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Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Titel: Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Realität umzusetzen. Frank wiederum hatte mich
eingestellt.
    »Ich habe Frank immer als jemanden
gesehen, dem Geld sehr wichtig war. Und so viel hat er doch hier nicht
verdient. Es wundert mich, daß er bereit war, für diesen Posten eine lukrative
Galerie aufzugeben.«
    Vic zuckte die Achseln.
    »Das war eine der Bedingungen, die an
den Posten geknüpft waren, um einen Interessenkonflikt von vornherein zu
vermeiden. Aber dafür bot die Stellung ja Prestige, und Frank hat stets jede
Chance wahrgenommen, sich höheres Ansehen zu erwerben.«
    War da nicht ein Hauch von Bitterkeit
in Vics Ton? »Außerdem«, fügte er hinzu, »hatte er seine Gewinne aus der
Galerie gut angelegt. Er brauchte gar kein so hohes Gehalt.«
    Das klang einleuchtend. Und Vic war
über Franks Überlegungen sicher besser unterrichtet als jeder andere.
    »Heute morgen«, sagte ich, »erwähnten
Sie, daß Frank neben Rosa noch eine andere Frau hatte.«
    Vic schüttelte den Kopf.
    »Das hätte ich Ihnen nicht sagen
sollen.«
    »Wer ist die Frau?«
    »Tut mir leid, aber darüber kann ich
nichts sagen.«
    »Vic, es ist vielleicht wichtig.«
    Er machte ein erstauntes Gesicht.
»Wofür?«
    »Um herauszufinden, wer ihn getötet
hat.«
    »Aber nein. Das glaube ich nicht.«
    »Wollen Sie es mir nicht sagen?«
    »Elena, es gibt Dinge, über die ich
nicht sprechen kann.«
    Ich schwieg einen Moment. Dann sagte
ich: »Die Polizei verdächtigt mich. Wußten Sie das?«
    »Aber das ist ja lächerlich. Sie würden
niemals einen Menschen töten.«
    »Aber Sie haben Lieutenant Kirk
erzählt, was ich zu Frank sagte — daß man ihn umbringen sollte. Warum haben Sie
das getan, Vic?«
    »Elena, es tut mir leid. Aber ich hielt
es für besser, nichts zu vertuschen. Ich meine, wenn ich es nicht gesagt hätte,
dann hätte sicher jemand anderer davon berichtet und das hätte nicht besonders
gut ausgesehen.«
    Ich fand, die Tatsache, daß er darüber gesprochen
hatte, mache sich auch nicht besonders gut, aber ich hielt den Mund.
    »Jetzt, wo ich zur geschäftsführenden
Direktorin ernannt worden bin, wirkt es auf die Polizei noch verdächtiger.«
    »Unsinn. Es war doch ganz logisch, daß
man Ihnen den Posten übertrug. Und machen Sie sich wegen der Polizei kein
Kopfzerbrechen; die werden den wahren Mörder schon finden, und dann können wir
alle wieder ruhig an unsere Arbeit zurückkehren. Wollen wir wetten, daß man
Ihnen den Posten des Direktors anbieten wird?«
    Ich zuckte die Achseln. Im Augenblick
war mir das ziemlich gleichgültig.
    »Verachten Sie ihn nicht. Für jemand in
Ihrem Alter ist das eine Riesengelegenheit.«
    »Vielleicht.«
    Ich dachte an meine neuen Pflichten und
all die Dinge, die ich vor der Eröffnung noch erledigen mußte. Ich würde mich
in den nächsten Tagen stark auf Vic verlassen müssen. Vielleicht sollte ich ihm
Franks Schlüssel zum Museum geben. Aber irgend etwas hielt mich davon ab, das
Thema aufs Tapet zu bringen. Fürs erste behielt ich beide Schlüssel.
    Gähnend stand ich auf.
    »Ich fahre jetzt nach Hause. Und Sie
sollten das auch tun. Morgen wird ein harter Tag.«
    Vic stand ebenfalls auf. Er nahm seine
Jacke und ging mit mir hinaus. Der Nebel waberte immer noch über dem Rasen. Ich
schaltete die Alarmanlage ein, und Vic und ich gingen durch den Nebel zu
unseren Autos.
     
     
     

7
     
    Ich fuhr natürlich nicht nach Hause.
Ich fuhr quer durch die Stadt in das Viertel in der Nähe des Santa Barbara City
College, wo Tony wohnte. Es war nicht gerade ein vornehmes Viertel, mit Schnellimbissen,
Naturkostläden und anderen Geschäften, die auf die Bedürfnisse von Studenten
zugeschnitten waren. Selbst um diese Zeit, bei diesem Nebel waren noch viele
junge Leute unterwegs, spazierten herum oder standen diskutierend an Straßenecken.
Es war noch gar nicht so lange her, daß ich selbst noch Studentin gewesen war,
aber jetzt fühlte ich mich völlig fehl am Platz unter den vielen jungen
Gesichtern. Ich fragte mich, warum Tony ausgerechnet in diese Gegend gezogen
war, dann fiel mir ein, daß Susana an dem College zu studieren begonnen hatte.
    Die Straße, in der Tony wohnte, bestand
aus lauter Apartmentanlagen mit angestrahlten Fassaden und hochtrabenden Namen.
Tonys hieß Lanai und war im Karree um einen Innenhof mit einem Schwimmbecken
gebaut. Im Torbogen zum Innenhof hing ein Leuchter, der dem Kopf eines
Tiki-Gottes nachgebildet war. Die nachgemachten hawaiischen Lampen im Hof waren
im Nebel kaum zu erkennen.
    Ich blieb am Schwimmbecken

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