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Der Tod des Landeshauptmanns

Der Tod des Landeshauptmanns

Titel: Der Tod des Landeshauptmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eugen Freund
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Tür, hat dort am Schloss herumgefummelt und ist dann ins Haus verschwunden.“ „Haben Sie ihn erkannt, oder haben Sie das Kennzeichen des Autos lesen können?“ „Tut mir leid, Herr Inspektor, Sie haben völlig recht, das wäre sicher wichtig für Sie: Aber es war zu dunkel und das Auto stand auch so da, dass ich leider die Nummer nicht lesen konnte.“
    „Ich bin ja nicht neugierig“, sagte sie, „aber so oft passiert es ja nicht, dass zu so später Stunde hier ein Auto auftaucht. Ich kenne Stefans Straggers Wagen und den von Jasmin Köpperl. Die beiden haben uns schon ein paarmal eingeladen, auf einen Kaffee oder auch zum Abendessen. Einmal – Sie müssen wissen, Stefan … ach was, ich kann Ihnen ja ruhig sagen, wir haben uns geduzt, wenn ich also Stefan sage, dann wissen Sie ohnehin, wen ich meine –, also, einmal, er kocht ja so gut, einmal hat er einen fantastischen Rollbraten gemacht und …“ „Frau Schindler, Sie heißen doch Schindler?“ Ein leichtes Nicken ihres Kopfes machte ihm klar, dass er das Namensschild richtig interpretiert hatte – „Frau Schindler, ich will Sie nicht unterbrechen, aber was ist dann passiert, als der Mann ins Haus ging?“ „Na ja, was dann passiert ist, das weiß ich natürlich nicht.“ „Und, ist Ihnen dann noch etwas aufgefallen?“ „Nein, eigentlich nicht, er war, glaube ich, nicht sehr lange drin, weil ich bald darauf wieder den Motor habe starten gehört – ich bin dann in die Küche gegangen, um den Herd abzudrehen. Ich hatte gestern am Abend schon für heute gefüllte Paprika gekocht, die isst mein Mann so gerne, er sagt immer, die gefüllten Paprika würden ihn an den Sommer erinnern. Wissen Sie, Herr Inspektor, im Sommer fahren wir immer auf die Alm, hier am Wörthersee ist es uns einfach zu laut!“ „Ja, ich verstehe“, unterbrach sie Bugelnik, der damit den nächsten Wortschwall über Dinge, die ihn absolut nicht interessierten, aufhielt. „Irgendetwas sonst noch, das für mich von Interesse sein könnte?“ Er hatte kaum noch Hoffnung, von Frau Schindler etwas zu erfahren, das er sich nicht schon selbst zusammengereimt hatte. „Tja, ich weiß nicht, aber ich bin in der Nacht einmal aufgewacht, weil es mir so vorgekommen ist, als hätte ich wieder ein Auto gehört. Und wie ich dann aus dem Zimmerfenster blickte, hatte ich den Eindruck, als würden da drei Männer ins Haus gehen. Nur – etwas ist mir wirklich seltsam vorgekommen – die drei sind so gegangen, als wäre der in der Mitte, ich weiß nicht: schwer betrunken. Er hat seine Beine kaum bewegt, und die beiden anderen haben ihn, so ist es mir jedenfalls vorgekommen, links und rechts gestützt.“
    „Haben Sie gesehen, ob das dasselbe Auto war wie ein paar Stunden zuvor?“ „Das kann ich nicht sagen, ob es dasselbe war, ich bin kein Autospezialist, aber ich glaube, es war dieselbe Marke, die auch mein Mann fährt, ein Mazda 626.“ „Frau Schindler, vielen Dank, Sie haben mir sehr geholfen. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, hier ist meine Karte“, Bugelnik öffnete seine Brieftasche und zog eine Visitenkarte hervor, „Sie können mich jederzeit anrufen.“

J ASMIN K ÖPPERL HATTE jeden Überblick verloren, sie hatte keine Ahnung, wie lange sie schon auf dem Boden lag. Ihr Kopf schmerzte, von den Schlägen und vom Aufprall. Dazu kam die unbequeme Haltung mit den auf dem Rücken zusammengeschnürten Händen, nur die Beine hatten die beiden so lose an den Stuhl gebunden, dass es ihr gelang, sie freizubekommen. Sie öffnete die Augen, das rechte schien ein wenig verklebt zu sein, jedenfalls musste sie das Oberlid mit einiger Muskelanspannung dazu bringen, das Auge freizugeben. Viel konnte sie nicht wahrnehmen: Es war ziemlich dunkel im Raum, Jasmin wusste nicht, ob das mit der Tageszeit zusammenhing oder weil die Vorhänge kaum ein Licht durchließen. So gut es ging, versuchte sie sich mit den Beinen in eine bequemere Stellung zu bringen. Doch mehr als eine 180 Grad Drehung gelang ihr nicht. Immerhin hatten sich die Augen inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt und so konnte sie ihre Umgebung wahrnehmen: Das Zimmer war groß, aber nur sehr spartanisch möbliert, in einiger Entfernung stand ein Tisch, an der Wand ein Schrank und ganz knapp hinter ihr eine Couch. Sie schob sich an die Sitzbank heran, bis sie mit den Schultern daran anstieß. Dann drückte sie die Beine gegen den Fußboden und klemmte die Schultern in einen stufenartigen Vorsprung der Couch. So war sie in der Lage, sich

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