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Der Tod bin ich

Der Tod bin ich

Titel: Der Tod bin ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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und verschwand im Bad. Malikow angelte sich den Bademantel vom Stuhl.
    – Ja bitte?
    – Technischer Service, Herr Malikow.
    Malikow öffnete die Tür. Ein Mann im Blaumann stand vor ihm. In seiner Hand hatte er einen voluminösen Werkzeugkoffer. Mein Gott, dachte Malikow, wie plump!
    – Was gibt es?
    – Ihr Telefon ist defekt, muss ausgetauscht werden.
    – Woher wollen Sie das wissen?
    – Der Portier hat versucht, ein Gespräch zu vermitteln. Leider vergeblich. Darf ich? Dauert nur eine Minute.
    Malikow trat zur Seite. Der Techniker trug einen militärisch kurzen Haarschnitt, ansonsten war er so fett, dass er in seiner Montur wie ein Knödel in einer blauen Tüte aussah. Ächzend bückte er sich, steckte das Telefon aus und stöpselte einen anderen Apparat ein, den er aus seiner Tasche holte.
    – Das war’s dann schon. Entschuldigen Sie die Störung und weiterhin angenehmen Aufenthalt.
    Svetlana streckte den Kopf aus dem Bad. Malikow legte den Finger auf den Mund und deutete auf das Telefon. Svetlana nickte.
    – Ich habe mich nur ein bisschen frisch gemacht, sagte sie.
    – Noch einen Schluck Wein?
    – Gern.
    Malikow goss nach und stand dann auf.
    – Weil du mich gefragt hast: Meine Arbeit ist lange nicht so spannend, wie es sich vielleicht anhören mag. Dem Botschafter ständig zur Hand zu gehen ist eigentlich nur ein Mädchen-für-alles-Job. Sich über die Vorlieben der Besucher kundig machen, Pralinen, Blumen, Bildbände besorgen und anderes, was eben so verschenkt wird.
    Aus seinem Jackett zog Malikow ein zusammengefaltetes Magazin.
    – Nur neulich ist eine ziemlich interessante Sache passiert …
    Er strich die Titelseite glatt und hielt das Blatt hoch. Vorne war Professor Kaltenbrunner abgebildet. Malikow deutete auf die Artikelüberschrift.
Der Weltformel auf der Spur
, stand dort zu lesen.
Professor Kaltenbrunner im Interview
. Er grinste.
    – Der Botschafter hatte Besuch. Für mich sah der aus wie ein typischer Wissenschaftler …
    Malikow nahm wieder auf dem Bett Platz.
    – Interessiert dich nicht besonders?
    – Doch, natürlich, sagte Svetlana.
    – Ich glaube, der Mann war Physiker. Es ging den ganzen Abend um die, wie er es nannte: Weltformel.
    Svetlana ließ das Badetuch, das sie um ihren Oberkörper geschlungen hatte, zu Boden fallen und setzte sich Malikow zu Füßen.
    – Versteht ein Botschafter überhaupt etwas davon?
    – Davon kannst du ausgehen. Er hat mit Kurtschatow, einem unserer besten Köpfe, zusammengearbeitet.
    – Dann erzähl doch mal von der Weltformel, klingt spannend.
    Sie zog die Kordel seines Bademantels auf.
    Malikow begann zu erzählen und versuchte im Reden ihren Kopf wegzudrücken, ließ sie aber dann doch gewähren.
     
33.
    Schrill wie die Trillerpfeife seines Ausbilders ertönte ein Alarmsignal, das aus einem oberen Stockwerk zu kommen schien. Razor fuhr hoch, sein Kopf krachte gegen Holz. Erschrocken ließ er sich wieder fallen. Der Teppich, auf dem er mit dem Gesicht nach unten lag, war feucht. Er stellte fest, dass der schlechte Geschmack und die Flusen, die er im Mund hatte, von dem flauschigen Berber herrührten.
    Razor lag unter dem Bett, oben auf dem Nachttisch ratterte sein Wecker. Vorsichtig robbte er ein Stück zurück, zog sich an der Bettkante hoch und brachte das Teil zum Schweigen. Im Stehen wurde ihm schwindlig. Taumelig ging er zum Fenster und lupfte den Vorhang. Der Schriftzug über dem Eingang lautete
Pension Rüegg
. Razor setzte sich auf das Bett und schlug die Hände vors Gesicht. In einer einzigen großen Welle schwappte die Erinnerung zurück.
    Sich abwechselnd links und rechts an Bett, Schrank und Türrahmen festhaltend, arbeitete er sich zum Bad vor. Er ließ heißes Wasser in die Wanne und legte sich hinein. Stöhnend stellte er fest, dass er noch seine Unterhosen trug.
    Krebsrot durch die Wechselduschen stand er später am Spiegel und begutachtete sich. Seine Zunge war belegt, in seinem Schädel wütete ein fürchterlicher Kater. Nach einer Flasche Wein und einigen Bieren gestern Abend in der Bar hatte er oben auf seinem Zimmer einen Großteil der Flasche Wodka geleert, die er mitgebracht hatte.
    Vor ein paar Tagen war es ihnen endlich einmal gelungen, Svetlanas Treffen mit dem russischen Offizier abzuhören. Gestern vor seinem Abflug nach Zürich hatte er sich das Band vorspielen lassen. Erspürte, wie eine siedende Hitze in ihm hochbrodelte. Küsschen hier, Küsschen da, vielleicht ein bisschen Blümchensex – all das hatte er

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