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Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Titel: Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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stehen und
sah zu der Reihe von Wohnungen im ersten Stockwerk hinauf. Alle außer der
mittleren waren dunkel. Ich trat näher heran und konnte die Nummer erkennen — 207.
Das war Tonys Wohnung.
    Halb ein Uhr nachts war keine gute
Zeit, Besuche zu machen. Aber Tony war schließlich den ganzen Tag über
unerreichbar gewesen. Ich konnte sagen, ich müsse ihn dringend wegen der
gegenwärtigen Lage im Museum sprechen. Und wenn ich zu so nächtlicher Stunde
aufkreuzte, würde das vielleicht einen gewissen Überraschungseffekt
produzieren. Das war immer gut. Ich ging schon auf die Treppe zu, als ich von
der Straße her das Zuschlägen von Autotüren und dann Schritte hörte.
    Ich hörte Tonys Stimme. »Endlich zu
Hause«, sagte er auf spanisch.
    Ich sprang unter die Treppe, in den
Schatten eines üppigen Fuchsienbusches.
    Tony und Susana kamen durch den
Torbogen und gingen über den Hof. Er trug einen Koffer. Seine schmalen
Schultern hingen herab, als wäre er hundemüde. Susana lief in ihrer gewohnt
hüpfenden Gangart neben ihm her und schnullte ihren Kaugummi. Sie stiegen die
Treppe hinauf, und gleich darauf wurde die Wohnungstür zugedrückt.
    Ich blieb unter der Treppe. Wo, um
alles in der Welt, war Tony gewesen? Und wie lange war er weg gewesen? Wann
hatte ich ihn zuletzt gesehen?
    Ich dachte an vergangenen Nachmittag
zurück. Ja, er war dagewesen, als wir gegen fünf Uhr den Lebensbaum aufgestellt
hatten. Folglich hatte er weniger als zweiunddreißig Stunden Zeit gehabt zu
verreisen — wohin?
    Und was soll ich jetzt tun? Ich konnte
natürlich hinaufstürzen und von ihm Auskunft darüber verlangen, wo er gewesen
war. Aber um diese Zeit würde er mich wahrscheinlich gar nicht erst in die
Wohnung lassen. Und wenn doch, würde er mich kaum darüber aufklären, was
vorging, da er sich ja bereits alle Mühe gegeben hatte, es zu verheimlichen. Wenn
es mit Franks Ermordung zu tun hatte, konnte die Situation unangenehm werden,
vielleicht sogar gefährlich.
    Konnte Tony sich noch im Museum
aufgehalten haben, als ich am vergangenen Abend gegangen war? Hatte er sich
vielleicht mit Frank gestritten und ihn im Verlauf dieses Streits getötet? Wenn
er dann irgendwie aus dem Museum hinausgekommen war, konnte er schnurstracks
nach Hause gefahren sein, einen Koffer gepackt haben und getürmt sein. Aber
wenn das stimmte, warum war er dann zurückgekommen? Nein, Tony war aus einem
anderen Grund verreist, und Susana hatte die Reise mit seiner Krankmeldung
vertuschen sollen. Mir fielen die häufigen anderen Krankmeldungen in den
vergangenen sechs Monaten ein. Etwa alle drei, vier Wochen war Tony krank, und
dann meist fünf oder mehr Tage lang. Vielleicht war Tony jedesmal in
mysteriösen Geschäften unterwegs gewesen.
    Ich kroch unter der Treppe hervor und
sah zu der Wohnung hinauf. Das Licht im Wohnzimmer, dessen Vorhänge zugezogen
waren, brannte noch. Ich war nur einmal, um Weihnachten herum, bei Tony
gewesen, bei einer dieser gräßlichen Partys für Kollegen und Mitarbeiter. Im
Rückblick zu dem Abend versuchte ich, mir die Einteilung der Wohnung ins
Gedächtnis zu rufen.
    Das Wohnzimmer nahm die ganze Länge der
Wohnung ein und hatte auf der anderen Seite einen Balkon mit Blick auf den
Parkplatz — wieder so eine Idiotie, die kalifornische Architekten dauernd
begingen. Auch die Küche lag nach hinten hinaus und hatte eine Außentreppe zum
Parkplatz. Ich lief aus dem Hof hinaus auf die Straße.
    Am Bordstein stand Susanas kleiner
Triumph. Ich ging hin und legte kurz die Hand auf die Kühlerhaube. Der Motor
war heiß. Tonys Wagen stand wahrscheinlich in der Box, die zur Wohnung gehörte.
Ich ging den Weg hinunter zu den Boxen, fand seinen neuen Mustang und stellte fest,
daß der Motor kalt war. Der Wagen hatte wahrscheinlich den ganzen Tag hier
gestanden.
    Die Vorhänge der Küche der Wohnung
waren zugezogen, aber es schimmerte Licht hindurch. Ich schlich mich die Treppe
zu dem kleinen Wirtschaftsbalkon hinauf. Das Fenster war gekippt, und ich
konnte die Stimmen von Tony und Susana hören. Sie sprachen das abgehackte
südamerikanische Spanisch, das durch den Zorn in ihren Stimmen noch härter
klang. Ich schlich mich näher heran und spähte durch die Ritze zwischen den
Vorhängen.
    Tony stand an der Anrichte und schenkte
sich eine Flüssigkeit, die wie Whisky aussah, in ein Glas. Susana stand in der
Mitte der Küche, die Arme verschränkt, und klopfte mit einem Fuß auf den Boden.
Sie warf ihre schwarze, gestylte Mähne zurück und

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