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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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segelten unter enormen Felsenklippen entlang, an deren Vorsprüngen Wolken hingen wie flauschige Baumwollbällchen. Die Wellen brandeten dröhnend und gischtspritzend durch Aushöhlungen und Grotten. Sie fuhren um eine hohe Landspitze, auf deren Plateau Seegras wuchs, und hatten zwischen abschüssigen Hügeln einen ruhigen Ankerplatz vor sich. Als sie ganz in die Bucht hineingefahren waren, schien es, als würde sich die Einfahrt hinter ihnen schließen. Die Brandung sank und wurde zu einem fernen Rauschen, beinahe unhörbar über die Schreie der Vögel hinweg, die auf den Klippen nisteten, die den Naturhafen umgaben. Papageientaucher schwirrten vor dem Schiff herum, und Robben hoben sich weit aus dem Wasser, um die Eindringlinge zu beobachten. Von den felsigen Höhen drang leises Schafsblöken herunter. Raul fuhr weit in die Bucht hinein, dann setzte er den Anker. Alle sprangen ins seichte Wasser und wateten an einen Strand mit seidenweichem schwarzen Sand. Hero stolperte mit ausgebreiteten Armen an Land, ließ sich fallen und drückte sein Gesicht in der Erde.
    Als sie am nächsten Morgen aufwachten, war ihr Lager von einer Gesandtschaft Wilder umringt, die sie beäugten, als könnten sie sich nicht entscheiden, ob sie die Argonauten anbeten oder auffressen sollten. Raul begann mit ihnen zu reden. Die Inseln hießen die Westmanns, und zwar nach irischen Sklaven, die vor zweihundert Jahren ihren norwegischen Herren hierher entkommen waren. Die derzeitigen Bewohner – weniger als achtzig Seelen – überlebten durch Fischfang und Vogeljagd, tauschten Waren mit den gelegentlich durchfahrenden Schiffen und plünderten Wracks. Für ein Dutzend Nägel und einen Brocken Salz bekam Raul eine Schafshälfte und ein Bündel Papageientaucher, die am Morgen aus ihren Nestern geholt worden waren.
    Sie blieben zwei Tage in dem Naturhafen, schliefen, aßen oder starrten einfach nur übers Wasser. Über der Bucht lag eine klösterliche Stille, und wenn Hero in den Monaten und Jahren, die noch kommen sollten, einmal das Herz schwer wurde, dann tauchten Erinnerungen an diese Bucht in seinem Kopf auf und beruhigten ihn. Es war kein Ort, an dem er leben wollte, doch manchmal dachte er, es wäre ein Ort, an dem er eines Tages gerne sterben würde.
    Sie liefen mit einer genauen Beschreibung ihres Segelkurses aus. Nach zwei Tagen erreichten sie die südwestliche Landzunge der Hauptinsel Islands und fuhren Richtung Nordosten an der menschenleeren Küste aus Asche und Lava hinauf. Die Sonne warf einen Blutstrom auf das Meer hinter ihnen, als Wayland ausrief, dass er die Siedlung Reykjavík, die
Rauchbucht
, sehen könne. Richard packte Hero an den Schultern und schüttelte ihn so heftig, dass seine Zähne aufeinanderschlugen.
    «Wir sind da!»
    Als ihr Schiff auf den Hafen zulief, schraubte Hero seine Erwartungen noch weiter herunter. Er hatte ohnehin keine richtige Stadt erwartet und auch keine besonders große Gemeinde, aber schon mehr als die paar Häuser – man konnte nicht einmal von einem Dorf sprechen – hinter denen verstreut einige Gehöfte lagen. Nur der Anblick zweier Knarrs, die an einer Mole festgemacht hatten, belegten, dass Reyjkavík überhaupt in Verbindung mit der zivilisierten Welt stand.
    Als sie den Hafen erreichten, sagte Richard ihm, dass sie den einundzwanzigsten oder zweiundzwanzigsten Mai hatten. Mehr als dreißig Tage waren seit ihrer Flucht aus England vergangen.

[zur Inhaltsübersicht]
    Island und Grönland
    XXII
    I hre Ankunft musste mit Signalfeuern angekündigt worden sein. Wie sonst war die Menschenmenge auf der Mole zu erklären, die ihr Einlaufen beobachtete? Weitere Menschen kamen zu Fuß und zu Pferd herbei, einige direkt von ihren Feldern, wie man an den Hauen und Hacken sehen konnte, die sie dabeihatten. Ein Mann mit geflochtenem Bart und Ringen in den Ohren leitete die
Shearwater
zu einem Liegeplatz.
    «Du übernimmst das Reden», sagte Vallon zu Wayland.
    Der Hafenmeister wedelte mit einem Stab, um die Menge zurückzuhalten. «Woher kommt ihr?», rief er.
    «England.»
    «Was habt ihr geladen?»
    «Unterschiedliche Waren.»
    Der Hafenmeister sprang an Bord und ließ seinen Blick über die Mannschaft schweifen. «Seid Ihr der Schiffsmeister?», fragte er Vallon.
    «Er spricht Eure Sprache nicht gut», sagte Wayland. «Er ist Franke.»
    Der Hafenmeister war hocherfreut. «Ich habe noch nie einen Franzmann gesehen. Ich dachte, sie wären kleiner als der da.»
    «Wir haben auch einen Deutschen und

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