Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tigermann

Der Tigermann

Titel: Der Tigermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lecale ERrol
Vom Netzwerk:
kommen.«
    »Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch nicht allzu groß«, brummte Grant.
    »Das ist sie in solchen Fällen selten«, gab Eli zu bedenken. »Ich habe ihr jedoch, soweit ich es konnte, nachgeholfen.«
    Hugo, der hinter ihnen schritt, grinste. Der Jägerhatte keine Ahnung von den Methoden seines Meisters und von den Intuitionen, die ihn lenkten und die er anderen gegenüber als Logik ausgab.
    »Ich würde mich sicherer fühlen, wenn Sie Ihre andere Flinte nähmen«, sagte Eli milde.
    »Silberkugeln!« brummte Grant abfällig. »Ich muß verrückt gewesen sein, als ich sie goß.«
    Das zweite Gewehr war ein alter Vorderlader. Eli hatte auf den Jäger mit Engelszungen einreden müssen, ehe er sich bereit erklärte, es mit Silberkugeln zu laden. Es wäre zu schwierig gewesen, die Patronen für die Elefantenbüchse neu zu füllen. Für die ältere Schußwaffe dagegen besaß Grant bereits Gußformen und sogar einen eigenen Schmelztiegel.
    »Silber ist das einzige wirkungsvolle Metall gegen die Kreaturen der Schattenwelt«, versicherte ihm Eli. »Das habe ich Ihnen ja bereits erklärt.«
    Grant lenkte ab. »Jedenfalls gibt es auch andere Gefahren hier«, knurrte er. »Das hier ist Leopardenland. Erst im vergangenen Jahr habe ich keine drei Kilometer von hier einen Menschenfresser erlegt, der bereits fünfundneunzig Leute angefallen hatte. Sie möchten doch sicher nicht, daß ich Ihr kostbares Silber an ordinäre Tiere vergeude.«
    Wie gewöhnlich war sein Ton sarkastisch. Eli zuckte die Achseln. Grant mochte ja recht haben. Außerdem würde der Träger die Gewehre in Sekundenschnelle austauschen können.
    »Na gut, Major.« Er seufzte. »Ich hoffe…« Aber er beendete den Satz nicht. Mara schritt mit gleichmäßigen Schritten weiter. Wieviel, fragte er sich, verstand sie eigentlich von ihrer Aufgabe? Ihre Verständigung war hauptsächlich emotionell. Faktische Begriffe waren schwer zu übermitteln. Eines Tages würde er die Brüder auf dem Himalaya besuchen, die schon einmal seine Lehrer gewesen waren. Dann würde er seine Lehrzeit in Sachen des Rechten Pfades zu Ende bringen. Eines Tages, wenn er Zeit hatte und seine Dienste nicht so dringend benötigt würden.Aus nächster Nähe drang plötzlich ein irres Gelächter.
    »Ha-ha-ha-he-he-he-«
    Gegen seinen Willen blieb Eli stehen. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken.
    »Hyänen«, brummte Grant. Eli nickte. Nach dem ersten Schreck war ihm das selbst klargeworden. Die Hyänen rührten sich nicht mehr, und sie schritten weiter durch die Finsternis. Mara war nur noch ein verschwommener weißer Fleck vor ihnen.
    Die Stille wurde immer drückender, als wäre die Dunkelheit voll des namenlosen Grauens, das wartete, beobachtete, bereit, augenblicklich mit unzähmbarer Wildheit zuzuschlagen. Eli spürte den kalten Schweiß auf der Stirn. Und doch hatte er keine Angst, keine psychische Angst. Sein Körper war alarmiert, jedoch nicht sein Verstand, nicht sein Geist. Die Zeit für die anderen Ängste würde noch kommen, und wenn es soweit war, würde er durch Mara gewarnt werden.
    Aber bisher hatte die zarte Antenne ihrer ungewöhnlichen Psyche noch keine Ausstrahlungen okkulter Gefahr empfangen.
    Immer noch schritt das Mädchen unbeirrt mit der ihr eigenen Grazie weiter. Nicht zum erstenmal fragte sich Eli, welches Recht er hatte, sie dieser Gefahr auszusetzen. Aber eine Waffe war nötig, und sie war seine Waffe, eine seltsame, schwer berechenbare, aber doch eine sichere Waffe.
    Grants aufgeregte Stimme unterbrach sein Grübeln.
    »Bleiben Sie stehen!« rief er und legte die Elefantenbüchse an.
    »Was ist los?«
    »Irgend etwas ist dort drüben in den Dornen. Funktioniert Ihre verdammte Lampe wirklich?«
    »Hugo«, befahl Eli. Der riesige Franzose schritt auf den Major zu. Auf dem Rücken trug er die Speicherzelle der neuen Patentlampe, die Eli in London erstanden hatte. Kabel verbanden den Akkumulator mit dem Lampengehäuse in Hugos Hand. Es war eine unförmige, vielleicht auch nicht ganz zuverlässige Vorrichtung, aber die Intensität ihres Scheins übertraf den einer Öllaterne um ein Vielfaches.
    »Dort drüben!« Grant deutete in die Dunkelheit.
    Er mußte wohl etwas gehört haben, dachte Eli, denn keine Augen könnten diese Dunkelheit durchdringen.
    Ein greller Schein leuchtete auf, als Hugo an den Knöpfen drehte. Einen kurzen Moment sah Eli das Funkeln von zwei gelben Augen im Schatten des Gestrüpps. Dann donnerte die schwere Büchse zweimal auf. Danach

Weitere Kostenlose Bücher