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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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Geschichtsinteresse sei vorwärts schauend. Ich sage ihm, daß der Spruch eine Unverschämtheit ist. Und daß ich mich selber für relativ stark halte. Mich über mangelnde Substanz nun wirklich nicht beklagen kann. Eigentlich hätte er für den Spruch eine Ohrfeige verdient. Eigentlich...
    Ich esse meine Hammelkoteletts. Wir unterhalten uns weiter. Als wir mal eine Weile nichts gesagt haben und uns wieder angucken, zwickt Arne mich ohne was zu sagen in die Wange. Lächelt mich an. Arne, der Charmeur. Ich kriege Herzklopfen.
    Ich sage ihm, daß ich Donnerstag auch in der Uni-Gegend einen Termin habe. Er doch auch. Ob wir nicht hinterher noch zusammen ein Bier trinken wollen. Arne weiß doch nicht genau, ob er hinterher Zeit hat. Mal sehen. Er sagt nicht, daß er keine Lust hat. Also hat er wohl Lust. Jetzt sind wir für Freitag wahrscheinlich und für Donnerstag vielleicht verabredet. Und er will noch anrufen. Ich fühle mich wohl mit ihm.
    «Oh! Da ist der Christian. Den seh ich so selten!» springt er plötzlich auf. Hin zur Theke und holt zwei andere Typen an unseren Tisch.
    Mich siehst du auch selten, denke ich. Aber ich sag nichts. Und die Unterhaltung, die dann losgeht, ist auch wirklich ganz toll. Selbiger Christian spricht mich auch ein paarmal direkt an, obwohl er mich noch nicht kennt. Ich taue sofort auf. Endlich mal nicht diese Freundin-von-Situation, wo ich neben Arne sitze und mir meine Redebeiträge erst erkämpfen muß.

    Da kommt ein Typ in die Kneipe, trifft einen Freund mit einer Frau, die er nicht kennt, und bezieht die sofort ganz locker ins Gespräch mit ein. Leider keine Selbstverständlichkeit. Ich finde die beiden sympathisch. Unterhalte mich unabhängig von Arne mit dem einen weiter.
    Als ich Arne sage, daß ich gehen will, fängt er an, mit meiner Hand zu spielen. Wir verstehen uns kaum, weil es laut ist und wir so weit auseinandersitzen. Uns nur quer über den Tisch unsere Hände zureichen können. Ich stehe auf und gehe um den Tisch herum zu ihm. Setze mich neben ihn auf die Bank, und wir umarmen uns. Ich kann ihn streicheln. Mich bei ihm ankuscheln. «Siehst du, ich find das ganz schön. Auch so zärtlich miteinander zu sein. Das muß nichts mit so ’ner Mann-Frau-Beziehung zu tun haben.» Er guckt mich ganz lieb an, während er das sagt.
    «Aber kannst du nicht verstehen, daß mir das unheimlich schwerfällt, neben dir im Bett zu liegen? —Weil ich mehr will.» Ich sehe ihm die ganze Zeit in die Augen, als ich ihm das sage. Seine schönen braunen Augen. Er muß doch merken, daß ich ihn liebe.
    «Doch. Das kann ich verstehen. Aber ich find’s trotzdem schön.»
    Irgendwie ist das ganz schön übel, wie er sich verhält. Er geht da ja überhaupt nicht drauf ein, in was für Konflikte er mich da bringt! Aber in welcher Form sollte er denn darauf eingehen? Indem er mir die Zärtlichkeiten, die er selber will, verweigert? Das will ich auch nicht. Ich will doch mit ihm schmusen.

    Als ich mich zu Hause unauffällig in die Wohnung schleichen will, sind Jan und Uschi grade auf dem Flur. Jan und Uschi, die mir seit Monaten dabei zu helfen versuchen, über Arne hinwegzukommen. Es immer wieder mit mir diskutieren. Und nun komme ich nach Hause und muß zugeben, daß ich rückfällig geworden bin.
    «Na? Was war?»
    «Er war sooo lieb», sage ich nur.
    «Ach, du Schande!» meint Uschi. Weitere Worte brauchen nicht gewechselt zu werden.
    «Aber es war so schön», setze ich noch ganz bockig hinterher. Und daß er Freitag für das Gespräch Zeit hätte. Wir gehen alle ins Bett. Ich kann nicht schlafen. Ich möchte bei Arne sein.
    Am nächsten Abend telefoniere ich mit Jochen. Meine letzte feste Beziehung vor Arne. Ich erzähle ihm von meiner unglücklichen Liebe. Daß es jetzt schon ein Vierteljahr her ist. Daß ich nicht damit fertig werde. Und dann kann ich nicht mehr weiter erzählen, weil ich heulen muß. Unter Tränen lege ich auf. Es ist halb elf. Ich fahre zu Arne.
    Er ist nicht zu Hause. Auch in seinen Stammkneipen finde ich ihn nicht. Treffe Bekannte von ihm. Frage sie. Keiner weiß, wo Arne ist. Ob sie ihm was bestellen sollen, wenn sie ihn sehen?
    «Nee. Eigentlich nicht. Ich will ihn eigentlich noch selber treffen heute abend . Er kann mich mal anrufen!»
    Jetzt kriegen die alle mit, daß ich durch sämtliche Kneipen ziehe, nur um Arne zu treffen. Daß ich hinter ihm herlaufe. Aber das ist mir doch egal. Sollen sie doch. Ich laufe hinter ihm her. Das kann ruhig jeder wissen. Sollen

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