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Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Titel: Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Sullivan
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ihm Royce in Erinnerung. »Die Bücher sind alle verbrannt. Sie sind jetzt nur noch Asche.«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte der Mönch und strich sich das nasse Haar aus den Augen. »Deshalb muss ich sie ja ersetzen.«
    »Wie willst du das machen?«, fragte Alric mit einem spöttischen Grinsen. »Die Bücher alle aus dem Gedächtnis nocheinmal schreiben?«
    Myron nickte. »Ich war gerade an Seite dreiundfünfzig der Geschichte Apeladorns von Antun Bulard, als ihr kamt.« Myron ging zu einem improvisierten Schreibtisch hinüber und kam mit einem Kästchen zurück. Darin lagen etwa zwanzig Pergamentbögen und mehrere gerollte Stücke dünner Baumrinde. »Mir ist das Pergament ausgegangen. Nur wenige Bögen haben den Brand überstanden, aber mit der Rinde geht es auch ganz gut.«
    Royce, Hadrian und Alric sahen die Bögen durch. Myron schrieb in einer säuberlichen kleinen Schrift und ließ keine freien Ränder. Er nutzte jedes bisschen Platz. Der Text enthielt sogar Seitenzahlen, aber nicht am unteren Ende des Bogens, sondern da, wo die Seite in der Originalhandschrift geendet hatte.
    Hadrian sah verblüfft auf den reproduzierten Text und fragte: »Wie kannst du das alles noch im Kopf haben?«
    Myron zuckte die Achseln. »Ich behalte alles im Kopf, was ich lese.«
    »Und du hast alle Bücher in dieser Bibliothek gelesen?«
    Myron nickte. »Ich hatte viel Zeit für mich.«
    »Wie viele waren es?«
    »Dreihundertzweiundachtzig Bücher, fünfhundertvierundzwanzig Schriftrollen und eintausendzweihundertdreizehn einzelne Schriftstücke.«
    »Und die kannst du alle auswendig?«
    Myron nickte wieder.
    Sie starrten den Mönch ehrfürchtig an.
    »Ich war der Bibliothekar«, sagte Myron, als erklärte das alles.
    »Myron«, sagte Royce plötzlich, »in all diesen Büchern, stand da je etwas über ein Gutaria-Gefängnis oder einen Gefangenen namens Esra … haddon?«
    Myron schüttelte den Kopf.
    »Es ist wohl auch unwahrscheinlich, dass jemand etwas über ein Geheimgefängnis schriftlich niederlegt«, sagte Royce mit enttäuschter Miene.
    »Aber es wurde ein paarmal in einer Schriftrolle erwähnt und ein Mal in einem Schriftstück. Auf dem Schriftstück war allerdings der Name Esrahaddon in der Gefangene geändert und Gutaria hieß dort das Imperiale Gefängnis .«
    »Beim Barte Maribors!«, rief Hadrian aus und sah den Mönch noch ehrfürchtiger an. »Du hast wirklich die ganze Bibliothek auswendig gelernt!«
    »Warum ›imperiales Gefängnis‹?«, fragte Royce. »Arista hat doch gesagt, es sei kirchlich.«
    Myron zuckte die Achseln. »Vielleicht, weil in Imperiumszeiten die Nyphronkirche und das Imperium eng verbunden waren. Nyphron ist das alte Wort für Imperator , nach dem Namen des ersten Imperators, Novron. Die Nyphronkirche besteht also aus den Anbetern des Imperators , und alles, was mit dem Imperium zu tun hatte, konnte man auch als zur Kirche gehörig betrachten.«
    »Deshalb also sind die Mitglieder der Nyphronkirche so versessen darauf, den Erben zu finden«, sagte Royce. »Er wäre dann gewissermaßen ihr Gott und nicht nur ein Herrscher.«
    »Es gab hier mehrere hochinteressante Bücher über den Erben des Imperiums«, sagte Myron aufgeregt. »Mit Spekulationen, was wohl aus ihm geworden ist –«
    »Und was stand da über das Gefängnis?«, fragte Royce.
    »Tja, das wurde kaum genannt. Direkt erwähnt wurde es nur in einer äußerst seltenen Schriftrolle, den Gesammelten Briefen des Dioylion . Das Originalexemplar gelangte vorübergehend hierher, vor etwa zwanzig Jahren. Ich war erst fünfzehn, aber bereits Bibliotheksgehilfe, als eines Nachts ein verwundeterPriester, dem Tod nahe, hier eintraf. Es regnete an dem Tag, ungefähr so wie heute. Sie brachten ihn ins Krankenzimmer und befahlen mir, auf seine Sachen aufzupassen. Ich nahm seine Tasche, die völlig durchweicht war, und fand darin alle möglichen Schriftrollen. Ich hatte Angst, dass sie durch die Nässe Schaden nehmen würden, also entrollte ich sie zum Trocknen. Als sie offen dalagen, konnte ich der Versuchung, sie zu lesen, nicht widerstehen. Allem, was lesbar ist, kann ich eigentlich nicht widerstehen.
    Nach zwei Tagen sah der Priester zwar immer noch nicht viel besser aus, aber er verließ uns und nahm seine Schriftrollen mit. Niemand konnte ihn überreden, noch länger zu bleiben. Er schien Angst zu haben. Die Schriftrollen waren Korrespondenzen des Erzbischofs Venlin, der zu der Zeit, als das Imperium auseinanderbrach, Oberhaupt der

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