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Der Tigermann

Der Tigermann

Titel: Der Tigermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lecale ERrol
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sondern beobachtete das Gesicht des Maharadschas und seiner Gemahlin. Erst jetzt bemerkte er, daß sie offensichtlich Englisch verstand, womit er nicht gerechnet hatte.Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als der Major über den zerfleischten Körper des Hanjan-Kindes sprach. Sie weiteten sich vor Grauen, als er von der Einkreisung durch die Schlangen erzählte. Und sie wurden mitfühlend vor Erleichterung und Staunen, als Grant über die Abwendung der Gefahr durch Mara berichtete.
    Im Gegensatz zu ihr zeigte der Maharadscha keine Gefühlsregung außer einem starken Interesse, als er sich vorlehnte und nachdenklich an seinem Bart zupfte.
    »Vielen Dank, Major Grant. Professor, was halten Sie von dem Ganzen?«
    »Als erstes würde ich sagen, das Kind wurde zweifelsohne von Ihrem Scheradmi getötet. Aber darauf komme ich noch zurück. Zweitens der Angriff der Kobras. Diese Schlangen sind offenbar die Wächter der Tempelruinen. Da es dort ringsum kein lebendes Wesen gibt, muß den Schlangen Futter gebracht werden. Ich halte es für eine logische Folgerung, daß die Priester Kalis die Kobras füttern. Der Tempel ist zwar nur noch eine Ruine, aber trotzdem muß er ein heiliger Ort bleiben.«
    »Mein Großvater zerstörte ihn«, unterbrach der Prinz Eli. »Ihm war dieser Kult ein Grauen – genau wie mir. Eine Woche nach der Zerstörung des Tempels starb mein Großvater, aber die Priester bauten ihr Heiligtum nicht wieder auf. Der Kopf der Kali wurde dem Körper der neuen Statue im großen Tempel aufgesetzt.«
    »Ich glaube nicht, daß die Umzingelung durch die Schlangen irgend etwas Okkultes an sich hatte«, fuhr Eli fort. »Nach meiner Ansicht sind sie daran gewöhnt, daß man ihnen Futter vor den Altar legt. Wenn deshalb Menschen die Ruinen betreten, erwarten sie gefüttert zu werden. Sie kommen aus ihren Schlupfwinkeln zum Altar. Auf diese Art könnten sie auch auf Eindringlinge dressiert werden. Vielleicht gibt Major Grant mir recht.«»Daran hatte ich gar nicht gedacht«, gestand Grant. »Aber so wird es ganz sicher sein. Nur eines verstehe ich trotzdem nicht. Wie zum T…. – wie konnte Miß Mara sie bezähmen? Ich hörte zwar, daß sie die Kobras anzischte, aber das kann es nicht gewesen sein. Schlangen hören nicht, sie nehmen nur Vibrationen auf. Der Schlangenbeschwörer leitet seine Schlange ja auch nicht durch die Flötentöne, sondern durch die rhythmische Bewegung des Instruments. Ich würde es verstehen, wenn Miß Mara nur eine Schlange durch ihre Handbewegungen bezähmt hätte, aber doch nicht alle. Die meisten konnten ihre Hände ja gar nicht sehen. Und doch schien es, als befahl sie der einen wegzugehen und irgendwie gehorchten auch alle anderen. Wie hat sie das gemacht?«
    »Bitte, Professor«, sagte der Maharadscha drängend. »bitte erklären Sie uns, wie sie es getan hat. Von allem, was der Major berichtete, ist dies das Interessanteste. Können Sie es uns erklären?«
    Eli schwieg einen langen Moment. »Nein«, antwortete er schließlich zögernd.
    Der Maharadscha blickte ihn überrascht an. Ärger überflog sein Gesicht. »Sie weigern sich?« fragte er in einem Ton, der seine westliche Erziehung vergessen ließ.
    »Euer Hoheit, ich weigere mich nicht.« Eli seufzte. »Ich bin ganz einfach nicht imstande zu erklären. Noch nie habe ich so etwas erlebt. Ich habe keine Erklärung. Auch Mara selbst vermag mir nicht zu helfen. Sie hat keine Erinnerung an diesen Vorfall. Mara befand sich die ganze Zeit in Trance.«
    Der Prinz akzeptierte die Erklärung, aber er war sichtlich enttäuscht. Wieder zupfte er an seinem Bart. »Zumindest steht fest, daß die Priester Kalis nicht mit Ihrem Entkommen rechneten. Saiva dürfte sehr wütend sein.«
    »Ich habe eine Theorie«, gestand Eli leise. »Sie paßt zu den Fakten, aber wie gesagt, es ist lediglich eine Theorie, nicht mehr.«
    »Ja? Bitte lassen Sie sie hören.«
    »Mara verfügt über geheimnisvolle Kräfte, die nicht einmal ich, der ich sie seit ihrer frühesten Kindheit kenne, ganz verstehen, noch logisch erfassen kann. Jedes Tier, jede lebende Kreatur, hat die angeborene, manchmal nur latente Fähigkeit, sich mitzuteilen, zu verständigen – ohne Worte, ohne einen Laut, ja sogar ohne auf Sicht angewiesen zu sein. Denken Sie zum Beispiel an eine Schar Vögel am Himmel, wie sie die Richtung ändern oder tiefer fliegen, alle im selben Moment und so schnell, daß dem Führer, wenn es einen solchen gäbe, gar keine Zeit bliebe, das Kommando zu geben.
    Oder

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