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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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    Ich will ein Buch schreiben.
    Und wenigstens ehrlich soll es sein.

    U-Bahn. Alltag. Leute. Es gibt noch andere Männer. Überall laufen sie rum. Wirklich nette Männer. In die ich mich bestimmt auch verlieben könnte. Sehe mich um. In der U-Bahn. In der Uni. Bei Freunden, die ich treffe. Es geht nicht. Ich kann keinen Mann interessant finden. Einige Wochen versuche ich krampfhaft, andere Männer wenigstens anziehend zu finden. Der da zum Beispiel wäre normalerweise mein Typ. Etwas schüchtern, nicht so ’n Draufgänger und hübsch find ich ihn eigentlich auch...
    Als ich feststelle, daß der und der andere auch, bei dem’s mir ähnlich ging, daß beide ’ne Freundin haben, sage ich nur laut, daß ich’s schade finde. Später merk ich, daß alles nur Sprüche waren. Daß ich in die Gegend posaune, daß ich den und den ganz attraktiv finde, nur um auch vor mir selber glaubhaft zu machen, ich könnte schon wieder auf andere Typen. Stelle mir vor, meine erotischen Bedürfnisse auf andere Männer zu richten. Männer, die bestimmt genauso zärtlich sind wie Arne. Es geht nicht. Ich will mit niemanndem schlafen. Ich will Arne.
    Bin verzweifelt, als mir das so glasklar bewußt wird. Eineinhalb Jahre oder so hab ich jetzt jede Woche ’n neuen Typen ganz geil finden können. Hab zwar nie was gemacht, weil mir doch schon irgendwo schwante, daß mir irgendwelche Kurzzeitbeziehungen gar nicht das bringen, was ich wirklich will. Aber im Kopf hatte ich das schon. Daß frau ja mal hier, mal da mit jemanndem schlafen könnte. Aber eben nur im Kopf, rein theoretisch. — Jedenfalls fand ich auch immer noch tausend andere Männer wirklich attraktiv, erotisch anziehend und was weiß ich nicht alles; auch wenn ich in einen ganz besonders verknallt war.
    Sehe mich um. In der U-Bahn. In der Uni. Auf der Straße. Überall. Sehe Männer. Vielleicht hat der eine oder andere von denen ein wirklich hübsches Gesicht, eine wirklich interessante Ausstrahlung, die ich sonst sofort registrieren würde. Bei mir kommt nichts mehr davon an. Ich will Arne.
    Wenn ich Arne einfach so in der U-Bahn zum erstenmal gesehen hätte. Ob er mir wohl aufgefallen wäre? Ob ich ihn wohl einfach vom ersten Eindruck her interessant gefunden hätte? Wie er aussieht? Wie er sich bewegt? Was seine Augen sagen? Hätten mir seine Augen was gesagt, wenn ich vorher nichts über ihn gewußt hätte?
    Vielleicht wäre er einfach so in die Bahn eingestiegen, hätte sich mir gegenüber gesetzt. Weil der Platz zufällig frei war. Vielleicht hätte ich ihn als ganz hübsch registriert und wäre die nächste Station ausgestiegen, ohne weiter an ihn zu denken. Vielleicht hätte ich mir auch eingestanden, daß er genau meinem männlichen Schönheitsideal entspricht und dann aber gedacht: Schöne Männer sind langweilig. Haben nichts im Kopf. Sind nur eingebildet.
    Aber er «ist» ja gar nicht schön. Er entspricht nur meinem Schönheitsideal. Ich finde ihn schön. Andere Frauen haben mir schon gesagt, daß sie finden, daß er langweilig aussieht. Die meisten sogar. Er ist also gar nicht schön.
    Er setzt sich mir gegenüber hin, weil der Platz gerade frei ist. Ich sehe ihn an. Er ist schön. Seine dunklen Augen. Die tiefschwarzen Augenbrauen. Die seiner Mimik so etwas Satanisches geben, wenn er sie hochzieht beim Reden. Wenn er in Fahrt ist. Vielleicht hätte er sich in der U-Bahn mit irgend jemand angelegt, wie es so seine Art ist. Sich mit einem Kontrolleur geprügelt oder so. Vielleicht hätte er auch nur irgendwas gesagt und mir wären dabei die Bewegungen seiner Hände aufgefallen. Seine Hände.
    Ich liebe seine Hände, wenn er damit in der Luft herumfuchtelt und mir erklärt, wie er das Hack in der Pfanne anbrät. Wie er seine langen Finger nach vorne schleudert. Als ob man solche Erklärungen nicht ohne dieses Gefuchtel abgeben könnte.
    Er hätte mir gegenüber gesessen und mich angesehen. Seine herausfordernden Augen. Sein Schnauzbart, der leicht rötlich schimmert, ganz weich aussieht und zum Schmusen einlädt. Seine weichen Lippen. Ganz sicher hätte er eine Anti-AKW-Plakette auf seinem Kapuzenjäckchen gehabt. Sein Kapuzen-Nicki, von dem er die Kapuze doch nie aufsetzt. Mir hätten seine schwarzen Haare gefallen, weil sie nicht zu lang sind. Gerade so, wie ich’s noch leiden mag. Sein rötlicher Schnauz, der gar nicht zu den schwarzen Haaren paßt. Und bestimmt wäre er wieder unrasiert gewesen. Ich kann keine Männer ab, die sich nicht wenigstens einmal am

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