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Der Tod auf dem Nil

Der Tod auf dem Nil

Titel: Der Tod auf dem Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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an Bord brachte. Viele Frauen machen das ja.»
    «Ich denke, wenn es so wäre, wüsste ihr Mann etwas davon.»
    «Vielleicht hat sie es ihm nicht gesagt.»
    Poirot schüttelte unzufrieden den Kopf. «Nein, ich glaube nicht, dass es so ist. Ich habe Madame Doyles Perlen am ersten Abend auf dem Schiff mit Bewunderung betrachtet – ihren wunderbaren Schmelz und Schimmer. Ich bin sicher, sie trug da die echten.»
    «Das bringt uns auf zwei Möglichkeiten. Erstens, dass Miss Van Schuyler bloß die imitierte Kette gestohlen hat, nachdem die echte schon von jemand anderem gestohlen worden war. Zweitens, dass die ganze Kleptomanie-Geschichte eine Erfindung ist. Entweder ist Miss Bowers eine Diebin und hat diese Geschichte schnell erfunden und jeden Verdacht zerstreut, indem sie uns die falschen Perlen ausgehändigt hat, oder sie stecken alle gemeinsam dahinter. Das heißt, sie sind eine Bande von raffinierten Juwelendieben, die sich als feinste amerikanische Familie tarnen.»
    «Ja», murmelte Poirot. «Das ist schwer zu sagen. Aber ich möchte Sie auf eins hinweisen: Eine Kopie der Perlen, die so perfekt und präzise ist, samt Verschluss und allem, dass sie Madame Doyle selbst täuschen konnte, verlangt größtes handwerkliches Geschick. In aller Eile ließe sich so etwas nicht erledigen. Wer immer diese Perlen kopiert hat, muss ausreichend Gelegenheit gehabt haben, das Original genau zu studieren.»
    Race stand auf. «Unnütz, darüber jetzt weiter zu spekulieren. Machen wir lieber vorwärts mit unserer Arbeit. Wir müssen die echten Perlen finden. Und wir werden gleichzeitig die Augen offen halten.»
    Sie nahmen sich die Kabinen auf dem Unterdeck vor. Die von Signor Richetti bewohnte enthielt verschiedene Werke der Archäologie in verschiedenen Sprachen, ein Sortiment von Kleidungsstücken, höchst geruchsintensive Haarwässer sowie zwei persönliche Briefe – einen von einer archäologischen Expeditionsgruppe in Syrien und einen offenbar von seiner Schwester in Rom. All seine Taschentücher waren bunt und aus Seide.
    Sie gingen in Fergusons Kabine. Hier gab es ein Sammelsurium kommunistischer Literatur, etliche Schnappschüsse, Samuel Butlers «Erewhon» sowie eine Billigausgabe von Samuel Pepys’ «Tagebuch». Viel Persönliches besaß Ferguson nicht. Die meisten seiner Kleidungsstücke waren kaputt und schmutzig; seine Unterwäsche allerdings war von sehr guter Qualität. Und seine Taschentücher aus feinstem Leinen.
    «Interessante Widersprüche», murmelte Poirot.
    Race nickte. «Sehr merkwürdig, dass es absolut keine persönlichen Papiere, Briefe und so weiter gibt.»
    «Ja, das gibt einem zu denken. Ein merkwürdiger junger Mann, dieser Monsieur Ferguson.» Er betrachtete nachdenklich einen Siegelring, den er in einer Schublade gefunden hatte, bevor er ihn wieder dorthin zurücklegte.
    Sie gingen weiter zur Kabine von Louise Bourget. Zwar aß das Dienstmädchen immer erst nach den anderen Passagieren, aber Race hatte angeordnet, dass man sie zu den anderen in den Speisesaal brachte.
    Ein Steward kam auf sie zu. «Tut mir Leid, Sir», entschuldigte er sich, «aber ich habe die junge Frau nirgends finden können. Ich habe keine Ahnung, wo sie noch sein könnte.»
    Race warf einen Blick in die Kabine. Sie war leer.
    Sie gingen nach oben auf das Promenadendeck und fingen mit der Steuerbordseite an. Die erste Kabine war die von James Fanthorp. Hier war alles penibel geordnet. Mr. Fanthorp reiste mit leichtem Gepäck, aber was er besaß, war von guter Qualität.
    «Keine Briefe», sagte Poirot nachdenklich. «Er ist vorsichtig, unser Monsieur Fanthorp, und vernichtet seine Korrespondenz.»
    Sie gingen eine Tür weiter in Tim Allertons Kabine. Hier gab es Belege für seine anglokatholische Ausrichtung: ein erlesenes kleines Triptychon und einen Rosenkranz mit feinsten Schnitzereien. Außer seinen persönlichen Kleidungsstücken fanden sich noch ein halb fertiges, mit ziemlich vielen gekritzelten Einfügungen versehenes Manuskript sowie ein größeres Sortiment Bücher, die meisten davon Neuerscheinungen. Es gab auch eine Menge Briefe, die einfach in den Papierkorb geworfen worden waren. Poirot, der nie die leisesten Skrupel hatte, anderer Leute Korrespondenz zu lesen, sah sie durch. Er stellte fest, dass kein einziger von Joanna Southwood dabei war. Er nahm eine Tube Klebstoff in die Hand, spielte zerstreut ein paar Minuten damit herum und sagte schließlich: «Gehen wir in die nächste.»
    «Keine

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