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Der Tierarzt kommt

Der Tierarzt kommt

Titel: Der Tierarzt kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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feststellen, daß auch ich außer Atem geraten war. »Einen Augenblick. Lassen Sie mich die Lungen abhören.«
    »Einen Augenblick!« platzte der Trainer los. »Herrgott noch mal, wir haben keinen Augenblick zu verlieren! Das Pferd könnte sterben!«
    Das brauchte er mir nicht zu sagen. Auch ich hatte das bedenkliche Zittern der Beine bemerkt, und jetzt begann das Fohlen leicht zu schwanken. Die Zeit war wirklich knapp.
    Mit trockener Kehle untersuchte ich die Brust. Ich wußte gleich, daß es nichts an den Lungen hatte – das Problem schien in der Halsgegend zu liegen –, aber es gab mir ein wenig Zeit zum Nachdenken. Selbst mit dem Stethoskop in den Ohren hörte ich Beamishs Stimme.
    »Ausgerechnet das hier! Sir Eric Horrocks hat fünftausend Pfund für das Fohlen bezahlt. Es ist das wertvollste Tier in den Ställen. Warum mußte das nur passieren?«
    Mir pochte das Herz, und ich konnte ihm nur beistimmen. Und warum um Himmels willen war ausgerechnet ich in diesen Alptraum geraten? Und mit einem Mann wie Beamish noch dazu, der kein Vertrauen zu mir hatte.
    Er packte mich am Arm. »Sind Sie sicher, daß Mr. Farnon nicht erreichbar ist?«
    »Tut mir leid«, erwiderte ich heiser. »Er ist über dreißig Meilen weit weg.«
    Der Trainer schien in sich zusammenzusinken. »Das wär’s also. Wir sind am Ende. Es stirbt.«
    Das Fohlen taumelte, das Atmen wurde lauter und keuchender, und ich hatte alle Schwierigkeiten, ihm das Stethoskop an die Brust zu halten. Erst als ich die Hand auf seiner Flanke ruhen ließ, um es zu besänftigen, bemerkte ich die kleine Schwellung unter der Haut. Es war wie ein runder flacher Gegenstand, wie ein Pfennigstück, das im Gewebe steckte. Ich sah es mir scharf an. Ja, es war deutlich sichtbar. Und da war ein weiteres solches Ding etwas höher... und dann noch eins, und dann noch eins. Das Herz setzte mir aus... das war es also.
    »Was soll ich nur Sir Eric sagen?« stöhnte der Trainer. »Daß sein Fohlen gestorben ist und der Tierarzt keine Ahnung hatte, was ihm fehlte?« Er blickte sich verzweifelt um, als hoffte er, Siegfried würde durch irgendeinen Zauber aus dem Nichts auftauchen.
    Ich lief zum Wagen und rief ihm über die Schulter zu. »Ich habe nie behauptet, keine Ahnung zu haben. Ich weiß, was sie hat. Es ist Urticaria.«
    Er rannte mir nach. »Urti... was zum Teufel ist denn das?«
    »Nesselfieber«, antwortete ich, während ich nach dem Adrenalin suchte.
    »Nesselfieber!« Er riß die Augen auf. »Aber das kann doch nicht dazu führen!«
    Ich füllte die Spritze mit fünf cm 3 Adrenalin und ging zurück. »Es ist eine Allergie und meist harmlos, aber in manchen Fällen ruft es Ödeme in den Luftwegen hervor – und das haben wir hier.«
    Es war schwierig, die Vene zu drosseln, denn das Fohlen taumelte unruhig herum, aber als es für eine Sekunde still stand, preßte ich ihm den Daumen an den Hals, die große Ader schwoll an, und ich führte rasch die Nadel ein. Dann trat ich zurück und blieb neben dem Trainer stehen.
    Keiner von uns sagte ein Wort. Der Anblick des torkelnden Tieres und der Klang des röchelnden Atems hielt uns voll und ganz im Bann.
    Ich wußte, daß das Tier am Ersticken war, und ich hatte große Angst, und als es fast zu Boden stürzte, umklammerten meine Finger das Skalpell in der Tasche, das ich aus dem Wagen zusammen mit dem Adrenalin mitgenommen hatte. Ich wußte nur zu gut, daß in diesem Fall nur noch ein Luftröhrenschnitt helfen konnte, aber ich hatte keinen Schlauch bei mir. Falls das Fohlen umsackte, mußte ich ihm die Luftröhre aufschneiden, und ich wollte gar nicht daran denken. Im Augenblick konnte ich mich nur auf das Adrenalin verlassen.
    Beamish machte eine verzweifelte Handbewegung. »Es ist hoffnungslos, nicht wahr?« flüsterte er.
    Ich zuckte die Schulter. »Es gibt noch eine kleine Chance. Vielleicht kann die Injektion die Flüssigkeit in der Luftröhre noch rechtzeitig reduzieren... wir müssen abwarten.«
    Er nickte und ich sah, wie bewegt er war. Nicht nur der Gedanke, wie er es dem berühmten Besitzer beibringen sollte, beschäftigte ihn, sondern es war vor allem der Schmerz des Pferdeliebhabers.
    Zuerst glaubte ich, es mir nur eingebildet zu haben, aber es schien, als ob das Atmen ein bißchen weniger keuchend wurde. Als ich mich dann in quälender Ungewißheit über das Tier beugte, sah ich, daß der Speichelfluß abnahm. Es konnte wieder schlucken.
    Von diesem Augenblick an verlief alles mit unglaublicher Geschwindigkeit. Bei

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