Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)
der Wassermensch mit einem nackten, schutzlosen Seelenleib auf die Welt kommt und das Bewusstsein des physischen Körpers bei ihm nicht so stark ausgeprägt ist. Sich hautlos, nackt zu fühlen hat auch wieder eine helle und eine dunkle Seite: Auf der einen Seite ist man dadurch durchlässiger, empfindsamer und verspürt Mitgefühl mit allen Leidenden, allen Kindern der Erde, die Schutz und Hilfe, Mütterlichkeit und Seelennahrung brauchen. Das können Kinder im wörtlichen Sinne sein, natürlich auch die eigenen Kinder, aber es können auch metaphorische Kinder sein wie die Pflanzen im Garten, die gegossen werden wollen, oder der Vogel mit gebrochenem Flügel, die hilflose Kreatur.
Das Mutter-Kind-Motiv kann viele Gesichter haben, und es wohnt auch in Männern! Allerdings lebt es sich nicht leicht mit dieser Hautlosigkeit, diesem Gefühl, viel sensitiver, verletzbarer zu sein als die meisten anderen. Diese Menschen sind viel mehr als andere angewiesen auf wärmende, liebevolle Seelenströmungen, auf seelisches Verständnis. Aus diesem Grund gibt es auch so viele verhärtete, verpanzerte Krebse; sie hatten oft schon sehr früh das Gefühl, mit dieser Verletzlichkeit nicht überleben zu können. Diese Schutzhaltung findet sich vor allem bei Männern. Krebs-betonte Männer sind oft meisterhaft verpanzert, so als würden sie sich nur noch auf den Gegenpol Steinbock beziehen, dieses Winterzeichen, das Lebenshärte symbolisiert: »Ich muss mich wie ein Steinbock verhalten, denn mit meiner Krebs-Empfindsamkeit komme ich in dieser harten Welt, in diesem Haifischbecken nicht zurecht.« Ein Krebs-betonter Mann entspricht natürlich nicht der klassischen Vorstellung von Männlichkeit. Männer werden im Patriarchat dadurch definiert, dass sie nicht weiblich sind, das heißt, ihre »weibliche« Seite, die Gefühlsseite, die Seelentiefe, Empfindsamkeit und Verletzlichkeit beinhaltet, gilt seit jeher in unserer Tradition als unmännlich. Für Krebs-betonte Männer ist es von klein auf nicht leicht, sich zu ihrer Natur zu bekennen.
Der Magen
Für Mann wie Frau ist diese Hautlosigkeit, Verletzbarkeit, Empfindsamkeit zugleich das Beste und Schlechteste, was sie haben. Ein Krebs-betonter Mensch, der sich zu dieser Anlage bekennt, kann die Aufgabe wahrnehmen, die dem Krebs im großen kosmischen Körper entspricht, nämlich die des Magens. Man sagt ja, Liebe geht durch den Magen, aber hier geht es weniger um das leibliche Wohl als um Seelennahrung. Es gibt Forschungen über hospitalisierte Kinder in Waisenhäusern, die physisch ausreichend ernährt wurden und trotzdem starben, weil sie keine seelische Zuwendung bekamen. Wasserzeichen wissen, dass ohne Liebesenergie kein Leben möglich ist. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sich Krebs-betonte Menschen gehäuft in sozialen Berufen wiederfinden, überall dort, wo es um Heilen und Helfen geht, wo das unmittelbar Menschliche im Vordergrund steht und nicht der technische und auch nicht der materielle Aspekt. Ihre Aufgabe ist es, für Seelennahrung und Verständnis in ihrem Umfeld zu sorgen, für eine gute Mütterlichkeit.
Der schöpferische Mensch
Wer Zugang zur schöpferischen Quelle des Unbewussten hat, kann dies nützen als Musiker, Maler, Poet, als Künstler im weitesten Sinne. Hier kommt Kunst allerdings nicht von Können. Es geht um Inspiration, Intuition, mehr um die rechte als um die linke Gehirnhälfte. Auch die Sprache Krebs-betonter Menschen ist anders als die, die wir beispielsweise bei Zwillinge beobachtet haben. Bei Krebs geht es nicht um Intellekt, Analyse, Ratio; sie verwenden die Sprache der Bilder, wie sie in Träumen, Märchen und Mythen vorkommt. Irgendjemand hat einmal über Märchen gesagt: Sie sind nicht wirklich, aber sie sind wahr.
Krebs-betonte Menschen verstehen – wie Kinder – Märchen intuitiv. Sie wissen, worum es geht, ohne dass sie das Märchen analysieren müssen. Ich glaube, dass die Arbeit mit Märchen, mit inneren Bildern, heute kollektiv wichtig ist, um unsere verlorene Seele wiederzufinden, und dass gerade Krebs-betonte Menschen auf dieser Ebene eine Aufgabe haben. Mit Hilfe der Märchen können sie sich selbst wieder seelisch lebendig machen und diese Lebendigkeit, dieses Lebenswasser, diese Art von Weisheit weitervermitteln.
Der Mond
Der Mond hat sein Domizil im Zeichen Krebs; Krebs ist das Mondzeichen, so wie etwa Widder das Marszeichen ist. Sonne und Mond gelten seit Urzeiten als himmlisches Liebespaar, wobei Sonne den männlichen und
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