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Der Tod auf dem Nil

Der Tod auf dem Nil

Titel: Der Tod auf dem Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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durcheinander.»
    «Woher weißt du, dass die verschwunden sind?»
    «Von Ferguson. Der hat es von seinem Rüpelfreund aus dem Maschinenraum und der wiederum vom Dienstmädchen.»
    «Bildschöne Perlen waren das», befand Mrs. Allerton.
    Poirot erschien mit einer kleinen Verbeugung und setzte sich zu Tisch. «Ich habe mich ein wenig verspätet», sagte er.
    «Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie zu tun hatten», erwiderte Mrs. Allerton.
    «Ja, ich war sehr beschäftigt.» Er bestellte beim Kellner eine Flasche Wein.
    «Wir sind sehr katholisch, was unsere Geschmäcker angeht», sagte Mrs. Allerton. «Sie trinken stets Wein, Tim trinkt Whisky Soda und ich probiere zum Ausgleich die verschiedenen Mineralwassermarken durch.»
    «Tiens!», sagte Poirot, starrte sie einen Augenblick lang an und murmelte dann zu sich: «Eine Idee wäre, dass…»
    Gleich darauf zuckte er ungeduldig die Schultern, ließ den Gedankenblitz, der ihn kurz abgelenkt hatte, wieder fallen und begann im Plauderton von anderen Dingen zu sprechen.
    «Ist Mr. Doyle schwer verletzt?», fragte Mrs. Allerton.
    «Ja, die Verletzung ist recht ernst. Dr. Bessner will unbedingt bald nach Assuan, damit das Bein geröntgt und die Kugel entfernt werden kann. Er hofft aber, dass es keine dauerhafte Lähmung gibt.»
    «Der arme Simon», sagte Mrs. Allerton. «Gestern sah er noch aus wie ein Glückskind, ein Junge, der alles auf der Welt hat, was er sich wünscht. Und jetzt ist seine schöne Frau ermordet und er selbst ans Bett gefesselt und hilflos. Ich hoffe wirklich, obwohl – »
    «Was hoffen Sie, Madame?», fragte Poirot in Mrs. Allertons Pause hinein.
    «Ich hoffe, er ist nicht zu böse auf das arme Kind.»
    «Auf Mademoiselle Jacqueline? Ganz im Gegenteil. Er war überaus besorgt ihretwegen.» Er wandte sich Tim zu. «Wissen Sie, das ist ein hübsches kleines psychologisches Problem. Die ganze Zeit, in der Mademoiselle Jacqueline den beiden von Ort zu Ort nachgereist ist, war er völlig aufgebracht; aber jetzt, wo sie wirklich auf ihn geschossen, ihn gefährlich verwundet, womöglich lebenslang zum Krüppel geschossen hat, da scheint seine ganze Wut verpufft. Können Sie das begreifen?»
    «Ja», sagte Tim nachdenklich. «Ich glaube, das kann ich. Bei Ersterem musste er sich vorkommen, als würde er zum Narren gemacht –»
    Poirot nickte. «Sie haben Recht. Das hat seine männliche Würde beleidigt.»
    «Aber jetzt – wenn Sie es mal so sehen wollen, ist sie es, die sich selbst zum Narren gemacht hat. Alle sind gegen sie –»
    «Und er kann den großzügig Verzeihenden geben», schloss Mrs. Allerton. «Was für Kindsköpfe Männer doch sind!»
    «Eine zutiefst irrige Ansicht, die Frauen immer vertreten», murmelte Tim.
    Poirot lächelte. Dann sagte er zu Tim: «Erzählen Sie doch mal, Madame Doyles Cousine, Miss Joanna Southwood – sah sie Madame Doyle ähnlich?»
    «Das haben Sie ein bisschen falsch verstanden, Monsieur. Sie ist mit uns verwandt und war mit Linnet befreundet.»
    «Ah, pardon – da war ich wohl durcheinander. Die junge Dame ist ja oft in der Zeitung. Ich interessiere mich schon länger für sie.»
    «Und warum?», fragte Tim scharf.
    Poirot stand halb auf, um Jacqueline de Bellefort, die eben herein- und auf dem Weg zu ihrem Tisch bei ihnen vorbeigekommen war, mit einer Verbeugung zu grüßen. Sie hatte rote Wangen und glänzende Augen und ihr Atem ging ein wenig unregelmäßig. Als er wieder Platz nahm, schien er Tims Frage vergessen zu haben. Er murmelte nur undeutlich: «Ich frage mich, ob alle jungen Damen so unachtsam mit kostbaren Juwelen umspringen wie Madame Doyle.»
    «Dann stimmt es also, dass sie gestohlen wurden?», fragte Mrs. Allerton.
    «Wer hat das denn behauptet, Madame?»
    «Ferguson hat das gesagt», mischte Tim sich ein.
    Poirot nickte ernst. «Es stimmt genau.»
    «Ich nehme an, es bedeutet eine Menge Unannehmlichkeiten für uns alle. Das sagt jedenfalls Tim.» Mrs. Allerton klang nervös.
    Ihr Sohn warf ihr einen finsteren Blick zu, aber Poirot hatte sich zu ihm umgewandt. «Ah! Sie haben damit schon Erfahrungen gemacht, vielleicht? Sie waren in einem Haus, in dem ein Raub stattfand?»
    «Nie», sagte Tim.
    «Doch, Liebling, du warst bei den Portarlingtons damals – als dieser scheußlichen Frau die Diamanten gestohlen wurden.»
    «Du bringst aber auch immer alles hoffnungslos durcheinander, Mutter. Ich war dabei, als herauskam, dass die Diamanten um ihren fetten Hals bloß Strassklunkern waren! Ausgetauscht

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