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Der Thron des Haryion

Der Thron des Haryion

Titel: Der Thron des Haryion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Gerrek das Gelände. Ihnen folgten die Haryien dichtauf.
    »Dort!« Der Beuteldrache deutete auf einen zwanzig Schritte entfernten Hügel. Aber da war nichts mehr.
    »Ich bin mir sicher«, murrte er, Tertishs mitleidiges Grinsen geflissentlich übersehend. »Es war wie ein flüchtiger Schatten.«
    »Eine Haryie?« fragte Burra.
    »Nein.« Gerrek schüttelte den Kopf. »Viel kleiner.«
    »Sehen wir es uns doch an«, schlug Tertish vor.
    Mit der nötigen Vorsicht näherten sie sich der bezeichneten Stelle. Hinter dem Hügel begann ein schmaler Felseinschnitt und erstreckte sich geradlinig bis an den nahen Horizont.
    »Nichts«, stellte Burra fest. »Unser Beuteldrache besitzt eben doch nicht das Gespür einer Kriegerin. Er…«
    Der gellende Aufschrei einer Nesfar ließ sie herumfahren. Die Haryie wälzte sich mit verrenkten Flügeln am Boden. Krampfhaft versuchte sie, wieder auf die Beine zu kommen, aber irgend etwas, das niemand erkennen konnte, hinderte sie daran.
    Die Amazonen warfen sich in Deckung. Nur Burra stand noch breitbeinig da und blickte herausfordernd um sich.
    Eine zweite Haryie stürzte. Durchscheinende, nur aus einem bestimmten Blickwinkel silbern schimmernde Fäden wanden sich um ihre Fänge.
    Hinter zwei Felsnadeln gewahrte Burra eine flüchtige Bewegung. Sofort lief sie los.
    Aber etwas schlang sich um ihre Beine. Sie verlor den Boden unter den Füßen, schlug hart auf, und nur den geistesgegenwärtig hochgerissenen Armen verdankte sie es, daß sie nicht die Besinnung verlor.
    Eisig kroch das Unsichtbare an ihrem Körper empor. Burra versuchte, sich herumzuwälzen, auf den Rücken zu kommen, um überhaupt etwas sehen zu können. Es fiel ihr schwer. Nur mit Mühe vermochte sie sich halbwegs auf die Seite zu drehen.
    Für die Dauer eines Herzschlags irritierte sie das Kreischen angreifender Haryien. Von überallher schienen sie zu kommen, und es mußten mindestens dreißig sein, die mit Klauen und Krallen um sich schlugen. Pfeil auf Pfeil jagte ihnen entgegen, dennoch hatten die Amazonen einen schweren Stand. Zwei Kriegerinnen brachen zusammen, von unsichtbaren Banden in ihren Bewegungen behindert.
    Ein unheimlicher Druck legte sich auf Burras Brustkorb. Wie der Leib einer giftigen Natter stieg etwas Silbernes unmittelbar vor ihrem Kopf in die Höhe und verharrte zitternd.
    Burra wollte zupacken, aber ein bösartiges Zischen ließ sie entsetzt innehalten. Die noch immer nur vage erkennbare Erscheinung senkte sich bedrohlich weit herab.
    Burra wagte kaum zu atmen. Allmählich wurde ihr schwarz vor Augen.
    Beim Sturz hatte sie das Schwert verloren. Jetzt durchzuckte es sie siedendheiß, als ihre vorsichtig tastenden Finger die Klinge berührten. Unendlich langsam zog sie den Arm an. Da war der Griff, schmiegte sich vertraut in ihre Hand.
    In dem Moment, als die Schlange zustieß, wirbelte Burra das Schwert herum. Sie spürte kaum einen Widerstand. Im Nu kam sie auf die Beine und schleuderte den heftig zuckenden, kopflosen Leib der Natter weit von sich.
    »Es lebe Vanga!«
    Mit einem gellenden Kampfruf stürzte Burra sich mitten hinein ins Getümmel. Wie mit Dreschflegeln schlug sie mit ihren Schwertern um sich, alles vergessend, was sie jemals über die Kunst des Umgangs mit der Klinge gelernt hatte. Ihre Füße stampften den Boden. Ihr Keuchen wurde lauter, vermischte sich mit dem Scharren von Vogelkrallen auf ihrer Rüstung.
    Endlich flohen die Angreiferinnen. Das Geröllfeld bot ein Bild des Grauens.
    Burra schien von alldem nichts wahrzunehmen. Mit gekreuzten Klingen stand sie da; ihr Blick verlor sich in der Ferne, wo der Nesfar-Stock kaum merklich um seine Achse schwang. Erst als Tertish sie ansprach, schüttelte sie die Benommenheit ab.
    »Warum?« war alles, was zögernd über ihre Lippen kam. Ihre Gefährtin mit dem steifen linken Arm und dem Mal der Todgeweihten auf der Handfläche wußte sofort, daß sie an Mythor gedacht hatte.
    »Sie werden zurückkommen.«
    »Ganz sicher.«
    »Dann holt eure Pfeile wieder, die ihr verschossen habt.«
    »Selena ist tot«, sagte Tertish. »Schlangenbiß.«
    »Verdammt.« Burra wandte sich zu den Haryien um. »Warum habt ihr uns nicht vor dem Viehzeug gewarnt?«
    »Die Zaron müssen es mitgebracht haben. Sieh dir unsere Toten an. Wenn wir gewußt hätten…«
    Burra unterbrach sie mit einer schroffen Handbewegung. Daß unter diesen Umständen die Amazonen keine weiteren Opfer zu beklagen hatten, mutete fast schon wie ein Wunder an. Immerhin hatten auch zehn

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