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Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Titel: Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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geschäftsführenden Direktorin ernannt worden
bin.«
    »Geschäftsführende Direktorin, so? Da
haben Sie’s ja schon ganz schön weit gebracht, hm?«
    Ich sah ihn scharf an, aber sein
Gesicht war ausdruckslos wie beinahe immer.
    »Gut.« Er blickte auf seinen Block
hinunter, der vor ihm auf dem Schreibtisch lag. »Ich sehe hier, daß einige
Personen nicht da sind. Mr. Ibarra — «
    »Tony ist krank. Seine Frau hat vorhin
angerufen. Er selbst will mich später noch einmal zurückrufen.«
    Kirk nickte. »Und Miss de la Cruz?«
    »Sie und Mr. Herrera sind bei der
Familie de Palma zu Hause.«
    »Mr. Herrera?«
    »Er ist Maler. Offiziell gehört er
nicht zum Personal, aber er hatte versprochen, zum Presseempfang hier zu sein. Er
ist einer unserer bekanntesten einheimischen Künstler.«
    »Haben Sie die Adressen dieser Leute?«
    »Ja.« Ich wies auf mein Adreßbuch.
    Wieder nickte Kirk.
    »Lieutenant Kirk«, sagte ich, »Sie
sprachen vorhin von Ungereimtheiten. Worum handelt es sich? Ich würde das gern
klären, damit ich mich wieder an meine Arbeit begeben kann.«
    »Was ist das für eine Arbeit?«
    »Nun, die Pressekonferenz zum Beispiel.
Dann muß ich unsere Verwaltungsratsmitglieder informieren, damit sie eine
Sitzung einplanen können.«
    »Sie übernehmen hier ziemlich prompt
das Regiment, scheint mir.«
    Es war keine Frage, darum antwortete
ich nicht darauf.
    »Tja, also die Ungereimtheiten.« Kirk
blätterte in seinem Block. »Augenblick mal. Sie sagten, der große Lebensbaum
kam gestern morgen gegen elf Uhr hier an.«
    »Ja.«
    »Und Mr. de Palma wollte ihn zum
Presseempfang aufgestellt haben.«
    »Ja.«
    »Sie hingegen wollten das nicht.«
    »Das stimmt, ich wollte den Baum nicht
ausstellen.«
    »Würden Sie mir bitte nochmals Ihre
Gründe dafür darlegen?«
    Ich holte Atem. »Der árbol de la
vida ist ein altes mexikanisches Symbol. Es gibt sehr schöne Bäume. Aber
die meisten, die heute gemacht werden, haben mit den Originalen praktisch
nichts mehr gemein. Sie sind kitschig und unästhetisch. Die Touristen kaufen
sie. Genau wie sie diese schrecklichen Samtgemälde kaufen. Da wird ein heiliges
Symbol zum Spott gemacht.«
    »Und in Ihren Augen war auch dieser
besondere Baum nur ein armseliger Abklatsch?«
    »Ja.«
    »Wieso konnte Mrs. Cunningham dem
Museum so etwas schenken?«
    »Sie meinte es gut. Ihr gefiel der
Baum. Es gibt Leute, denen solche Bäume wirklich gefallen, wissen Sie.«
    »Aber Ihnen nicht.«
    »Die meisten Museumsspezialisten hätten
diesen Baum nicht so ohne weiteres ausgestellt.«
    Worauf wollte er mit seinen Fragen
hinaus?
    »Sie sagen also, Miss Oliverez, daß
Mrs. Cunningham einen schlechten Geschmack hat.«
    »Nein.« Ich schloß die Augen und rieb
mir die Stirn. »Sie ist keine Kunstsachverständige, das ist alles. Ihr war gar
nicht klar, daß es auf unsere Sammlungen ein schlechtes Licht werfen würde,
wenn wir einen solchen Baum in sie aufnehmen. Aber das heißt noch lange nicht,
daß sie einen schlechten Geschmack hat. Wenn jeder ein Kunstsachverständiger
wäre, brauchten wir keine Kustoden. Wir sind dazu da, die Auswahl zu treffen,
dem Publikum die charakteristischen Stücke zu zeigen — ach, Herrgott noch mal!«
    »Was ist los?«
    »Das hat doch alles mit Franks
Ermordung nichts zu tun.«
    »Darüber entscheide ich, Miss Oliverez.
Wenn jeder ein Polizeisachverständiger wäre, gäbe es keine Polizei.«
    Ich hätte ihm am liebsten eine
runtergehauen. Mit welchem Recht äffte er meine Bemerkung über Museumskustoden
nach?
    Kirk sah wohl den Zorn auf meinem
Gesicht. Er lächelte widerlich.
    »Sie haben einen ganz schönen Jähzorn,
wie?«
    »Nur, wenn ich gereizt werde.«
    Er nickte und sah wieder auf seinen
Block hinunter.
    »Gut. Also, wenn dieser Baum so eine
Farce war, weshalb war Mr. de Palma dann bereit, ihn auszustellen?«
    »Um Isabel einen Gefallen zu tun
natürlich.«
    »Hatte er Mrs. Cunningham besonders
gern?«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Er muß sie doch gern gehabt haben,
wenn er ihr gefällig sein wollte, indem er diesen häßlichen Lebensbaum
ausstellte.«
    Der Mensch versuchte absichtlich, mich
zu reizen, und das machte mich noch zorniger.
    »Er wollte ihr gefällig sein, weil sie
Geld hat. Sie haben doch sicher schon einmal von der Macht des Geldes gehört,
Lieutenant.«
    Er stieg nicht darauf ein. Statt dessen
machte er sich eine Notiz und sagte: »Was sagten Sie zu Mr. de Palma, als er
Ihnen erklärte, Sie müßten den Baum aufstellen?«
    »Ich sagte, wir

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