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Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition)

Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition)

Titel: Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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und ließ dabei jedes zweite Brett aus, als wolle er seinen Diebstahl tarnen.
    Shan sah ein Motorrad im Schatten an einem Baum lehnen. »Die Jadekrähen hatten die Kameras des toten Ausländers«, sagte er. »Ich wette, du hast dir die Fotos angesehen.«
    Dschingis wirbelte herum und hob den Hammer. »Du bist verrückt, alter Mao. Der Handel mit Diebesgut verstößt gegen das Gesetz.«
    Shan grinste und zeigte auf den Eimer voller Bolzen. »Eine kühne Behauptung, alles in allem.« Dschingis drohte immer noch mit dem Hammer.
    Shan wies auf die dunklen Häuser am Rand des Platzes. »Niemand in dieser Stadt kann bezahlen, was diese Kameras wert sind, oder auch nur riskieren, mit ihnen erwischt zu werden. Die Kameras sind auf einem eurer Lastwagen nach Nepal gelangt. Du fährst manchmal mit. Das muss doch langweilig sein. Du hast dir bestimmt die Fotos angeschaut.«
    Dschingis grinste. Seine Zähne waren dunkelrot verfärbt. Das Kauen von Betelnüssen zählte zu den lässlicheren Sünden der Leute aus Yunnan. »Du dämlicher Hurensohn. Du willst dich wegen ein paar Fotos von Tibetern mit den Jadekrähen anlegen?«
    »Tibetern wo?«
    Dschingis zuckte die Achseln. »Tibetern bei der Herstellung von diesem verfluchten getrockneten Käse. Tibetern beim Blasen großer Hörner. Tibetern bei einer Yak-Karawane, bei der Arbeit in diesem Kloster, beim Beten.« Er hob eine Hand undahmte das Klicken eines Blendenverschlusses nach. »So wie du lieber beten solltest, wenn du den Jadekrähen in die Quere kommst.«
    »Ich bin nicht derjenige mit gebrochenen Rippen, Dschingis. Du kannst nicht einfach in der Gegend herumlaufen und Leichen oder öffentliches Eigentum stehlen.«
    »Das ist bloß Altmetall fürs Recycling.«
    »Hier tauchen gleich Polizisten auf. Ich habe dem Beamten vor dem Polizeiposten mitgeteilt, dass jemand mutwillig die Statue beschädigt. Die werden nicht nachsichtig sein. Du hättest wenigstens warten können, bis es richtig dunkel ist. So fällst du doch auf.«
    Die Augen des jungen Mannes funkelten. »Keiner dieser armseligen Eierköpfe aus der Mandschurei wird es wagen, den Mund aufzumachen. Ich könnte …« Er verstummte abrupt. » Cao ni ma!« , rief er dann.
    Shan konnte in den weit aufgerissenen Augen seines Gegenübers die Signalleuchte eines Polizeiwagens aufblitzen sehen. Er zwang sich, nicht den Kopf zu wenden und möglichst desinteressiert zu wirken. »Welche Farbe haben die Uniformen?«, fragte er. Er konnte nun das Knistern von Polizeifunkgeräten hören.
    Dschingis verzog beunruhigt das Gesicht. »Grüne Affen«, sagte er und hielt nach einem Fluchtweg Ausschau. Er sah wieder Shan an. »Spielt das eine Rolle?«
    »Eine sehr große sogar. Lass deine Tasche fallen, und schieb sie mit dem Fuß unter die Bank.« Dschingis gehorchte. »Gib mir deinen Hammer.« Auf der anderen Seite des Platzes hielt ein weiteres Fahrzeug, Mengs grauer Geländewagen.
    Als der Junge unschlüssig verharrte, nahm Shan ihm den Hammer einfach aus der Hand. »Jetzt geh zu deinem Motorrad, und schieb es weg. Fang nicht an zu laufen, und lass den Motor nicht an, bevor das Geschrei losgeht.«
    »Geschrei?«
    Doch Shan blieb keine Zeit für eine Erklärung. Er stieß Dschingis in Richtung der Schatten und warf einen Blick über die Schulter. Auf beiden Seiten des Platzes näherten sich je zwei der grün uniformierten Beamten mit langen Schlagstöcken in den Händen. Shan ging direkt auf die Statue in der Mitte des Platzes zu.
    »Shan! Nein!«, rief Meng, als er auf den Sockel stieg. Sie rannte los. Die Polizisten hinter ihm riefen nun etwas. Er hörte das Trommeln ihrer Stiefel auf dem Pflaster.
    Shan hielt sich an der Taille des Fiberglas-Mao fest und rückte um die Statue herum. Dann richtete er sich auf und legte einen Arm um den kurzen dicken Hals. Die Polizisten beschimpften ihn und liefen schneller. Er nickte dem Großen Steuermann zu.
    »Dir haben wir das alles zu verdanken, du Scheißkerl«, herrschte er Mao an. Dann hob er den Hammer und schlug ihm die Visage ein.

KAPITEL ZEHN
    Die sanfte Berührung war wie kühles Wasser auf seinen brennenden Schmerzen. Seine Arme und sein Rücken pochten von den Schlägen, seine Ohren klingelten von den Hieben der Knüppel gegen seinen Kopf. Shan spürte, dass Blut aus einem halben Dutzend Platzwunden tröpfelte. Doch eine Stimme rief ihn aus der tiefen Grube seiner Pein nach oben.
    »Ich fürchte mich nicht vor Dämonen«, flüsterte die Stimme. »Falls ich Dämonen fürchten würde,

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