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Der Tigermann

Der Tigermann

Titel: Der Tigermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lecale ERrol
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etwas gehört hatte. Die Geheimnisse des Orients waren noch lange nicht alle enthüllt.
    Als sie nackt vor ihm lag, begann Saiva Maras Körper zu streicheln. »Die Kraft der Jungfrau«, murmelte er vor sich hin. »Eine Kraft, die dir nicht mehr lange bleibt, meine kleine Memsahib. Und mit deiner Kraft wird auch die deines Meisters Eli Podgram schwinden.«
    Er kicherte boshaft.
    »Und euer beider Leben. Wie es sich gehört.«
    Sein feistes Gesicht verzog sich zu spöttischem Bedauern. »Ich wollte, ich könnte dir diesen Dienst selbst erweisen, aber meine Herrin, die große und mächtige Kali, hat andere Pläne mit dir. Pläne, die ich nicht ändern darf.«
    Eli knirschte vor hilfloser Wut mit seinen nichtphysischen Zähnen.
    »Bald wirst du erwachen, meine Hübsche. Dann wird dein Geist voll Verzweiflung nach Eli Podgram rufen und ihn hierherlocken – falls er nicht bereits hier ist und uns aus der Astralebene beobachtet. Du wirst ihm ausrichten, mein Kleines, daß er in den Tempel kommen soll, aber allein und unbewaffnet, falls er dich lebend wiedersehen will. Wenn er nicht darauf eingeht, wirst du auf Kalis Altar geopfert.«
    Der runde Bauch Saivas hüpfte mit seinem Lachen.
    »Es gibt einen bestimmten Leprakranken, der ein Kind Kalis ist. Die Nase ist bereits abgefault, und seine Hände sind fingerlos. Es ist schon lange her, seit er eine Frau gehabt hat. Und da ist noch ein anderer – «
    Wieder lachte er, daß es ihn schüttelte. Aber sein Gelächter hatte nichts mit Humor zu tun. Es war nur ein Ausdruck der abgrundtiefen Schlechtigkeit dieses Teufels in Menschengestalt.Eli dachte über das Erwähnte nach. Wußte Saiva, daß sein, Elis, Astralleib hilflos nur wenige Meter über ihm schwebte? War er für das Kraftfeld verantwortlich gewesen, und hatte er es nur aufgelöst, um Eli einzulassen, damit er hören konnte, was er mit dem Mädchen vorhatte? War es also doch eine Falle gewesen?
    Aber er glaubte nicht so recht daran. Saiva fehlte die Aura eines Mannes, dessen Kraft so gewaltig ist, daß sie die vereinte psychische Macht der Brüder hinter Eli übertreffen konnte.
    Aber wer sonst hätte die Barriere errichten können?
    Wie ein betäubender Schlag kam die einzig mögliche Antwort – Kali selbst.
    Er hatte die mächtige Göttin der Vernichtung herausgefordert – und sie hatte den Fehdehandschuh aufgehoben.
    »Aber Eli Podgram ist ein Gentleman. Er wird doch ein wehrloses Mädchen nicht im Stich lassen. Als galanter Engländer wird er in den Tempel kommen und sich meinem Willen, oder vielmehr dem meiner Herrin beugen.«
    Obwohl es ihm fast das Herz brach, das Mädchen in dieser schrecklichen Lage allein zu lassen, begann Eli, sich zurückzuziehen. Er konnte ihr in seiner Astralform nicht helfen. Erst mußte er in seinen Körper zurückschlüpfen.
    Und vielleicht war er nicht einmal dann in der Lage, ihr beizustehen. Aber versuchen konnte er es zumindest.
     
    Elis Sinne waren wach wie nie zuvor, als er aus dem Tempel schwebte. In seinem gegenwärtigen Zustand war er äußerst gefährdet. Wie leicht konnte sein Lebensfaden durchtrennt werden! Das dürfte Kalikeine unüberwindlichen Schwierigkeiten bereiten.
    Aber nichts hinderte ihn, als er das Dach hinter sich gelassen hatte und noch höher stieg. Die kalte Unberührbarkeit des Schutzfelds war verschwunden. Warum? Gerade jetzt, da er am verwundbarsten war, mußten die finsteren Mächte doch zuschlagen! Aber sie zeigten sich nicht, machten sich nicht bemerkbar. Warum nur? Warum? Eli verstand es nicht.
    Er sank durch die Mauern des Palasts, sah seinen Körper entspannt auf dem Bett liegen. Sein Lebensfaden zog sich zusammen, wurde dicker und schließlich unsichtbar, als er erleichtert in seinen Körper zurückschlüpfte.
    Normalerweise gönnte er sich nach einer Astralreise einen langen Erholungsschlaf. Aber das konnte er sich heute nicht leisten. Als Körper und Geist wieder fest vereint waren, setzte er sich im Bett auf, atmete ein paarmal tief durch, stand auf und begab sich ins Badezimmer. Er stellte sich unter die Dusche und ließ das Wasser lange über seinen Körper strömen. Leider war es nicht sehr kalt.
    Er mußte in Ruhe überlegen.
    Erstens: Saiva hatte Mara in seiner Gewalt, und wie er selbst gesagt hatte, sollte sie entehrt und danach auf dem Altar der grausamen Göttin geopfert werden.
    Zweitens: Saiva hatte Elis astrale Anwesenheit wahrscheinlich erahnt. Er hatte angedeutet, daß Eli das Mädchen retten könne, indem er höchstpersönlich, in

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