Der Tod auf dem Nil
Woolworth-Taschentücher», meldete Race und legte alles hastig wieder zurück in die Schublade.
Die nächste war Mrs. Allertons Kabine. Sie war pieksauber und duftete leicht und ganz altmodisch nach Lavendel. Die beiden Männer waren schnell fertig mit der Durchsuchung. Als sie sie verließen, bemerkte Race: «Nette Frau.»
Die nächste war die Kabine, die Simon Doyle als Ankleidezimmer benutzt hatte. Seine persönlichen Dinge – Schlafanzüge, Toilettenartikel und so weiter – waren in Dr. Bessners Kabine gebracht worden, aber der Rest seiner Sachen war noch da – zwei geräumige Lederkoffer und ein Seesack. Auch einige Kleidungsstücke hingen noch im Schrank.
«Wir wollen uns hier gründlich umsehen, mein Freund», sagte Poirot, «denn es ist möglich, dass der Dieb die Perlen hier versteckt hat.»
«Das halten Sie für wahrscheinlich?»
«Aber ja doch. Überlegen Sie mal! Der Dieb oder die Diebin, wer auch immer, musste wissen, dass es früher oder später eine Durchsuchung geben würde, und deshalb wäre ein Versteck in seiner oder ihrer eigenen Kabine äußerst unklug. Die öffentlich zugänglichen Räume sind anderweitig schwierig. Aber dies hier ist eine Kabine, die einem Mann gehört, der sie selbst unmöglich betreten kann, sodass wir, falls die Perlen sich hier finden sollten, keinerlei Hinweis hätten.»
Aber trotz sorgfältigster Suche fand sich keine Spur der fehlenden Kette. Poirot sagte «Zut!» zu sich selbst und sie traten wieder auf das Deck hinaus.
Linnet Doyles Kabine war verschlossen, seit ihre Leiche weggebracht worden war, aber Race hatte den Schlüssel dabei. Er schloss auf und die beiden Männer traten ein. Abgesehen von der jetzt fehlenden Leiche des Mädchens war die Kabine genauso wie an jenem Morgen.
«Poirot», sagte Race, «wenn es hier irgendetwas zu finden gibt, dann finden Sie es um Gottes willen. Wenn irgendjemand das kann, dann Sie – das weiß ich.»
«Diesmal meinen Sie aber nicht die Perlen, mon ami?»
«Nein. Der Mord ist die Hauptsache. Vielleicht gibt es irgendetwas, das ich heute Morgen übersehen habe.»
Schweigend und gekonnt machte sich Poirot an die Durchsuchung. Er kniete sich auf den Boden und untersuchte jeden Zentimeter. Er nahm sich das Bett vor. Er ging rasch die Garderobe und die Kommode mit den Schubladen durch. Ebenso den Schrankkoffer und die beiden Luxuskoffer. Er sah sich das teure, goldverzierte Reisenecessaire an. Schließlich wandte er sich dem Waschtisch zu. Dort standen diverse Creme- und Puderdosen und Gesichtswässer. Aber das Einzige, was Poirot zu interessieren schien, waren zwei Fläschchen mit dem Etikett Nailex. Die brachte er schließlich zum Toilettentisch. Das eine hieß Nailex Rose und war leer bis auf ein, zwei Tropfen dunkelroter Flüssigkeit. Das andere, genauso groß, hieß Nailex Cardinal und war fast voll. Poirot öffnete zuerst das leere, dann das volle und beschnupperte beide sorgfältig.
Durch die Kabine strömte ein künstlicher Geruchsstoff wie von Birnen. Poirot verzog das Gesicht und verschloss beide Fläschchen.
«Fündig geworden?», fragte Race.
Poirot antwortete mit einem französischen Sprichwort: «On prend plus de mouches avec du miel qu ’ avec du vinaigre.» Dann sagte er seufzend: «Mein Freund, wir haben kein Glück. Der Mörder war nicht entgegenkommend. Er hat keinen Manschettenknopf für uns fallen lassen, keine Zigarettenkippe, Zigarrenasche – oder falls es eine Mörderin ist, kein Taschentuch, keinen Lippenstift, keine Haarspange.»
«Nur die Flasche Nagellack?»
Poirot zuckte die Schultern. «Ich muss das Dienstmädchen fragen. Da ist etwas – ja – ein wenig kurios.»
«Möchte wissen, wo zum Teufel das Mädel steckt», sagte Race.
Sie verließen die Kabine, verschlossen sie wieder und gingen weiter zu der von Miss Van Schuyler. Auch hier gab es alle Insignien des Reichtums, teure Toilettengegenstände, Luxuskoffer, etliche säuberlich geordnete private Briefe und Papiere.
Die nächste war Poirots Doppelkabine und die von Race dahinter. «Kaum wahrscheinlich, dass die Perlen in einer von unsern beiden versteckt sind», sagte der Colonel.
Poirot widersprach. «Das könnte doch sein. Einmal habe ich im Orientexpress einen Mord aufgeklärt. Dabei ging es auch um einen scharlachroten Kimono. Er war verschwunden, aber er musste noch im Zug sein. Ich fand ihn – was glauben Sie, wo? In meinem eigenen verschlossenen Koffer! Ah! Eine Impertinenz war das!»
«Na, dann wollen wir mal sehen,
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