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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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überschreiben, unserem Ehevertrag zum Trotz. Alles, was du als Mädchen und als Gemahlin des Tudors besaßest, gehört mir. Alles, was du aus deiner Ehe mit Stafford erworben hast, gehört jetzt ebenso mir wie alles, was du von deiner Mutter geerbt hast. Just in diesem Augenblick sind meine Männer in deinen Gemächern und packen deinen Schmuck, deine Papiere und deine Geldtruhe ein. Deine Männer stehen unter Arrest, und deine Ladys wurden in ihre Gemächer eingeschlossen. Deine Pächter und deine Verwandten werden erfahren, dass du sie nicht mehr zusammenrufen kannst, denn sie unterstehen jetzt mir.»
    Ich schnappe nach Luft. Für einen Augenblick bringe ich kein Wort heraus, ich sehe ihn nur an. «Du hast mich beraubt? Du hast diese Gelegenheit genutzt, um mich so zu hintergehen?»
    «Du wirst in dem Haus in Woking leben, das jetzt mein Haus ist, und darfst das Grundstück nicht verlassen. Dir wird von meinen Leuten aufgewartet, deine eigenen Diener werden fortgeschickt. Du wirst weder deine Ladys noch Diener, noch deinen Beichtvater sehen. Du wirst dich mit niemandem treffen und keine Nachrichten verschicken.»
    Das ganze Ausmaß seines Verrats kann ich kaum begreifen. «Du hast mich an Richard verraten!», schleudere ich ihm entgegen. «Du hast die ganze Verschwörung verraten. Mit einem Auge auf mein Vermögen hast du mich dazu verleitet, um jetzt von meiner Vernichtung zu profitieren. Du hast dem Duke of Norfolk gesagt, er solle nach Guildford marschieren und die Rebellion in Hampshire niederschlagen. Du hast Richard gesagt, er solle sich vor dem Duke of Buckingham in Acht nehmen. Du hast ihm gesagt, dass die Königin sich gegen ihn erhebt und ich mit ihr!»
    Er schüttelt den Kopf. «Nein. Ich bin nicht dein Feind, Margaret. Ich habe dir als Gemahl treu gedient. Niemand sonst hätte dich vor dem verdienten Verrätertod retten können. Dies war das Beste, was ich für dich aushandeln konnte. Ich habe dich vor dem Tower gerettet, vor dem Schafott. Ich habe deine Ländereien vor der Beschlagnahmung gerettet, er hätte sie sich sofort aneignen können. Ich habe dich gerettet, damit du in meinem Haus lebst, als meine Gemahlin, in Sicherheit. Und ich stehe immer noch mitten im Zentrum des Hofes, wo wir etwas über seine Pläne gegen deinen Sohn erfahren können. Richard wird jetzt bestrebt sein, Tudor umzubringen, er wird Spione aussenden, um Henry zu töten. Mit deiner Niederlage hast du das Todesurteil für deinen Sohn unterzeichnet. Nur ich kann ihn retten. Du solltest mir dankbar sein.»
    Ich kann keinen klaren Gedanken fassen, es will mir nicht gelingen, die Mischung aus Drohungen und Versprechungen zu überdenken. «Henry?»
    «Richard wird nicht eher ruhen, als bis er tot ist. Nur ich kann ihn retten.»
    «Ich soll deine Gefangene sein?»
    Er nickt. «Und ich bekomme dein Vermögen. Das soll nicht zwischen uns stehen, Margaret. Denk an die Sicherheit deines Sohnes.»
    «Du wirst mir erlauben, Henry zu warnen, in welcher Gefahr er schwebt?»
    Er erhebt sich. «Selbstverständlich. Du kannst ihm ganz nach Belieben schreiben. Doch all deine Briefe gehen über mich, sie werden von meinen Männern befördert. Ich muss den Anschein erwecken, als kontrollierte ich dich vollständig.»
    «Den Anschein?», wiederhole ich. «So wie ich dich kenne, wirst du auch diesmal den Eindruck erwecken, auf beiden Seiten zu stehen.»
    Er lächelt mich ehrlich amüsiert an. «Wie immer.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Winter 1483 / 1484
    M ir steht ein langer, dunkler Winter in Woking bevor, nur auf mich gestellt. Unter dem Vorwurf, sie würden auf Verrat sinnen, hat man mir meine Ladys genommen, und meine getreuen Freunde und Boten werden abgewiesen. Ich darf sie nicht einmal sehen. Über mein Gefolge bestimmt allein mein Gemahl – mein Kerkermeister –, und es sind Männer und Frauen, die nur ihm treu sind. Sie bedenken mich – die treulose Frau – mit misstrauischen Blicken, habe ich doch ihn und seine Interessen verraten. Ich lebe wieder unter Fremden, weit fort vom Mittelpunkt des höfischen Lebens, isoliert von meinen Freunden und weit – so weit – fort von meinem besiegten Sohn. Manchmal fürchte ich, ihn nie wiederzusehen. Manchmal fürchte ich, er werde die große Sache aufgeben, sich in der Bretagne niederlassen, ein gewöhnliches Mädchen heiraten und ein gewöhnlicher junger Mann werden – kein Junge, der von Gott zu Größerem erwählt und von seiner Mutter unter Qualen zur Welt gebracht wurde. Er ist der Sohn

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