Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod auf dem Nil

Der Tod auf dem Nil

Titel: Der Tod auf dem Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
ins Zimmer kommt, zum Beispiel.»
    «Glauben Sie, sie hätte gehört, wenn sich in Mrs. Doyles Kabine jemand zu schaffen gemacht hätte, die ja neben ihrer liegt?»
    «Oh, das kann ich mir nicht vorstellen – auf keinen Fall. Die Schlafkoje liegt ja auch auf der anderen Kabinenseite und nicht an der Trennwand. Nein, ich glaube nicht, dass sie etwas gehört hätte.»
    «Danke, Miss Bowers.»
    Race sagte: «Würden Sie jetzt vielleicht wieder in den Speisesaal gehen und mit den übrigen Passagieren warten?» Er hielt ihr die Tür auf und sah ihr nach, wie sie die Treppe hinunter- und in den Speisesaal ging. Dann schloss er die Tür und kam zum Tisch zurück. Poirot hielt die Perlenkette in der Hand.
    «Tja», sagte Race grimmig, «das war ja wohl eine rasche Reaktion. Die junge Frau hat einen kühlen und scharfen Verstand – sie wäre durchaus im Stande, uns etwas zu verschweigen, auch weiterhin, wenn es ihr in den Kram passt. Was machen wir jetzt mit Miss Van Schuyler? Ich finde, wir dürfen sie nicht mehr ausschließen aus der Gruppe der Verdächtigen. Sie könnte einen Mord begangen haben, um an diese Juwelen zu kommen. Auf das Wort der Pflegerin können wir uns nicht verlassen. Die ist nur darauf bedacht, das Beste für die Familie zu tun.»
    Poirot nickte zustimmend. Er war vollauf mit den Perlen beschäftigt, ließ sie durch die Finger gleiten, hielt sie dicht vor die Augen. «Wir können, glaube ich, davon ausgehen, dass das, was die alte Dame uns erzählt hat, teilweise stimmt. Sie hat aus ihrer Kabine geguckt und sie hat Rosalie Otterbourne gesehen. Aber ich glaube nicht, dass sie irgendetwas oder irgendjemanden in Linnet Doyles Kabine gehört hat. Ich glaube, sie hat die Nase aus ihrer Kabine gesteckt, weil sie vorhatte hinauszuschlüpfen und die Perlen zu stibitzen.»
    «Dann war die kleine Otterbourne also da?»
    «Ja. Sie warf gerade den heimlich gehorteten Alkohol ihrer Mutter über Bord.»
    Colonel Race schüttelte mitfühlend den Kopf. «Ach, das wars! Ganz schön hart für ein junges Ding.»
    «Ja, ihr Leben war nicht das unbeschwerteste, cette pauvre petite Rosalie.»
    «Na, ich bin froh, dass das jetzt geklärt ist. Sie hat aber nichts gesehen oder gehört?»
    «Das habe ich sie auch gefragt. Sie hat – nach bestimmt zwanzig Sekunden Denkpause – geantwortet, dass sie niemanden gesehen hat.»
    «So?» Race schien skeptisch.
    «Ja, das ist verwunderlich.»
    Bedächtig sagte Race:
    «Wenn Linnet Doyle so etwa um zehn nach eins erschossen wurde, oder jedenfalls erst, nachdem Ruhe auf dem Schiff eingekehrt war, dann finde ich es erstaunlich, dass niemand den Schuss gehört hat. Ich gebe zu, so eine kleine Pistole ist nicht sehr laut, aber auf dem Schiff wäre es totenstill gewesen und jedes Geräusch, sogar ein kleiner Plopp, wäre zu hören gewesen. Aber allmählich fange ich an zu begreifen. Die Kabine Richtung Vorderschiff war leer – der Ehemann lag ja bei Dr. Bessner. In der Kabine achtern war diese Van Schuyler, und die ist taub. Bleibt nur» – er hielt inne und sah erwartungsvoll zu Poirot, der ihm zunickte – «die angrenzende Kabine auf der anderen Seite des Schiffs. Mit anderen Worten – Pennington. Wir scheinen immer wieder bei Pennington zu landen.»
    «Wir werden bald auf ihn zurückkommen, aber dann ohne Glaceehandschuhe! O ja, das Vergnügen werde ich mir gönnen.»
    «Bis dahin sollten wir mit der Durchsuchung des Schiffs weiterkommen. Die Perlen bieten immer noch einen guten Vorwand, auch wenn wir sie wiederhaben – Miss Bowers wird das kaum an die große Glocke hängen.»
    «Ah, diese Perlen!» Poirot hielt sie noch einmal gegen das Licht. Er streckte die Zunge heraus und leckte an ihnen; er nahm sogar eine vorsichtig zwischen die Zähne. Dann warf er die Kette mit einem Seufzer auf den Tisch. «Es gibt noch mehr Komplikationen, mein Freund», sagte er. «Ich bin zwar kein Fachmann für kostbare Steine, aber ich hatte zu meiner Zeit eine ganze Menge damit zu tun und ich bin ziemlich sicher. Diese Perlen sind bloß geschickte Imitationen.»

Zweiundzwanzigstes Kapitel
     
    C olonel Race stieß einen Fluch aus. «Dieser verdammte Fall wird immer verzwickter.» Er nahm die Perlen in die Hand. «Ich nehme an, ein Irrtum Ihrerseits ist ausgeschlossen? Für mich sehen die nämlich in Ordnung aus.»
    «Es ist eine gute Imitation – ja.»
    «Und wohin bringt uns das jetzt? Ich nehme kaum an, dass Linnet Doyle sich eigens eine Kopie hat anfertigen lassen und sie sicherheitshalber mit

Weitere Kostenlose Bücher