Der Tod des Maerchenprinzen
Tag die Zeit nehmen, sich zu rasieren und sich den Schwanz zu waschen. Aber vielleicht hätte es mich auch erst mal gar nicht gestört, daß er unrasiert ist. Hätte mir gedacht, kann ja jedem mal passieren, daß mann mal einen Tag keine Zeit dafür hatte.
Dann hätten wir zufällig an der gleichen Station aussteigen müssen. Unsere Blicke wären sich begegnet. Ich hätte Herzklopfen gekriegt. Hätte schüchtern meine Augen niedergeschlagen.
Als wir auf dem Bahnsteig stehen, sagt er dann zu mir: «Darf ich Sie ein Stück begleiten, junge Frau?»
Ich ziere mich ein wenig und zögere. Aber nicht zu lange. Damit er nicht auf die Idee kommt, ich wolle nicht. Reiche ihm meinen Arm. Wandle barfuß durch Wiesen und Wälder mit ihm. Kann vor Spannung gar nichts sagen. Die Berührung mit ihm macht mich fiebrig, zitterig. Als wir einen kleinen Bach überqueren müssen, läßt er mich los, springt tapfer und mutig voran, reicht mir seine Hand. Stützt mich, während ich mit gerafften Röcken über die Steine balanciere. Ich bin drüben, will seine Hand loslassen, blicke verschämt zu Boden. Da dreht er mich mit ganz, ganz sanfter Gewalt... ich könnte mich entziehen... ich will’s nicht... dreht mich mit ganz, ganz sanfter Gewalt zu sich herum... zieht mich an sich heran... ich hebe meinen Kopf... muß zu ihm hochsehen, weil er ein ganzes Stück größer ist als ich... ich spüre seine samtenen Lippen auf meinem Gesicht... sein Schnauz, der mich ein wenig in der Nase kitzelt... sein Kuß so sanft... so zart auf meinen Lippen, als würde er mich kaum berühren... fast wie einen Hauch nur spüre ich seine Lippen... seine Zunge... seine Lippen... seine Hände... die mich irgendwann ins Moos legen... irgendwann... als der Rausch mich schon weit fortgetragen hat... seine Küsse auf meinem Gesicht... seine Küsse... so zart, daß ich sie kaum ertragen kann... seine Zähne, die ganz zaghaft an meinem Ohrläppchen spielen... seine Lippen... die an meinem Hals saugen... auf meiner Schulter ruhen... seine Hände... die behutsam meine Bluse öffnen... meine Brüste freilegen... ich sterbe... seine Küsse auf meinen Brüsten... ich löse mich auf... mich gibt’s nicht mehr... alles, was von mir übrig ist, ist das Verlangen nach ihm... seinen sanften Lippen... seinen sanften Händen... seine Hände unter meinem Rock... das Fieber, als unsere nackten Körper sich berühren... seine heiße Haut, an der ich zerglühe... ein Taumel, der mich fortreißt... hochwirbelt... ich schwebe... seine Augen... seine Hände auf meinen Brüsten... seine Hände, deren Zärtlichkeit ich kaum noch ertragen kann... ich zerglühe, zerfließe unter seinen zarten Berührungen... die Hitze zwischen meinen Schenkeln... ihm entgegenfließend... Arne... komm zu mir... jetzt... komm... ich fühle nur noch, wie ich mich öffne... will ihn aufnehmen... ganz aufnehmen in mich... heiß und glühend fiebere ich ihm entgegen... kann es kaum noch erwarten... bis er ganz sachte... ganz, ganz langsam in meinen Schoß gleitet... ganz ruhig... so viel Zeit... Ewigkeiten von Zeit... genieße seine Hitze in mir... die Zartheit seiner Bewegungen... die Ruhe, mit der wir uns die Zeit nehmen, nur so zusammenzusein... ich spüre ihn mit jeder Faser meines Körpers... atme ihn ein... berauscht... seine weichen Haare auf meiner Schulter... sein leises Lachen an meinem Ohr... Stephansplatz... beim Ein- und Aussteigen bitte beeilen... Schneeregen und eisiger Wind in meinem Gesicht... Warten auf den Bus... um acht Uhr sitze ich auf der Arbeit.
Sonntagmorgen.
Ich liege mit Uschi und Jan im Bett. Wir klönen. Meine Gedanken schweifen ab. Mein Bauch wird ganz warm. Arne soll mit mir schlafen. Ich will ein Kind von ihm. Er soll mir in meinem Bauch ein Kind machen. Arne. Sehe seine braunen Augen vor mir und fühle die Wärme in meinem Bauch.
Ich sage das Jan und Uschi. Uschi meint, ja, kannst du auch machen. Du darfst nur nicht denken, daß du ihn dadurch wiederkriegst.
Ich will natürlich eigentlich kein Kind alleine haben. Ich will, daß Arne auch ein Kind mit mir will. Aber das will er ja nicht. Und dann will ich wenigstens ein Kind von ihm. Wenn ich ihn schon nicht habe. Oder was ist das, was sich da in meinem Kopf abspielt? Ich spinne. Wo will ich denn zwei Jahre vorm Examen das Kind hintun. Alleine 24 Stunden am Tag Mutter sein, alleinstehende Mutter. Nur weil ich Arne liebe. Ich spinne.
Mein Bauch ist immer noch ganz warm. Mir ist feucht und heiß zwischen den Schenkeln. Ich
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