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Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Titel: Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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schienen
nicht verheißungsvoller.
    Zwei Stunden lang hatte Lieutenant Kirk
mich verhört, mich immer wieder über meine häufigen Auseinandersetzungen mit
Frank ausgefragt, sich von mir zeigen lassen, wie die Alarmanlage
funktionierte. Meine Theorie, daß Franks Mörder sich über Nacht im Museum
versteckt hatte, lehnte er ab. Ich glaubte ja selbst nicht ernstlich daran. Die
ganze Zeit, während Kirk auf meiner — wie er es nannte — »beruflichen
Eifersucht auf Mr. de Palma« herumhackte, kreisten meine Überlegungen um jene
einzige Möglichkeit — daß jemand das Museum verlassen und die Alarmanlage
wiedereingeschaltet hatte, ohne von einem der beiden existierenden Schlüssel
Gebrauch zu machen. Als Kirk mich schließlich aus seinen Klauen ließ, ging er
mit der Ermahnung, daß ich die Stadt nicht verlassen solle, ohne ihn vorher zu
unterrichten. Ich kam mir vor wie eine Figur aus einer Fernsehserie.
    Danach ließ ich Isabel die Presseleute
anrufen, die wir am Morgen heimgeschickt hatten. Nachmittags um vier traf ich
mit ihnen im Mittelhof zusammen und gab meine kurze Erklärung ab. Es gab
allgemeines Geschimpfe über den Mangel an konkreten Informationen, aber die
Leute gingen bald wieder, vermutlich, um sich direkt an die Polizei zu wenden.
    Inzwischen hatte natürlich meine Mutter
von der Sache gehört. Besorgt rief sie mich an. Wie es mir ginge, wollte sie
wissen. Ob sie herüberkommen solle.
    Ich lehnte ab.
    Aber ob es mir auch wirklich gutginge?
Schließlich müsse es doch ein Schock für mich gewesen sein, Frank tot zu
finden, und sie wisse genau, wie schlimm Beerdigungen schon immer für mich gewesen
seien.
    Ich versicherte ihr, daß es mir
gutginge.
    Nachdem das erledigt war, nahm die
Stimme meiner Mutter einen vertraulichen Ton an. Das sei ja wirklich eine
schlimme Geschichte mit Frank, meinte sie. Aber habe sie es mir nicht vorher
gesagt? Habe sie es nicht geahnt?
    Ich bejahte.
    Ich mußte ihr versprechen, sie anzurufen,
wenn ich etwas brauchte. Als ich auflegte, hatte ich Tränen in den Augen. Ihre
Teilnahme tat mir gut.
    Zum Abendessen schlang ich einen
Hamburger hinunter, der wie Pappe schmeckte, und rief danach die Mitglieder
unseres Verwaltungsrats an. Carlos Bautistas Maschine sollte um acht Uhr
landen. Er wollte direkt vom Flughafen zu unserer Besprechung kommen.
    Ich setzte mich mit Carlos und den
sechs anderen Mitgliedern in Franks Büro, das die Polizei inzwischen von oben
bis unten durchsucht hatte, und berichtete, zum hundertstenmal, wie mir schien,
über meine Entdeckung an diesem Morgen. Der Verwaltungsrat ernannte mich
daraufhin zur geschäftsführenden Direktorin, beschloß, daß die Eröffnung am 5.
Mai wie geplant stattfinden solle, und entwarf einen Kondolenzbrief an die
Familie de Palma.
    Als sie alle um halb elf Uhr gingen,
war ich körperlich völlig erschöpft. Ich begleitete die letzten zur Tür,
drückte den Schalter der Alarmanlage herunter und verkroch mich in mein Büro.
Während mein Körper sich nach Ruhe sehnte, war mein Geist wie aufgedreht.
    In dem Zeitraum zwischen der
Pressekonferenz und dem Treffen des Verwaltungsrats hatte Lieutenant Kirk sich
noch einmal gemeldet. Er wünschte zusätzliche Informationen über das Museum — Hintergrundinformationen
nannte er sie. Doch es ging mehr um mich als um das Museum. Wie lange ich schon
am Museum tätig sei? Welcher Art meine Ausbildung gewesen sei? Wer mich
eingestellt hätte? Ob ich direkt Frank unterstellt gewesen sei? Was für
berufliche Ambitionen ich hätte? Die Fragen bestätigten mir, daß er mich
ernsthaft verdächtigte. Sie schienen mir eher dazu gedacht, mich unter
verstärkten Druck zu setzen, als neue Fakten ans Licht zu bringen. Während ich
jetzt still an meinem Schreibtisch saß, dachte ich über Kirk nach. Seine Gedankengänge
waren mir unverständlich. Er schien entschlossen, meine Behauptung, daß das
Schloß der Alarmanlage an diesem Morgen in anderer Position gewesen war als am
Abend zuvor, zu ignorieren. Es war beinahe so, als wollte er in mir die
Schuldige sehen. Warum? Ethnisches Vorurteil? Oder persönliche Antipathie? Ich
konnte nicht einmal Vermutungen anstellen, hatte keine Ahnung, was für
Emotionen sich hinter den unergründlichen braunen Augen verbargen. Kirk war für
mich ein Buch mit sieben Siegeln.
    Ich hätte jetzt gern jemandem mein Herz
ausgeschüttet, am liebsten Carlota, meiner Schwester. Wir waren immer gute
Freundinnen gewesen. Ihr konnte ich alles sagen. Carlota war die Logische,

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