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Der Tod bin ich

Der Tod bin ich

Titel: Der Tod bin ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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älteren Herrn von blendender Gesundheit.
    Er erkundigte sich nach meiner Unterbringung. Sicher spürte er meine Anspannung und bemühte sich, einen legeren Ton in unser Gespräch zu bringen. Schließlich zog er aus seiner Westentasche einen voluminösen Chronometer.
    – Wir gehen essen! Ich habe mächtig Hunger.
    Er bemerkte meinen besorgten Blick.
    – Sie sind natürlich eingeladen!
    Der kleine Spaziergang hinüber zum
Hirschen
tat gut. Meine Aufgeregtheit wich, zudem war Petri alles andere als Furcht einflößend,sondern ein entgegenkommender Gesprächspartner, der zuhören konnte. Kurze Zeit später saßen wir in der Gaststube. Ich wollte die Speisekarte durchsehen, aber Petri nahm sie mir aus der Hand.
    – Lassen Sie mich bestellen. Ich weiß schon, was hier gut ist.
    Er winkte den Kellner heran und orderte als Vorspeise Omelette mit Bündnerfleisch. Dazu eine Flasche Gutedel.
    – Sie haben in Moskau studiert?
    – Ein Jahr lang. Allerdings nur als Gast. Aber ich durfte ausgezeichnete Vorlesungen besuchen, wie die von Tscherenkow. Die Wissenschaft dort ist im Aufwind. Obwohl bis jetzt noch kein russischer Physiker den Nobelpreis bekommen hat.
    – Das wird sich ändern. Russland hat inzwischen eine Reihe fähiger Physiker aufzuweisen. Kapiza traf ich in Cambridge und mit Kurtschatow habe ich wegen des Atomprogramms korrespondiert.
    – Kurtschatow? Wollte man Sie denn in die dortigen Rüstungsprojekte involvieren?
    Petri schwenkte abwehrend seine Gabel.
    – Unsinn! Kurtschatow schrieb nach dem Hiroshima-Schock an Leute wie Bohr und mich. Was wir denn über den Stand der Atomtechnik wüssten. Aber man konnte dem Mann nur antworten, dass die Amerikaner uns genauso wenig mit Informationen bedienten wie irgendjemanden sonst.
    Kurtschatow hatten normale Studenten wie ich nie zu Gesicht bekommen. Er leitete das sowjetische Atomprogramm in Sarow. Offenbar wollte er sich Petris Kenntnisse zunutze machen.
    – Er muss Sie als ergiebige Quelle eingeschätzt haben.
    Petri zuckte die Achseln.
    – Vielleicht weil Sie während des Kriegs in dem unterirdischen Atommeiler in Haigerloch den Bau einer Bombe vorantreiben sollten?
    – Das wohl. Aber die Sache mit der Bombe war wesentlich undramatischer.Wer nicht weglaufen konnte und etwas von Atomphysik verstand, wurde beigezogen.
    – Gezwungenermaßen?
    Petri zog die Brauen nach oben. Eine Entgegnung schien ihm lästig.
    – Der Uranverein, wie wir genannt wurden, hatte von Anfang an eine klare Auffassung: Technisch hielten wir den Bau der Bombe für realisierbar, wir wussten aber, dass Deutschland nicht einmal annähernd über die nötigen Ressourcen an Uran und schwerem Wasser verfügte. Wir fühlten uns somit des moralischen Problems enthoben. Allerdings waren wir eigennützig genug, um unseren Kreis für die weitere Forschung daran zusammenzuhalten. Was ja unmittelbar bedeutete, dass keiner von den Jungen in den Krieg marschieren musste.
    – Aber heute sind wir doch in der schlimmen Situation, dass nach den Amerikanern nun auch die Engländer und die Russen atomar aufgerüstet haben. So weit durfte es doch nicht kommen!
    Petri schien an diesem Thema nicht sonderlich interessiert. Er studierte bereits wieder das Menü und bestellte dann Züricher Geschnetzeltes mit Rösti.
    – Der Klassiker hier. Müssen Sie einfach versuchen.
    Petri sah zu mir herüber und klappte leicht enerviert die Karte zu.
    – Als junger Forscher neigen Sie dazu, vom hohen Ross herunter zu argumentieren. Was bewegt uns, wenn wir forschen? Ich weiß nicht, woran Hahn gedacht hat, als ihm die Kernspaltung gelungen war. Sicher nicht an eine Bombe, vielleicht eher an das Atomöfchen, das bald jeder zu Hause stehen haben würde. Oder an gar nichts dergleichen, weil ihn sein Forschungserfolg über all das hinweggetragen hat. Die anderen, nicht er haben die Bedeutung für die Rüstung sofort gesehen. Die Nachricht von der Hiroshima-Bombe wurde uns damals in Farm Hall übermittelt, wo wir von den Alliierten interniertwurden. Bis dahin waren wir alle davon überzeugt, dass niemand es schaffen konnte, oder wenn doch, dass man es stillschweigend lassen würde. Hahn jedenfalls war schockiert, man musste befürchten, dass er sich etwas antut.
    Er setzte das Glas an und nahm einen tiefen Schluck.
    – Jeder, der exponiert forscht, gerät im Lauf seiner beruflichen Karriere in moralische Zwickmühlen.
    Das ging an meine Adresse. Ich merkte, dass ich überzogen hatte. Petri hatte recht. Mit einem Mal stand mir

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