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Der Tigermann

Der Tigermann

Titel: Der Tigermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lecale ERrol
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war in dem Dickicht der Todeskampf eines großen Tiers zu hören und ein letztes, schwaches Knurren.
    »Getroffen!« triumphierte Grant. Er öffnete das Gewehr und lud die Doppelkammer nach.
    »Wir wollen nachsehen«, bestimmte er.
    Der Strahl der Lampe zeigte den erlegten Leoparden ausgestreckt im Dickicht. »Eine Kugel im Kopf, eine im Herz. Nicht schlecht«, freute sich Grant.
    »Hätte er denn angegriffen?« fragte Eli.
    »Vielleicht nicht. Aber bei Leoparden darf man kein Risiko eingehen.« Grant schien wie berauscht von seinem Jagdglück. Eli vermutete, daß der Major dies als Rechtfertigung seines Realismus gegenüber den Hirngespinsten seines Begleiters ansah.
    »Aber wir sind nicht gekommen, um Leoparden zu schießen«, erinnerte ihn Eli.
    »Nein. Also sehen wir zu, daß wir weiterkommen.«
    Sie wandten sich wieder dem Pfad zu. Erst jetzt bemerkten sie, daß Mara nicht mehr bei ihnen war.»Schnell. Ihr nach!« drängte Eli. Er begann zu laufen, und die anderen folgten ihm im gleichen Tempo.
    Der Pfad wurde schmaler. Die Dornen griffen nach ihnen, blieben an Gewand und Haut hängen. Die Dunkelheit verwandelte alles. Die verschlungenen Zweige der stachligen Büsche schienen wie die dürren Arme von Alptraumgestalten, die ihnen den Weg verwehren wollten.
    Sie waren bereits vier oder fünf Minuten gerannt, als Eli plötzlich stehenblieb und mit seinen Sinnen in die Nacht hinaushorchte.
    »Wir müssen uns beeilen«, mahnte Grant.
    »Wenn sie diesen Weg genommen hätte, müßten wir sie längst eingeholt haben«, gab Eli zu bedenken. »Ich glaube nicht, daß sie überhaupt so weit gekommen ist.«
    »Aber wir haben sie doch nicht überholt«, warf der Major ein.
    »Es muß irgendwo einen Seitenpfad geben, den wir nicht bemerkt haben.«
    Etwas langsamer kehrten sie auf demselben Weg zurück. Hugo leuchtete mit der großen Lampe die Büsche links und rechts ab, aber nicht dem Licht war es schließlich zu verdanken, daß sie die Spur fanden, sondern den primitiven Instinkten Obos, des Fährtenlesers. Plötzlich begann er laut zu schnüffeln, senkte die Nase tief auf den Boden und bog abrupt nach links ab, mitten hinein in etwas, das auf den ersten Blick wie undurchdringliches Dickicht aussah.
    Aber tatsächlich gab es dort einen Pfad, noch viel schmaler als der, dem sie bisher gefolgt waren.
    Warum hatte Mara den geraden Weg verlassen? Wie hatte sie überhaupt gesehen, daß es diesen Seitenpfad gab? Aber daß sie ihn betreten hatte, verriet ein kleiner weißer Fetzen ihres Saris, der an den Dornen hing. Obo deutete als Rechtfertigung für seinen Geruchsinn darauf. Grant tätschelte ihm flüchtig den Kopf wie einem Hund. Er sagte irgend etwas in einer Sprache, die Eli nicht verstand, und der Spurenleser lief in den Seitenpfad hinein.
    »Sie kann noch nicht sehr weit sein, sonst würdeObo es nicht mehr riechen«, kommentierte Grant. »Er täuscht sich nie.«
    Obwohl der Seitenpfad kaum mannsbreit war und die höheren Sträucher fast über ihm zusammenwuchsen, war der Boden zweifelsohne durch häufige Benutzung festgetreten.
    Er führte ständig aufwärts; das war alles, was sie darüber sagen konnten, denn sie sahen absolut nichts. Vermutlich endete er auf einem der vielen Hügel, die stolz über das Flachland wachten.
    »Leopardenland«, knurrte Grant. »Und auch Badmasch- Land , wo die Thugs, die Dakoits und flüchtige Verbrecher sich verstecken. Die Hügel sind von Höhlen durchzogen, in denen Verbrecher und Raubtiere hausen. Ich weiß nicht, wer von ihnen gefährlicher ist.«
    Eli hörte ihn kaum. Sein Geist versuchte den des Mädchens zu erreichen, die Verbindung aufzunehmen, die für sie beide so unsagbar wichtig war. Es beunruhigte ihn über alle Maßen, daß der Kontakt nicht zustande kam. Es konnte nicht an der Entfernung liegen, denn es hatte sich nicht nur einmal erwiesen, daß ihrer beider telepathischen Kräfte grenzenlos waren. Außerdem konnte Mara kaum weiter als einen halben Kilometer vor ihnen sein. Warum aber drang dann kein Zeichen von ihm zu ihr?
    Es gab zwei Erklärungen, und an keine davon mochte er auch nur denken. Die erste war die schlimmste. Mara war tot. Aber hätte er dann nicht ihre Todesqualen mitempfinden müssen?
    Die zweite war nicht viel besser. Wenn sie nicht antwortete, mußte sie unter der geistigen Beeinflussung eines anderen stehen. Aber wer könnte eine solche Macht über sie ausüben?
    Obo blieb abrupt stehen. Er zitterte plötzlich wie ein verängstigter Hund. Grant stieß dem

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