vertagte er einfach auf einen späteren Zeitpunkt, an dem er wirklich über Informationen verfügte.
Zuerst einmal musste er zusehen, dass ein Suchtrupp zusammengestellt wurde. Wenn seine Leute mit irgendeiner Nachricht zurückkamen, könnte er immer noch entscheiden, wie er diese verwenden wollte. Inzwischen zog er sich erst einmal ordentlich an, um auf die Suche nach seinem Freund gehen zu können und ihm den Auftrag zu übermitteln. Er hätte ihn auch kommen lassen können, aber dann bestände die Gefahr, dass Melisande überraschend zurück in die Kammer kam und etwas davon erfuhr, was er in die Wege leiten wollte. Ihr aber einen Grund zur Hoffnung zu liefern, dass sie ihre Freundin bald wiedersehen würde, kam wegen des ungewissen Ausgangs des Unternehmens nicht in Frage.
Er hatte gerade die letzten Bänder und Broschen an seinem Hemd und dem Lederwams geschlossen, als kurz an der Tür geklopft wurde und Ronald seinen Kopf hereinsteckte. Seine Miene war wie immer mürrisch und dieses Mal sogar ein wenig besorgt, doch darüber ging Nikolas einfach hinweg. Wenn sein Stellvertreter irgendwelchen internen Ärger gehabt hatte, dann konnte er ihm darüber auch später noch berichten. Zuerst sollte er sich um das kümmern, was Nikolas für ihn als die wichtigere
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