Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Thron des Haryion

Der Thron des Haryion

Titel: Der Thron des Haryion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
Nesfar ihr Leben gelassen. Die Kriegerin des Schwertmonds begann zu verstehen, weshalb Fronja sie daran gehindert hatte, Mythor gewaltsam zu befreien.
    »Eine Zaron lebt noch.«
    Zwei Amazonen schleppten die Haryie herbei, deren linker Flügel von einem Schwerthieb abgetrennt worden war.
    »Wer steckt hinter dem Angriff?« wollte Burra wissen. »Wer führt euch an?«
    Die Gefangene schwieg.
    »Auch gut. Du wirst sicher bald reden.«
    »Kehren wir sofort zurück, oder…?«
    Burra folgte Tertishs Blick und nickte.
    »Soviel Zeit muß sein.«
    Sie schichteten Steine über den Körper der getöteten Kriegerin und stießen dann deren beide Schwerter hinein.
    »Wieviele von uns werden die Schattenzone wieder verlassen?« fragte Tertish so leise, daß nur Burra es hören konnte.
    Obwohl die Nesfar erschöpft waren, gestaltete sich der Rückweg einfacher. Sie trugen die Amazonen bis zu jener Stelle des Ostankers, wo dieser sich verzweigte. Von da an kam man auch kletternd rasch weiter. Flüchtig spielte Burra mit dem Gedanken, die Phanus aufzusuchen, entschied sich dann aber doch dagegen. Vielleicht war es besser, Scida und die anderen nicht mit in den Stock zu nehmen. Sie würden ohnehin bald feststellen, daß keineswegs alles so verlief, wie man es erhofft hatte.

5.
    Mythor war fasziniert von dem vielfältigen Schatz an Wissen und Erfahrungen seiner Vorgänger. Wesen der verschiedensten Völker hatten als Haryione die Geschicke der Nesfar gelenkt. Es würde lange dauern, aller Lebensgeschichte aufzunehmen, so wie auch die Zeit benötigten, mit dem Sohn des Kometen vertraut zu werden.
    Ihre Ausstrahlung war keineswegs feindselig. Im Gegenteil. Sie freuten sich, in Mythor einen der Ihren begrüßen zu können. Und der Sohn des Kometen begann sich allmählich selbst als Haryion zu sehen, obwohl vieles in ihm sich noch dagegen sträubte.
    Die Einflüsse, denen er unterlag, erwiesen sich als stärker. Wenn es auch Tage dauern mochte, sein Widerstand würde letztlich zusammenbrechen.
    Seine Vorgänger weihten Mythor nach und nach in die Aufgaben eines Haryion, eines Stockführers, ein. An ihm würde es künftig liegen, den Stamm der Nesfar zu erhalten und vor allem mit Rat den Haryien zur Seite zu stehen. Asmilai galt dabei als seine rechte Hand, die Befehle weitergab und all das ausführte, wozu er nicht mehr in der Lage war. Die Stockherrin besaß gleichzeitig den Status einer Hohepriesterin.
    Als Haryion erwählten die Nesfar stets ein männliches Wesen, das sich vor allem durch Klugheit auszeichnete. Immerhin vertrauten sie ihm ihr Schicksal an.
    Und nicht nur das. Haryien, die über längere Zeit hinweg ohne Stockführer auskommen mußten, verloren ihren Lebenswillen. Erst verwirrten sich ihre Gedanken, dann verfielen sie in eine Umnachtung, aus der sie nur sehr schwer wieder zurückfanden.
    Ohne Haryion zogen die Mischwesen ihre Brut nicht auf, zerstörten sie sogar die Gelege. Für sie war er das Herz des Stockes.
    Mythor gewann den Eindruck, daß die ihn bedrängenden Geister schwächer waren, je länger sie bereits dem Vogelskelett innewohnten. Nur Borker und Jäglau taten sich immer wieder mit Erklärungen hervor. Seltsamerweise fühlte er sich vor allem zu dem ehemaligen Alles-Händler hingezogen. Vielleicht weil dieser in Gorgan aufgewachsen war?
    Flüchtige Gedankenbilder erschreckten den Haryion. In der Nordwelt warteten Freunde auf ihn.
    Nottr – der Barbar aus den Wildländern…
    Steinmann Sadagar – dessen Herkunft nicht minder von den Nebeln der Ungewißheit verdeckt wurde wie seine, Mythors, Abstammung.
    Was mochte aus ihnen geworden sein? Ob sie noch unter den Lebenden weilten und für die Werte des Lichtes eintraten?
    Das war wieder einer jener wachen Momente, in denen der Sohn des Kometen sich entsetzt gegen die unsichtbaren Fesseln stemmte. Die Verzweiflung drohte ihn zu überwältigen. Er wollte schreien, wollte Fronja zurufen, sie solle ihn lieber töten als diesem Schicksal zu überlassen, aber sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Selbst die Finger, die sich um Altons Scheide verkrampften, waren zu schwach, das Schwert zu ziehen.
    Gib es auf! drängten die lautlosen Stimmen. Du quälst dich und uns nur unnütz damit.
    Verschwindet! dachte Mythor.
    Sie lachten ihn aus.
    Und er wußte, daß erneut der Augenblick kommen würde, in dem seine Liebe zu Fronja nicht mehr zählte, in dem er sie als Fremde sah.
    Jäglau war ihm näher, als es irgendein anderes Wesen jemals sein konnte. Der Mann aus dem

Weitere Kostenlose Bücher