Der Tod auf dem Nil
ob auch diesmal jemand zu Ihnen oder zu mir impertinent ist.»
Aber der Perlendieb hatte sich weder gegenüber Hercule Poirot noch gegenüber Colonel Race impertinent benommen.
Sie durchsuchten Miss Bowers’ Kabine an der Heckkurve sehr gründlich, fanden aber nichts Verdächtiges. Ihre Taschentücher waren aus reinem Leinen und trugen ihr Monogramm.
Die Kabine der Otterbournes kam als nächste dran. Auch hier suchte Poirot alles sehr gründlich ab, aber vergebens.
Danach kam Dr. Bessners Kabine. Simon Doyle lag im Bett und hatte neben sich unangetastet ein Tablett. «Bin aus dem Essrhythmus», sagte er entschuldigend.
Er fieberte und sah entschieden schlechter aus als vorher. Poirot fand Dr. Bessners Sorge, ihn so rasch wie möglich einem Krankenhaus und angemessener Behandlung zuzuführen, sehr richtig. Dann erklärte der kleine Belgier, womit er und Race beschäftigt waren, und Simon nickte zustimmend. Als er hörte, dass die Perlen von Miss Bowers zurückgebracht worden waren, sich aber als Imitationen erwiesen hatten, reagierte er vollkommen überrascht.
«Sie sind ganz sicher, Monsieur Doyle, dass Ihre Frau keine Imitation der Kette besaß und die statt der echten mit an Bord genommen hat?»
Simon schüttelte entschieden den Kopf. «Oh, nein. Da bin ich ganz sicher. Linnet hat diese Perlen geliebt und sie hat sie überall getragen. Sie waren gegen jedes Risiko versichert. Ich glaube, deshalb war sie ein bisschen leichtsinnig.»
«Dann müssen wir weitersuchen.»
Poirot fing an, Schubladen aufzuziehen. Race knöpfte sich einen Koffer vor.
Simon sah ihnen zu. «Hören Sie mal, Sie haben doch wohl nicht den alten Bessner im Verdacht, sie geklaut zu haben?»
Poirot zuckte die Schultern. «Es wäre möglich. Denn was wissen wir eigentlich über Dr. Bessner? Nur das, was er selbst preisgibt.»
«Aber er hätte sie hier nicht verstecken können, ohne dass ich das gesehen hätte.»
«Heute hätte er gar nichts verstecken können, ohne dass Sie das gesehen hätten. Aber wir wissen nicht, wann die Perlen vertauscht worden sind. Er kann sie schon vor ein paar Tagen ersetzt haben.»
«Daran habe ich noch gar nicht gedacht.»
Aber die Suche blieb fruchtlos.
Die nächste war Penningtons Kabine. Die beiden Männer nahmen sich viel Zeit, sie zu durchsuchen. Besonders gründlich untersuchten Poirot und Race eine Kassette voller Rechts- und Geschäftspapiere, von denen die meisten Linnets Unterschrift benötigten.
Poirot schüttelte trübsinnig den Kopf. «Sie scheinen alle korrekt und sauber zu sein. Einverstanden?»
«Absolut. Aber der Mann ist ja kein Trottel. Wenn es ein kompromittierendes Dokument gegeben hätte – eine Vollmacht oder irgend so etwas –, dann hätte er das mit ziemlicher Sicherheit als Erstes vernichtet.»
«So ist es, ja.» Poirot nahm einen schweren Colt aus der obersten Schublade einer Kommode, besah ihn und legte ihn wieder zurück. «Anscheinend gibt es immer noch Leute, die mit Revolvern reisen», murmelte er.
«Ja, vielleicht sollte uns das zu denken geben. Nur, mit einem Ding von der Größe ist Linnet Doyle nicht erschossen worden.» Race hielt einen Augenblick inne. «Wissen Sie, ich habe nachgedacht über Ihre Bemerkung bezüglich der Pistole und dass sie über Bord geworfen wurde. Mal angenommen, der Mörder selbst hat sie in Linnet Doyles Kabine gelassen und dann irgendjemand anders sie genommen und in den Fluss geworfen.»
«Ja, das ist möglich. Daran habe ich auch schon gedacht. Aber das eröffnet gleich einen ganzen Reigen von Fragen. Wer war dieser andere Jemand? Aus welchem Interesse haben der oder die sich so bemüht, Jacqueline de Bellefort zu beschützen, indem sie die Pistole entfernten? Was tat dieser andere Jemand dort? Die einzige andere Person, von der wir wissen, dass sie in der Kabine gewesen war, ist Miss Van Schuyler. Ist es vorstellbar, dass Mademoiselle Van Schuyler sie entfernt hat? Warum sollte sie Jacqueline de Bellefort schützen wollen? Und – welchen anderen Grund könnte es geben für die Entfernung der Pistole?»
Race hatte einen Vorschlag.
«Sie hat vielleicht ihre Stola erkannt, einen Koller gekriegt und deshalb das ganze Bündel mit dem Krempel über Bord geworfen.»
«Die Stola vielleicht, aber hätte sie auch die Pistole loswerden wollen? Aber ich stimme Ihnen zu, es ist eine mögliche Lösung. Trotzdem ist es immer noch – bon Dieu! Es ist so plump. Und Sie haben einen Punkt bezüglich der Stola noch nicht beachtet…»
Als sie aus
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