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Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Titel: Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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sie krank?«
    Ungeduldig trommelte ich mit dem Finger
auf die Schreibtischplatte. Susana war eine alberne Gans, so richtig der kleine
Vamp. Sie trug ihre Röcke viel zu kurz, das Make-up zu dick, das lange dunkle
Haar zu aufgestylt. Sie kaute unablässig Kaugummi, und wenn man ihr dazu
Gelegenheit ließ, schnatterte sie stundenlang ohne Punkt und Komma, wobei sie
ihre Monologe mit schrillem Gekicher akzentuierte.
    »Nein, Susana«, antwortete ich. »Maria
ist nicht krank.«
    »Na, Gott sei Dank. Es geht nämlich
irgendwas ganz Ekelhaftes rum. Erst hatte ich es und jetzt hat’s Tony. Deswegen
ruf ich auch an, um Bescheid zu sagen, daß Tony heute nicht kommen kann.«
    Das war nichts Besonderes. Sie
entschuldigte Tony häufig. Er wirkte nicht kränklich, aber er fehlte mindestens
fünf Tage im Monat.
    »Dann wissen Sie es also noch gar
nicht«, sagte ich.
    »Was denn?«
    »Frank ist tot. Er wurde ermordet. Bei
uns im Museum.«
    Ich hörte einen unterdrückten
Aufschrei, dann Stille. »Susana, sind Sie noch da?«
    »Ja, ich — ich bin hier.«
    »Vielleicht ist es besser, ich rede mit
Tony.«
    »Nein, das geht, nicht.«
    »Wieso nicht? Er ist doch da, oder
nicht?«
    »Ja — natürlich, er ist hier, aber er
kann nicht ans Telefon kommen. Er ist krank. Das heißt, er muß sich dauernd
übergeben und... ich sag ihm, daß er Sie zurückrufen soll.«
    Sie legte auf. Einen Moment lang
starrte ich den Hörer in meiner Hand an, dann legte ich ebenfalls auf. Zum
erstenmal hatte etwas, das ich gesagt hatte, bei Susana eine deutliche
emotionale Reaktion ausgelöst. Ich hoffte nur, sie würde Tony informieren
können, bevor sie in einen hysterischen Redezwang verfiel. Mit einem Seufzer
wählte ich Carlos Bautistas Hotel in Acapulco.
    Carlos, ein liebenswürdiger,
geschäftstüchtiger Mann, der mit Öl ein Vermögen verdient hatte, war
erschrocken, aber ruhig. Er riet mir, die Presse an die Polizei zu verweisen,
wenn sie Informationen haben wollte, und versprach mir, seinen Urlaub sofort
abzubrechen und noch am Abend zurückzufliegen. Gleich nach seinem Eintreffen
sollte eine Sitzung des Verwaltungsrats stattfinden.
    »Inzwischen«, fügte er hinzu, »ernenne
ich Sie zum geschäftsführenden Direktor. Sie können Ihre Pressekonferenz halten
und den Leuten das mitteilen, aber mehr auch nicht.«
    »Ich, geschäftsführender Direktor?«
    »Ja, Sie. Warum nicht. Sie scheinen die
einzige zu sein, die etwas tut.«
    »Ich fühle mich natürlich geehrt.
Meinen Sie, wir sollten das Cinco-de-Mayo-Fest vielleicht absagen?«
    Er überlegte einen Moment.
    »Nein, ich denke nicht. Vic hat mir
berichtet, daß wir sehr viele Eintrittskarten verkauft haben. Und an der Tür
verkaufen wir sicher noch einmal so viele. Wir können es uns nicht leisten, das
Fest abzublasen — und damit die Unterstützung dieser Leute zu verlieren. Das
Fest steigt.«
    »Gut. Wir sehen uns heute abend.«
    Als ich auflegte, hatte ich das Gefühl,
eine schwere Last senke sich auf meine Schultern. Vor ein paar Tagen noch hätte
ich alles darum gegeben, die Leitung des Museums übernehmen zu können. Jetzt
fühlte ich mich schon bei der Vorstellung wie gelähmt.
    »Was tun Sie hier?«
    Es war Lieutenant Kirk, und er war
wütend.
    »Ich habe den Vorsitzenden unseres
Verwaltungsrats angerufen.«
    »Sie können doch nicht hier im
Schreibtisch des Ermordeten herumkramen, ehe ich Gelegenheit hatte, die Sachen
durchzusehen.«
    »Ich habe lediglich das Telefon
benützt.«
    »Das ist völlig gleich. Los, kommen
Sie. Ich muß sowieso mit Ihnen reden.«
    Ich stand auf. »Ich habe Ihnen doch
schon alles gesagt«, entgegnete ich müde.
    Er sah mich an. Wieder konnte ich den
Ausdruck seines Gesichts nicht deuten.
    »Wirklich?« fragte er.
    »Ja.«
    »Dann gehen wir alles noch einmal
durch. Es sind gewisse Ungereimtheiten zutage getreten.«
    Ungereimtheiten? Was meinte er damit?
Ich folgte ihm in mein eigenes Büro.
    Es roch nach Zigarettenqualm, und der
Aschenbecher war voller Stummel. Auf einem Stapel Papiere stand eine
Kaffeetasse. Kirk schien sich hier ja wie zu Hause zu fühlen. Er ließ sich in
meinen Drehsessel fallen, und ich setzte mich vor den Schreibtisch auf den
Besucherstuhl und kam mir deplaziert vor.
    »Was hat Ihr Vorsitzender gesagt?«
fragte er.
    »Daß wir die Presse an Sie verweisen
sollen. Das werde ich den Leuten auf der Pressekonferenz mitteilen.«
    »Warum wollen Sie überhaupt eine halten?«
    »Ich werde bei dieser Gelegenheit
ferner bekanntgeben, daß ich zur

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