Der Tod des Maerchenprinzen
Vielleicht würde er es dann mit mir diskutieren wollen... Ich diskutiere es mit ihm, streiche mit meiner Hand zärtlich über das hellrote Blut auf seiner Brust. Ich streichle sein Gesicht. Sehe in seine schönen Augen. Schmerz und Liebe. Ich liebe ihn.
Trotzdem weiß ich nicht, was es bedeutet, daß normalerweise meine Assoziationskette abreißt, nachdem ich zugestoßen habe und Blut sehe. Daß im ersten Rausch meiner Phantasie der Aspekt des Schmerzes und der Folgen immer fehlt.
Und außerdem: Wieso eigentlich zwischen die Rippen, das Messer? Eigentlich müßte ich als Feministin bei einem Typen, der mich so typisch mackerhaft fertiggemacht hat, als erstes das Bedürfnis haben , ihm den Schwanz abzuschneiden oder die Eier oder beides... Aber das ist mir irgendwie zu profan. Zu lächerlich. Unangemessen. Das Messer in der Brust ist irgendwie dramatischer, malerischer. Und vielleicht treffe ich dabei das eiserne Herz...
folg der möwe
nicht.
der blaue himmel
trügt.
und auch die see
ruft dich nicht.
Arne ist für mich nicht irgendeine unglückliche Liebe. In mir ist viel mehr als nur Arne kaputtgegangen. In mir ist der Märchenprinz kaputtgegangen. Ich will nichts mehr von Männern. Nie wieder.
Aber habe ich das nicht jedesmal gesagt? Jedesmal wenn ich unglücklich verliebt war? Habe ich da nicht jedesmal der Männerwelt abgeschworen, um dann kurze Zeit später auf den nächsten hereinzufallen?
liebes
kummer
jedesmal wieder
der aufschrei
der Verzweiflung
und des Schmerzes
nie wieder
will ich mich verlieben!
und
jedesmal wieder
ziehe ich meine
konsequenzen:
verbarrikadiere mich
hinter offenen türen.
Es hat doch keinen Sinn, todtraurig zu Hause zu sitzen. Ich mache mir doch selber was vor, wenn ich sage: nie wieder. Ich verknall mich ja doch wieder. Irgendwann. Das war doch bisher immer so. Warum sollte es diesmal anders sein?
Arne ist nicht irgendeine unglückliche Liebe. Arne ist mehr. Die Geschichte mir Arne hat so viel in mir kaputtgemacht. Männer sind doch alle gleich. Kurzer Rausch und langer Kater. Anderthalb Wochen Glück, ein Vierteljahr Unglück. Lohnt sich das? Es ist doch immer dasselbe. Woher soll ich noch Vertrauen zu Männern haben? Die wollen ja doch immer nur anderthalb Wochen. Es ist ja doch immer dasselbe. Am Anfang sind sie ganz lieb. Ich lasse mich auf meine Gefühle ein. Denke erst noch: na! Investier lieber nicht so viel. Aber dann kommen so lauter kleine Verhaltensweisen, die mir zeigen: Der ist ja wirklich in mich verliebt. Und dann höre ich auf, meine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Und dann ziehen die Kollegen ihren Schwanz ein. Immer dasselbe.
Aber andere Frauen haben da doch mehr Glück als ich. Irgendwie scheine gerade ich dazu prädestiniert zu sein, immer wieder solche Erfahrungen zu machen. Irgendwas an meiner Person muß ja geradezu dazu angelegt sein, daß die Typen meinen, mit mir könne mann’s machen. Was ist das? Was habe ich für eine Ausstrahlung? Mir fehlt das gewisse weibliche Etwas, um Männer länger als anderthalb Wochen an mich zu «fesseln». Diese mystische weibliche Ausstrahlung. Die fehlt mir.
«Die hab ich auch nicht», sagt Sabine zu mir. Aber scheinbar hat sie sie ja doch gehabt. Jedenfalls hat sie Arne eine geraume Weile in ihren «Bann ziehen können».
Aber wenn ich mal richtig überlege, habe ich das auch schon «geschafft». Es gab auch Männer, die eine ganze Zeit gebraucht haben, um über mich hinwegzukommen. Wenn ich das zu meiner Bestätigung brauche: Da kann ich mir genüßlich auf die Schulter klopfen. Aber was hab ich davon eigentlich? Ich will keine Mystik. Kein «gewisses weibliches Etwas». Ich will Klarheit. Klarheit, warum mir mit Männern immer wieder dasselbe passiert. Es muß auch eine Erklärung in mir selber geben, warum ich immer wieder auf das gleiche reinfalle. Wenn ich das nicht endlich mal aufarbeite, wird es mir garantiert wieder passieren. Es wird Gründe dafür geben. Und wenn ich die rausfinde, kann ich darangehen, die Sachen in meinem Kopf zu verändern, die immer wieder dazu führen, daß ich mich nicht im Griff habe. Ich muß mit meinen Gefühlen haushalten lernen, anstatt ab und zu mal bockig zu sagen: so! Jetzt verliebe ich mich nie wieder! Und es dann doch wieder zu tun. Ich muß lernen, Situationen realistischer einzuschätzen: wann ich mich auf Männer einlassen darf und wann nicht. Dazu muß ich aufarbeiten. Aufarbeiten, wie das immer so läuft mit Männern und mir. Arne ist ein
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