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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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besorgter, als er sich anmerken ließ. «Bleib draußen und behalte die Umgebung im Auge. Wenn ich den Falken fange, brauche ich deine Hilfe.»
    Sie sah auf ihn hinunter, die Hände übereinander an die Kehle gelegt, und dann ließ sie ihn allein, damit er sich ein weiteres Mal in der eisigen Kälte auf die Lauer legen konnte. Axt und Speer lagen griffbereit, und er tastete manchmal nach ihnen, um sich selbst zu beruhigen. Ein Rabenpaar ließ sich auf dem Gletscher nieder, spazierte ohne erkennbaren Grund ein wenig herum, und flog wieder weg. Eine schwarzweiße Ammer sang bei einer Felsspalte ein paar Fuß von dem Unterschlupf entfernt. Wayland sah zu dem verlassenen Ansitz hinüber. Der Falke hatte vermutlich mehrere günstige Jagdaussichtspunkte, und es konnte Tage oder Wochen dauern, bis er zu diesem hier zurückkehrte. Wayland rieb sich die Augenwinkel, um sich am Einschlafen zu hindern.
    Er blinzelte. Von einem Moment zum anderen war der Falke auf seinem Ansitz gelandet. Dann bewegte er sich etwas, und Waylands Begeisterung verflog. Er konnte an dem hervortretenden Kropf des Vogels sehen, dass er schon getötet hatte.
    Und nun? Wenn er den Unterschlupf verließ, würde der Falke ihn sehen und diese Stelle immer misstrauisch beäugen. Wayland musste warten, bis der Falke wegflog oder bis Syth kam, sodass er unauffällig aus der Deckung kriechen konnte. Ein langer und ereignisloser Tag schien vor ihm zu liegen, doch dann machte er sich klar, dass es keine Rolle spielte, wenn er gleich aus der Deckung kroch und das Versteck aufgab. Er hatte Syth sein Wort gegeben, dass dies sein letzter Versuch wäre. Das wurmte Wayland. Wenn sie sich vor dem Bären fürchtete, konnte sie doch mit Glum zum Roten Kap zurückfahren. Er würde bleiben und den Falken fangen, ganz gleich, wie lange es dauerte.
    Ein Fuchs stellte sich mit den Vorderpfoten auf einen Stein vor der Öffnung des Unterschlupfs und starrte die Taube an. Dann begann er, sich behutsam anzupirschen. Wayland zischte. Der Fuchs stellte die Ohren auf und schob sich noch näher an die Taube heran. Wayland zog die Taube in den Unterschlupf. Der Fuchs war verwirrt. Er kam in Richtung der Öffnung. Wayland griff nach dem Speer. Der Fuchs verfiel in einen steifbeinigen Trab. Wayland schleuderte den Speer aus der Höhlung, der Fuchs wich ihm mit einer Rolle rückwärts aus und flitzte davon. Dabei warf er einige Male so gekränkte Blicke über die Schulter, dass Wayland lachen musste.
    Dann hörte er mit einem Mal auf zu lachen und schob die Taube wieder nach draußen. Der Gerfalke glitt auf ihn zu. Wieder landete er ein paar Schritte von der Beute entfernt im Schnee und sah sich um, bevor er auf seine plumpe Art darauf zuzulaufen begann. Einen Schritt vor der Beute blieb er erneut stehen und sah sich wachsam um. Den Blick auf die Taube geheftet, machte er dann einen weiteren Satz und stellte einen Fuß auf seine Beute. Die Situation erschien dem Falken merkwürdig, und sein hilfloses Opfer reizte seinen Tötungsinstinkt nicht. Wayland rollte seine Faust herum. Wie nebenbei beugte der Falke den Kopf vor und brach der Taube das Genick. Er fühlte sich immer noch unwohl. Wayland sah, wie er seinen Blick hob und in die Ferne richtete, und er verstärkte seinen Griff um die Füße der Taube noch gerade rechtzeitig, dass der Falke sie nicht packen und mit ihr wegfliegen konnte. Erstaunt senkte der Falke den Blick, sah auf, senkte den Kopf erneut, sah wieder auf. Wayland hielt den Atem an.
    Der Falke flatterte kurz auf, krallte sich fester um die Taube, und begann sie zu rupfen. Bei seinem Versuch, die Beute wegzutragen, zog er Waylands linke Hand aus dem Unterschlupf. Wenn er ihn mit der rechten Hand packen wollte, würde der Falke das kommen sehen. Wayland wartete, bis er die Brust der Taube gerupft und angefangen hatte, ins Fleisch zu picken, dann begann er, die Taube langsam zu sich zu ziehen. Der Falke schien nicht zu bemerken, dass hier rätselhafte Kräfte am Werk waren, und fraß einfach weiter. Wayland war wegen der Füchse beunruhigt. Auch jetzt noch konnte jederzeit einer auftauchen und den Falken verscheuchen. Seine rechte Hand schwebte weniger als einen Fuß von dem Falken entfernt hinter der Öffnung des Unterschlupfs. Er rollte seine linke Hand herum, sodass der Falke seine Haltung korrigieren musste und nun direkt auf der Taube stand.
    Jetzt!
    Waylands rechte Hand schoss vor und umfasste beide Beine des Falken. Das Tier schrie und schlug mit den Flügeln.

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