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Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)

Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)

Titel: Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Riemann
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Großmutter. Deshalb hatte sich die groteske Situation ergeben, dass die Mutter das Kind immer ermunterte: »Geh hinaus, spielen, ich halte dich nicht fest!« Das Kind jedoch hing an ihrem Rockzipfel und bat immer nur: »Mama, bitte, ich will gar nicht weg, ich will bei dir bleiben.« Die Mutter verstand die Welt nicht mehr. Dieses »Missverständnis« war astrologisch sehr schön aufzuklären, und die naheliegende Lösung war, dass das Kind von da an viel Zeit mit der Großmutter verbrachte, mit der es ein Herz und eine Seele war, denn die Großmutter mit ihrem Stier-Mond hatte endlich ein Kind gefunden, das dankbar war fürihre Fürsorglichkeit und sich nicht sofort die Backe abwischte, wenn es einen Kuss bekam. Die Mutter mit dem Wassermann-Mond hatte dadurch mehr Zeit für sich und konnte diese Freiheit auch guten Gewissens genießen.
    Dieses Beispiel illustriert sehr gut, wie wichtig die Klärung der Mondebene in Beziehungen ist, sei es in der Beziehung zwischen Mutter und Kind oder Vater und Kind, sei es in der Partnerschaft: Die unbewussten Erwartungen, die aus dem Nachtreich des Mondes stammen, können das Gelingen oder Scheitern einer Beziehung wesentlich beeinflussen.
    Auf der körperlichen Ebene steht Mond für das vegetative Nervensystem, das wir mit unserem Kopf nicht beeinflussen können, so durchtherapiert und gescheit wir auch sein mögen – wir fühlen nun einmal, wie wir fühlen.
    Ich habe bereits erwähnt, dass Männer sich mit dem problematischen kollektiven Erbe auseinandersetzen müssen, dass Mannsein im Patriarchat durch den Verzicht auf das Weibliche definiert war. Die meisten Männer haben von ihren Vätern und Großvätern gelernt, ihre weibliche Seele, ihre Gefühlsnatur aus sich hinauszuwerfen, sprich zu projizieren. Aus diesem Grund erkennen viele Männer die Mondwelt nicht in sich oder für sich selbst, sondern suchen sie bei Frauen und erwarten von Frauen, so zu sein, wie es ihrem inneren Mondbild entspricht. Wenn eine Frau dann diese Eigenschaften, die die Männer eigentlich auch in sich selbst suchen sollten, nicht hat, sind sie enttäuscht oder fühlen sich verraten.
    Hier geht es nicht um das Bild der Geliebten; hier geht es um die Mutter. Das heißt: Mit welcher Frau könnte ich mir vorstellen, eine Familie zu gründen? Welche Frau könnte die Mutter meiner Kinder sein? Von welcher Frau fühle ich mich auch selbst gut bemuttert, verstanden? In welcher Beziehung fühlt sich mein inneres Kind wohl? Natürlich ist es legitim, in der Frau den Mond zu suchen. Problematisch wird es allerdings, wenn dieses Bedürfnis immer in der Projektion bleibt und Männer nicht den Bezug zu ihrer eigenen Weiblichkeit finden. Das ist schon deshalb so wichtig, weil es für die jeweilige Partnerin leichter wäre, einfach sie selbst zu sein, ohne permanenten Erwartungsdruck von außen.

Die drei Federn
    Das Märchen Die drei Federn , eines der weniger bekannten Grimmschen Märchen, stellt den Weg eines Krebs-betonten Helden für mein Gefühl sehr gut dar. Vorweggenommen: Märchen überhaupt, das habe ich schon angedeutet, beinhalten eine Weisheit und benutzen eine Sprache, die dem Krebs-Prinzip sehr entspricht. Dieses Krebs-Märchen passt vor allem für den Krebs-Mann. Hier gibt es keine grausamen Drachenkämpfe, und der Held, um den es geht, ist ein sanfter, gutmütiger Typ, deswegen wird er nicht zufällig der »Dummling« genannt. Er hat zwei ältere Brüder, die wie so oft im Märchen herzlose, verstandesorientierte Trickster-Typen sind. Der Vater, der alte König, möchte den rechten Thronfolger finden. Dazu wirft er drei Federn in die Luft und sagt: »Wie die fliegen, so sollt ihr ziehen. Wer mir den feinsten Teppich bringt, der soll nach meinem Tod König sein.« Die Federn der beiden älteren Brüder fliegen waagerecht nach Osten und Westen, nur die des Dummlings, des jüngsten Sohnes, segelt einfach zur Erde, und er sitzt ganz traurig da. Da bemerkt er neben der Feder eine Falltür, die nach unten zu öffnen ist, findet darunter eine Treppe und steigt hinab in die Tiefe. Dort unten begegnet er einer alten Kröte, von der er – verkürzt erzählt – nacheinander den schönsten Teppich, den schönsten Ring und schließlich die schönste Frau bekommt. Die älteren Brüder können es nicht fassen, dass ausgerechnet der Dummling die schönsten Dinge anbringt, und verlangen vom König, dass er ihn immer neuen Prüfungen unterziehe. Doch das alles nützt ihnen nichts: Am Ende wird der Dummling der

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