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Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition)

Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition)

Titel: Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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Bestimmte Städte, Grenzstädte, in deren Nähe Dinge das Land verlassen. Und ganz unten diese Adresse in Chamdo. Es ist Jamyangs Handschrift.«
    »Deshalb ist mein Bruder gestorben? Wohl kaum.«
    »Im Angesicht der Götter kann kein Mensch lügen, Lung. Haben die Jadekrähen bei diesen Städten etwas über die Grenze geschmuggelt? Zum Beispiel die Kameras dieser Ausländer?«
    Lung nickte kaum merklich.
    »Wo sind sie, wo sind die Kameras?«
    »Weg. Inzwischen wahrscheinlich auf irgendeinem Markt in Katmandu.«
    »Sieh dir die beiden letzten Einträge an, Lung. Eine Stadt und zwei Daten, die noch in der Zukunft lagen, als Jamyang ihm diese Liste gegeben hat. Der erste Termin ist vor ein paar Tagen verstrichen. Ihr plant dort etwas, ihr wollt an diesen Daten etwas über die Grenze nach Nepal schmuggeln. Jemand beobachtet euch.«
    Lungs Augen weiteten sich, als auch er es endlich begriff. »O verdammt.«
    »Dein Neffe ist gestorben«, verkündete Shan langsam. »Dein Bruder, die Äbtissin und Jamyang sind hier wegen seines Todes zusammengekommen. Und dann sind auch sie und der Deutsche gestorben.«
    »O verdammt«, murmelte Lung erneut und wiederholte es noch mehrere Male. Es klang wie ein Gebet, das Mantra der Jadekrähen.
    Wind kam auf und ließ draußen das Gras rascheln. Sie starrten beide den kleinen Altar an. Die Kerzen flackerten. Ein Ziegenmelker rief.
    »Ich möchte doch, dass du ein Brandopfer darbringst«, sagte Shan schließlich. Lung blickte auf. »Ich möchte, dass du für deinen Bruder einen Lastwagen verbrennst.«

KAPITEL NEUN
    Shan harrte fast eine Stunde im Schatten aus und spähte immer wieder durch das Fenster, bevor er Baiyuns kleinen Polizeiposten durch den Nebeneingang betrat. »Der Deutsche war ein Demokratie-Agitator«, sagte er zu Mengs Rücken, die an ihrem Schreibtisch saß. »Das wussten Sie.«
    Meng wurde sehr still und drehte sich dann langsam zu ihm um. »Er war ein Ausländer«, entgegnete sie, als wäre das ein und dasselbe.
    »Sie wussten, dass er das neue Befriedungslager beobachtet hat.«
    »Ein Ausländer, der als Dokumentarfilmer bekannt ist, reist illegal in einen Bezirk ein, in dem es so viele Straflager wie kaum sonst irgendwo in China gibt. Da liegt diese Vermutung nahe.«
    »Für Sie.«
    »Und für Major Liang«, gab sie schroff zurück.
    Shan zögerte einen Moment. Es verwirrte ihn, dass sie so verunsichert wirkte. »Ich muss in dieses Lager gelangen.«
    »Seien Sie kein Narr. Das ist unmöglich.«
    »Verhaften Sie mich.«
    Meng strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Shan fiel auf, wie zerzaust und müde sie war. Sie wies in Richtung des Computers auf ihrem Schreibtisch. »Ich habe heute zwei Stunden damit zugebracht, herausfinden zu wollen, wer Siesind, Genosse Shan. Die Öffentliche Sicherheit führt dermaßen viele Geheimoperationen durch, dass Peking nicht mal einen vollständigen Überblick besitzt. Und Sie sind eigentlich nicht der Typ für die Öffentliche Sicherheit, oder?«
    Shan erwiderte nichts. Er ging an der Arrestzelle entlang und strich mit den Fingern über das Gitter.
    »Einer der grünen Affen aus diesem neuen Befriedungslager hat uns gebeten, eine lao gai Registrierungsnummer zu überprüfen. Es war Ihre, Shan.«
    Er hatte vergessen, dass Lung Tso sich die eintätowierte Nummer notiert hatte. Und die Jadekrähen arbeiteten bekanntlich mit der Bewaffneten Volkspolizei zusammen.
    »Aber das war auch schon alles«, fuhr Meng fort. »Bloß Ihr Name und ein viele Jahre altes Überstellungsdatum. Zur 404. Baubrigade des Volkes. Sonst nichts. Eines von Oberst Tans berühmtesten Straflagern. Tan verliert keine Unterlagen. Es müsse sich um eine fingierte Sache handeln, hat der Beamte gesagt, eine verdeckte Ermittlung. Ich habe den Narr nicht darauf hingewiesen, dass niemand einen falschen Lebenslauf erschaffen würde, der überhaupt nichts beinhaltet. Doch andererseits würde wohl kein Sträfling so schlau sein, Tan irgendwie dazu zu bringen, seine Akte zu vernichten, um dann unter seinem echten Namen in Tans Bezirk zu bleiben.«
    »Ich könnte Ihnen eine Karte all der Straßen zeichnen, an denen ich bei der 404ten gearbeitet habe. Verhaften Sie mich.«
    »Warum haben Sie nicht Ihren Namen geändert?«
    Er ging vor der Zelle, die an das Büro grenzte, auf und ab und berührte auch weiterhin jeden Gitterstab. »Die 404. Baubrigade des Volkes. Das wissen die dort von mir. So komme ich herein.«
    »Sie reden wirres Zeug.«
    Shan packte die Gitterstäbe und

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