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Der Thron des Haryion

Der Thron des Haryion

Titel: Der Thron des Haryion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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ist begehrenswert.
    Fronja! Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen.
    Du bist der neue Haryion! hämmerte es in seinen Gedanken. Vergiß das Gewesene.
    Ein Zeichen… Fronja mußte wissen, daß er sie verstand.
    Mythor versuchte zu sprechen, doch wurde nur ein klägliches Stöhnen daraus.
    Er verfluchte den Augenblick, in dem er Asmilais Drängen nachgegeben hatte. Er verfluchte auch dieses Skelett, das nichts anderes war als eine perfekte Falle.
    So darfst du nicht reden. Der Thron ersetzt uns den Körper, und dir wird er eines Tages genauso dienen.
    Wer seid ihr? Mythor ahnte, daß es diese lautlosen Stimmen waren, die ihm mehr und mehr den eigenen Willen raubten. Anfangs, als die Ereignisse sich überstürzten, hatte er ihnen überrascht nachgegeben. Sie waren es gewesen, die ihm vom Angriff der Zaron-Haryien berichteten, und sie hatten ihn aufgefordert, die Amazonen loszuschicken.
    Ich bin Jäglau. Einst war ich Alles-Händler in der Nordwelt, bis das Schicksal mich in die Schattenzone verschlug, die Haryien meiner habhaft wurden und mich zu ihrem Haryion machten.
    Aus Gorgan? fragte Mythor überrascht. Woher kommst du?
    Das Shalladad war meine Heimat.
    Ein ärgerlicher Ausruf unterbrach ihn.
    Verwirre unseren Freund nicht. Ich, Borker, war nach Jäglau Haryion. Es ist eine schöne Zeit, glaube mir.
    Mythor spürte, wie er immer mehr eins wurde mit dem Skelett des Riesenvogels. Als würde sein Geist von dem Thron ausgesaugt. Es fiel ihm schwer, die Augen offen zu halten.
    Fronja, dachte er. Wenn es in deiner Macht steht, hilf mir.
    Broker lachte.
    Warum sträubst du dich? Mehr als die Haryien dir zu bieten haben, wirst du nirgendwo bekommen. Wir sind unsterblich, solange das Skelett existiert.
    Ein Gefühl von Dreiheit durchströmte Mythor. Er spürte, daß da viele waren, die auf ihn warteten. Ihr Denken, ihr Fühlen, ihre ganze Vergangenheit lagen ausgebreitet vor ihm. Ein solcher Schatz an Wissen und Erfahrungen mußte jeden in seinen Bann schlagen.
    Wie er von ihnen alles erfahren konnte, so mußten auch sie über ihn Bescheid wissen.
    Allmählich wich das Entsetzen, das Mythor empfunden hatte.
*
    Schon nach kurzer Strecke wurde der Weg schwieriger. Lange Zeit schien niemand mehr den Gang benutzt zu haben, denn die Wände waren brüchig und zum Teil bereits eingestürzt. Es fiel schwer, den Halt zu finden, den man brauchte, um sich durch das lockere Geflecht hindurchzuwühlen.
    Wie selbstverständlich hatte Siebentag die Führung der kleinen Gruppe übernommen. Der Schweiß rann ihm in Strömen über das Gesicht, aber er schaffte es immer wieder, sämtliche Hindernisse zu beseitigen.
    »Ob er spürt, daß Mythor etwas zugestoßen sein muß?« wisperte Heeva.
    Wo sie sich befanden, war schwer zu schätzen. Wahrscheinlich hatte man den eigentlichen Stock noch nicht ganz erreicht.
    Der Tunnel gabelte sich. Während eine Abzweigung nahezu eben weiterführte, strebte die andere steil in die Höhe. Armdicke Stangen ragten hier in gleichbleibenden Abständen wie eine spiralförmig gewundene Treppe aus den Wänden.
    »Auch wenn er schwieriger erscheint, wir nehmen diesen Weg«, entschied Scida. Sie griff nach der ersten, knapp eine Körperlänge über dem Boden befindlichen Trittstange. »Hier müssen viele Haryien gegangen sein. Die Spuren ihrer Krallen haben sich tief in das Holz eingegraben.«
    Während die Amazonen und Siebentag groß genug waren, um, auf einer Stange stehend, mühelos die nächste zu erreichen und sich daran empor zu ziehen, mußten die beiden Aasen schon nach den ersten kläglichen Versuchen einsehen, daß sie so nicht weiterkamen.
    »Es hat keinen Sinn«, ächzte Lankohr, nachdem die Kriegerin, die ihm von oben her die Hand entgegenstreckte, beinahe abgestürzt wäre.
    »Wozu haben wir die Seile mitgenommen?« warf Heeva ein. »Wenn wir sie zusammenknüpfen, müßten sie gut zwanzig Mannslängen hinaufreichen. Zieht uns nach, sobald ihr festen Halt gefunden habt.«
    »Ein Bild für Götter«, grinste Lankohr, als er dann zusah, wie die Amazonen sich immer ringsum nach oben schwangen. »So einfach, wie es aussieht, scheint es doch nicht zu sein.«
    Erst als von oben das Seil herabfiel, regte er sich. »Du zuerst«, sagte er zu dem Mädchen und wand ihr die Schlinge um den Leib.
    Dann war er an der Reihe. So ruhig, wie er sich gab, war er in Wirklichkeit nicht. Mehrmals blieb das Seil an Vorsprüngen hängen, und er mußte beide Hände zu Hilfe nehmen.
    Die Amazonen und Siebentag hatten eine

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