Der Tierarzt kommt
seinem...«
»Ach, ich glaube, das ginge schon«, unterbrach mich Mrs. Rumney rasch. »Wenn ich in die Ferien fahre, nimmt Con ihn immer zu sich, und er hat niemals etwas erwähnt...«
Ich verabschiedete mich. »Nun, das ist ja ausgezeichnet. Sagen Sie es Mr. Fenton bald – er wird sich freuen.«
Ein paar Tage später rief Mrs. Rumney an. Con hatte den Vorschlag begeistert angenommen, und das Paar schien überaus glücklich zu sein. Sie hatte auch meinen anderen Rat befolgt und einen kleinen Pudel angeschafft.
Ich sah den neuen Hund erst, als er fast sechs Monate alt war. Mrs. Rumney hatte mich angerufen, um ein kleines Ekzem zu behandeln. Als ich in dem anmutigen Wohnzimmer saß und Mrs. Rumney anschaute, wie sie kühl und gesetzt das kleine weiße Geschöpf auf dem Schoß hielt, wurde es mir klar, wie richtig diese Lösung gewesen war. Der schöne Teppich, die Samtvorhänge, die zerbrechlichen kleinen Tischchen mit dem teuren Porzellan und die gerahmten Miniaturen an der Wand – das war kein Ort für Cedric.
Con Fenton wohnte kaum eine halbe Meile entfernt, und auf dem Rückweg folgte ich einer plötzlichen Eingebung und parkte den Wagen vor seinem Haus. Auf mein Klopfen öffnete der alte Mann die Tür. Er strahlte, als er mich sah.
»Kommen Sie herein, junger Mann!« rief er schnaufend. »Freut mich, Sie zu sehen!«
Kaum war ich in das kleine Wohnzimmer getreten, als sich eine haarige Form auf mich stürzte. Cedric hatte sich nicht die Spur verändert, und ich mußte mich bis zu dem lädierten Sessel am Kamin durchkämpfen. Con setzte sich mir gegenüber, und als der Boxer ihn ansprang, um ihm das Gesicht zu lecken, gab er ihm einen freundlichen Schlag mit der Faust auf den Kopf.
»Platz, du großes, blödes Mistvieh«, brummte er liebevoll. Cedric ließ sich brav auf den zerfransten Kaminvorleger fallen und blickte seinen neuen Herren treu ergeben an.
Con stopfte sich die Pfeife mit einem Kraut, das zum Fürchten aussah. »Ich bin Ihnen so dankbar, Mr. Herriot, daß Sie mir diesen großartigen Hund vermittelt haben. Der ist Spitze, und ich würde ihn für kein Geld verkaufen, ‘nen besseren Freund kann man sich gar nicht wünschen.«
»Das ist ja schön, Con«, sagte ich. »Und wie ich sehe, fühlt er sich wirklich wohl hier.«
Der alte Mann zündete sich die Pfeife an, und eine beißende Rauchwolke stieg zu den niedrigen, verrußten Deckenbalken auf. »Ach, der ist fast nie im Haus. So ein flinker, starker Hund muß sich ja wohl seine überschüssige Kraft abarbeiten.«
Aber im gleichen Augenblick arbeitete sich Cedric offensichtlich noch etwas anderes ab. Der wohlbekannte Gestank war selbst in dem beizenden Pfeifenqualm noch sehr deutlich. Con schien es nicht zu bemerken, aber in diesem kleinen Raum fand ich es geradezu überwältigend.
»Jetzt müssen Sie mich entschuldigen«, stammelte ich. »Ich habe nur eben vorbeigeschaut, um mich zu überzeugen, daß Sie und Cedric miteinander auskommen. Also, auf Wiedersehen.«
Ich taumelte zur Tür, aber der Geruch folgte mir. Auf dem Tisch standen die Reste der Mahlzeit des alten Mannes, und daneben war eine angeschlagene Vase mit einem Strauß herrlicher Nelken. Hier fand ich Zuflucht, und ich steckte die Nase in die duftenden Blumen.
Con nickte mir befriedigt zu. »Schöne Blumen, nicht wahr? Die Missus hat mir erlaubt, mich im Garten zu bedienen, und diese Nelken hab ich am liebsten.«
»Ja, das war eine gute Wahl.« Ich vergrub meine Nase noch tiefer in den Blüten.
»Nur eins ist schade«, sagte er nachdenklich. »Ich hab nicht soviel Spaß dran wie Sie.«
»Aber warum denn nicht, Con?«
Er zog an der Pfeife. »Haben Sie denn nicht bemerkt, daß ich ein bißchen komisch spreche?«
»Nein... eigentlich nicht.«
»Ach, das hört man doch. Ich bin schon von kleinauf so. Man hat mir die Wucherungen rausgenommen, und da ist was schiefgegangen.«
»Das tut mir aber leid«, sagte ich.
»Ach, ist nicht weiter schlimm, aber seitdem fehlt mir was.«
»So...?« Jetzt ging mir ein Licht auf, und ich ahnte, warum die beiden so gut zusammenpaßten und warum es auch so bleiben würde.
»Tja«, sagte der alte Mann traurig. »Ich kann überhaupt nichts riechen.«
5
An einem Herbstmorgen fuhr ich durch einen schweren Nebelvorhang den Dale hinauf. Ich sah fast nichts, obwohl ich die Scheinwerfer eingeschaltet hatte, aber der Motor arbeitete sich langsam die Steigung hinauf, und ich kam wohlbehalten oben an.
Und hier über der Nebelschicht schien
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