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Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Titel: Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Sullivan
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Lärm hoch. Er war nicht in seinem Zimmer. Das Bett war viel kleiner und hatte nicht den vertrauten Samthimmel. Die Wände waren nacktes Mauerwerk, und an weiterem Mobiliar sah er nur eine kleine Waschkommode. Er rieb sich die Augen, und gleich darauf wurde ihm klar, wo er sich befand. Er war versehentlich eingeschlafen, offenbar schon vor Stunden.
    Er sah zu Tillie hinüber: Ihr nackter Rücken und ihre Schulter schauten unter der Bettdecke hervor. Alric fragte sich, wie sie bei dem Gebrüll schlafen konnte. Er schwang die Beine aus dem Bett und tastete nach seinem Nachtgewand. Seines von ihrem zu unterscheiden, war selbst im Dunkeln leicht. Ihres war aus Leinen, seines aus Seide.
    Von seiner Aktivität geweckt, fragte Tillie schlaftrunken: »Was ist los?«
    »Nichts, schlaf weiter«, erwiderte Alric.
    Sie konnte einen Orkan verschlafen, aber wenn er ging, wachte sie jedes Mal auf. Es war nicht ihre Schuld, dass er eingeschlafen war, und trotzdem kreidete er es ihr an. Alric hasste es, hier aufzuwachen. Und Tillie hasste er noch mehr, so paradox das auch war. Den ganzen Tag und die halbe Nacht empfand er ihr Verlangen nach ihm als anziehend, aber beim Aufwachen stieß es ihn ab. Dabei war sie von allen Mägden in der Festung mit Abstand die hübscheste. Aus den Edelfräulein, die sein Vater an den Hof einlud, machte er sich nichts. Sie waren hochmütig und hielten ihre Jungfräulichkeit für wertvoller als die Krone. Sie langweilten ihn und gingen ihm auf die Nerven. Sein Vater dachte da anders. Alric war erst neunzehn, aber sein Vater drängte ihn bereits, sich eine Braut auszusuchen.
    »Du wirst eines Tages König sein«, erklärte ihm Amrath immer. »Deine erste Pflicht dem Königreich gegenüber ist es, einen Erben zu zeugen.« Sein Vater sprach von der Ehe wie von einer Form von Arbeit, und so sah Alric sie auch. In seinen Augen galt es diese Form von Arbeit wie auch jede andere tunlichst zu meiden – jedenfalls so lange wie möglich.
    »Ich wollte, Ihr könntet die ganze Nacht bei mir bleiben, Hoheit«, brabbelte Tillie auf ihn ein, während er sich das Nachthemd überstreifte.
    »Dann sei froh, dass ich so überhaupt hier eingeschlafen bin.« Er tastete mit den Zehen nach seinen Pantoffeln und schlüpfte, als er sie gefunden hatte, in das warme Lammfell.
    »Bin ich ja, Hoheit.«
    »Gute Nacht, Tillie«, sagte Alric in der Tür.
    »Gute –« Alric hatte die Tür schon geschlossen.
    Eigentlich schlief Tillie mit den anderen Mägden in einem Dienstbotenraum neben der Küche. Um mit ihr allein sein zu können, hatte Alric sie in dem leerstehenden kleinen Zimmer im dritten Stock des Schlosses einquartiert. Er nahm nicht gern Mädchen mit in sein Schlafgemach – sein Vater schlief gleich nebenan. Das leerstehende Zimmer ging nach Norden hinaus; da es weniger Sonne bekam, war es hier immer kühler als in den königlichen Gemächern. Er wickelte sich fester in sein Nachthemd und schlappte zur Treppe.
    »Habe alle oberen Stockwerke abgesucht, Hauptmann. Da ist er nicht«, hörte Alric jemanden nicht weit über sich sagen. Der knappen Sprechweise nach hielt Alric ihn für einen Wachsoldaten. Mit denen sprach er selten, aber wenn er es tat, waren sie immer so kurz angebunden, als ob Wörter Mangelware wären.
    »Sucht weiter, bis runter in den Kerker, wenn nötig. Ich will,dass jedes Zimmer, jede Kammer und jeder Schrank kontrolliert wird. Ist das klar?«
    Diese Stimme kannte Alric gut. Es war Wylin, der Wachhauptmann.
    »Jawohl, Hauptmann.«
    Alric hörte den Wachsoldaten eilends die Treppe herabkommen und sah ihn dann bei seinem Anblick jäh stehenbleiben. »Hab ihn, Hauptmann!«, rief der Wachsoldat hörbar erleichtert.
    »Was ist los, Hauptmann?«, rief Alric, während Wylin und drei weitere Schlosswachen noch die Treppe herabpolterten.
    »Königliche Hoheit!« Der Hauptmann fiel aufs Knie und beugte den Kopf, stand dann abrupt wieder auf. »Benton!«, blaffte er den Soldaten an. »Ich will noch fünf Mann zum Schutz des Prinzen, sofort . Bewegung!«
    »Jawohl, Hauptmann!« Der Soldat salutierte zackig und rannte die Treppe wieder hinauf.
    »Zu meinem Schutz?«, sagte Alric. »Was ist denn los?«
    »Euer Vater ist ermordet worden.«
    »Mein Vater – was?«
    »Seine Majestät der König – wir haben ihn in der königlichen Kapelle gefunden, hinterrücks erstochen. Zwei Eindringlinge sind ergriffen worden. Der Zwerg Magnus war Zeuge. Er sagt, er habe gesehen, wie sie Euren Vater ermordeten, konnte es aber

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