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Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Titel: Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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sagte: »Was soll das heißen,
du gibst es auf.«
    »Genau das, was ich gesagt habe. Ich
mache es nicht mehr.«
    »Aber jetzt, wo Frank tot ist, gehört
alles dir.«
    »Mir, Robert und Vic.«
    Sie machte eine wegwerfende
Handbewegung. »Aber vor allem dir.«
    Ich war baff. Das war nicht das
alberne, ständig kichernde junge Ding, als das ich Susana kannte.
    »Das spielt keine Rolle. Ich habe dir
gesagt, für mich ist Schluß.«
    Jetzt wurde Susana wieder das kleine
Mädchen. Schmollend schob sie die Unterlippe vor.
    »Und das Geld? Woher sollen wir das
Geld für all die schönen Sachen nehmen?«
    Tony trank aus seinem Glas und stellte
es ab.
    »Mach dir kein Kopfzerbrechen wegen des
Geldes, Schatz. Jetzt werde ich Direktor. Da bekomme ich wesentlich mehr
bezahlt als bisher.«
    »Ja, aber als Direktor könntest du doch
die anderen Geschäfte leicht weitermachen.«
    Sein Gesicht verfinsterte sich.
    »Schluß jetzt. Ich hasse diese Reisen.
Ich habe mich entschieden.«
    »Du bekommst den Job sowieso nicht«,
rief Susana trotzig. »Jedenfalls nicht, solange Elena da ist. Sie wird schon
dafür sorgen, daß du ihn nicht kriegst. Sie will ihn doch selbst haben.«
    Sie sprach meinen Namen mit einer
Giftigkeit aus, die mich bestürzte.
    Tony ging zu ihr hin und legte ihr den
Arm um die Taille.
    »Wegen Elena brauchst du dir auch keine
Gedanken zu machen. Das ist kein Problem.«
    »Wenn uns nur das Geld nicht ausgeht.«
Mit großen Kinderaugen sah sie zu ihm auf.
    Tony streichelte ihr die Wange. »Nein,
das Geld geht uns ganz sicher nicht aus, Kind. Du kannst alles haben, was du
dir wünschst.«
    »Auch einen Fernseher im Schlafzimmer?
Und vielleicht eine Woche in Hawaii?«
    »Ja, Schatz.«
    »Maui. Da fahren die wirklich schicken
Leute hin. Wir fliegen nach Maui, ja?«
    »Ja, Schatz.« Seine Hand glitt ihren
Hals hinunter zu ihren vollen Brüsten.
    Das interessierte mich nun wirklich
nicht. Ich wandte mich ab.
    Der Abstand von dem kleinen
Wirtschaftsbalkon zu dem Balkon vor dem Wohnzimmer war gering. Ich ging zum
Eisengitter hinüber und sah zum Boden hinunter. Es war nicht weit hinunter,
deshalb kletterte ich auf das Geländer und beschloß, es zu wagen. Einen Moment
lang, als ich den Fuß schon auf dem anderen Geländer hatte und die Arme
ausstreckte, um mich hinüberzuziehen, zögerte ich. Dann schloß ich die Augen,
zog und landete stolpernd auf dem Balkon.
    Auf dieser Seite hatten sie die
Vorhänge nicht zugezogen. Das Zimmer war ultramodern eingerichtet, fast
ausschließlich Chrom und Glas. Nach Tonys Bemerkungen über die »anderen
Geschäfte« sah ich mir das Mobiliar mit besonderem Interesse an. Sündteuer. Dieser
Raum allein mußte Tausende gekostet haben. Außer den Designermöbeln sah ich
eine Stereoanlage in einem Teakschrank, einen Fernsehapparat mit
Video-Recorder, und an den Wänden echte Bilder. Das war nicht das Wohnzimmer
des pädagogischen Beraters eines kleinen Museums, das ständig in
Geldschwierigkeiten steckte.
    An einer Tür, die, soviel ich mich
erinnerte, ins Schlafzimmer führte, stand Tonys Koffer. Ich ging um einen
Grillapparat und einen Liegestuhl herum zum Fenster und preßte die Nase ans
Glas. Der Koffer hatte ein gelbes Etikett mit der Aufschrift LAX, die
Codebuchstaben für Los Angeles International Airport. Leider gab mir das keinen
Hinweis darauf, wo Tony gewesen war. Ich konnte noch einen zweiten Anhänger
sehen, einen blauen, der durch ein Emblem gekennzeichnet war. Ich kniff
angestrengt die Augen zusammen, aber ich konnte nur erkennen, daß es
Ähnlichkeit mit einem Kompaß hatte.
    Das Licht in der Küche erlosch. Tony
und Susana erschienen an der Tür zum Wohnzimmer. Ich sprang vom Fenster zurück
und stieß an den Grillapparat. Der dröhnte dumpf wie ein Gong.
    »Was war das?« Tony war schon auf dem
Weg zur Balkontür.
    In panischem Schrecken sah ich mich um.
In einer Ecke war Feuerholz gestapelt. Ich sprang hin und drückte mich hinter
den Stapel. Das Licht auf dem Balkon ging an. Ich hielt den Atem an.
    Die Glastür wurde aufgeschoben,
Schritte waren zu hören. Nach einer Weile sagte Tony: »Hm.«
    »Was war’s?« rief Susana von drinnen.
    »Keine Ahnung. Ich sehe nichts.«
    »Wahrscheinlich war’s eine Katze. Die
springen dauernd vom Nachbarbalkon rüber.«
    »Ja, wahrscheinlich. Ich sollte
vielleicht mal mit der Verwaltung reden. In den Wohnungen sind Katzen nicht
erlaubt.«
    »Aber es ist eine nette Katze. Ich
hätte am liebsten auch eine.«
    »Keine Katzen, mein Kind«, sagte

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