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Der Tigermann

Der Tigermann

Titel: Der Tigermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lecale ERrol
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Scheu betrachtete, abzusitzen. Hugo bestieg das Pferd, und Eli kletterte wieder auf sein eigenes.
    In diesem Moment stach ein durchdringender Schmerz durch sein Gehirn. Der Impuls war so intensiv, daß er fast aus dem Sattel taumelte.
    »Mara!« schrie er. »Sie haben Mara!«
    Er zweifelte keine Sekunde daran, daß das der Grund des plötzlichen Schmerzes war. Mara war in größter Gefahr. Ihr Geist strahlte ein SOS aus.
    Nun wurde ihm klar, daß der Angriff auf Hugo, der Versuch, ihn von den Flammen vernichten zu lassen, nur ein Ablenkungsmanöver gewesen war. Saiva hatte gewußt, daß er ihm sofort zu Hilfe eilen würde. Und er hatte gewußt, daß das Mädchen dann allein und wehrlos zurückblieb.
    Irgendwie hatten sich seine Helfershelfer Zutritt zum Palast verschafft. Vielleicht hatten sie die Wachen bestochen oder sonstwie ausgeschaltet. Jetzt, in diesem Moment, waren sie wohl gerade dabei, das hilflose Mädchen in die Hölle auf Erden, den Tempel Kalis, zu schleppen.
    Es gab nur eine Hoffnung. Vielleicht gelang es ihnen, die Entführer zu fassen, ehe sie den Tempel erreicht hatten.
    »Reite, Hugo!« brüllte er. »Reite, als ob der Teufel hinter dir her wäre!«
     
    Als er sich im Hof des Palastes vom Pferd schwang, brüllte er nach dem Wachoffizier.
    »Wem haben Sie Einlaß gestattet?« fragte er zornbebend. »Ist es nicht Ihre Pflicht, den Palast zu bewachen?«
    Der Offizier, ein hochgewachsener Moslem mit einem nach oben gezwirbelten Schnurrbart, starrte ihn verblüfft an.
    »Einlaß in den Palast, Sahib? Niemand außer Ihnen ist durch das Tor gekommen.«
    »O doch! Memsahib Mara wurde entführt.«
    »Nein, Sahib. Ich spreche die Wahrheit. Niemand ist von draußen durch das Tor gekommen. Doch Memsahib Mara habe ich gesehen. Es ist noch gar nicht so lange her, da schritt sie an uns vorbei. Aber sie war allein.«
    »Allein?« Nun war es Eli, der ein dummes Gesicht machte.
    »Aber…«
    Dann nickte er. »Es tut mir leid, daß ich Sie angebrüllt habe«, entschuldigte er sich. »Ich verstehe schon.«
    Er verstand nur zu gut. Es hatte Mara nicht genügt, ihm nur die Gefahr mitzuteilen, in der Hugo sich befand. Die Ausstrahlungen, die sie von ihm empfing, erschütterten sie bis ins Mark, zwangen sie geradezu dazu, selbst etwas zu unternehmen.
    Als ob er dabeigewesen wäre, sah Eli sie aus dem Bett springen, sich hastig ankleiden und aus dem Palast eilen zu den Bestattungs-Ghats. Ihr einziger Gedanke war, ihren Beschützer zu retten, der ihr so oft beigestanden hatte.
    Und das wiederum hatte Saiva erwartet. Seine Helfershelfer hatten außerhalb des Palastes im Hinterhalt gelegen, und bestimmt lautete ihr Auftrag, Mara unmittelbar in den Tempel zu schleppen.
    Eli bemerkte plötzlich, daß sein Geist keine Hilferufe mehr von ihr empfing. Das mochte bedeuten, daß sie nicht mehr lebte. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, als er die Möglichkeit in Betracht zog. Aber wahrscheinlicher schien, daß sie bewußtlos war.
    Zweifellos hatte Saiva dafür Sorge getragen, daß sie sofort nach ihrer Überwältigung betäubt wurde.
    Eli verfluchte sich selbst. Die Wut hatte seine Wahrnehmungskräfte getrübt. Er war so damit beschäftigt gewesen, das Mädchen zu suchen, so von Grimm erfüllt, daß er nach dem ersten bohrenden Schmerzensschrei keine weitere Empfindungen von ihr aufgenommen hatte.
    Er machte drei tiefe, konzentrierte Atemzüge und zwang seinen Geist zur Ruhe. Einen Augenblick schien er völlig leer. Unter den Augen des ihn neugierig anstarrenden Wachoffiziers führte er die vorbereitenden Jogaübungen aus, die man ihm auf dem Himalaya beigebracht hatte. Nun wurde sein Geist ganz klar.
    »Hugo, steig ab«, sagte er ruhig. »Such den Palastarzt auf und lasse deine Wunden behandeln. Geh auf dein Zimmer.«
    »Aber Mara«, protestierte der Franzose. »Wir müssen sofort handeln.«
    »Du wirst überhaupt nicht handeln können, wenn du deine Verletzungen nicht verarzten läßt«, warnte Eli. »Das ist ein Befehl: such den Arzt.«
    Eli warf dem Wachoffizier die Zügel zu und begab sich langsam in seine Suite. Mara war inzwischen sicher schon längst als Gefangene im Kali-Tempel. Aber vermutlich bestand keine unmittelbare Gefahr für sie. Die Tatsache, daß sie nicht bei Bewußtsein war – warum sonst strahlte sie nichts aus? –, wies darauf hin, daß Saiva nicht unmittelbar etwas mit ihr plante. Aber natürlich konnte sie auch bereits tot sein.
    Er mußte sich unbedingt versichern.
    Völlig entspannt legte er sich

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