Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
Vom Netzwerk:
wie ein Aal hintenrum rauswindest, indem Du Verabredungen nicht einhältst. Leider war mir meine Zeit zu schade, um das mal ’ne Woche durchzuprobieren.

    Ich hab ja auch unter Linken schon viele Sauereien erlebt. Aber so ein frauenfeindliches Schwein wie Du ist mir noch nicht untergekommen

    Mit feministischen Grüßen

    P. S.: Vielleicht könntest Du mir auch mal irgendwann mein Hemd wiedergeben. Solltest Du nicht in die Gegend kommen: Es gibt auch eine Post.
    Ach und noch was: Bevor Du diesen Brief aus der Hand legst und sagst: «Die spinnt! Hysterisches Weibsbild!», solltest Du Dir vielleicht mal überlegen, wenn zwei Frauen, mit denen Du mal ’ne Beziehung hattest, genau die gleiche Kritik an Dir haben, ob das dann nicht was zu bedeuten hat.

    Ich fahre in den Kopie-Shop, um mir den Brief zu fotokopieren. Dann nach Altona. Je näher ich seiner Wohnung komme, desto größer wird mein Herzklopfen. Aber nicht aus Angst, sondern aus Spannung. Ich klingle. Nichts rührt sich. Er ist bestimmt da. Hat sich nur nach der Arbeit hingelegt und schläft jetzt. Geil. Hoffentlich ärgert er sich, daß ich ihn aufgeweckt habe. Ich klingle noch mal. Endlich ertönt der Summer. Als ich in seine Wohnungstür trete, ist es dunkel im Flur. Ich kann ihn kaum erkennen. Er faßt mit beiden Händen nach meinem Kopf. Will mich streicheln. Ich weiche zurück: «Ich will mein Hemd abholen», sage ich nur. Ich will keine zärtliche Begrüßung. Ich will ihn anspucken. Entziehe mich seinen Händen und weiche ins Dunkel zurück. Ich würde gerne sehen, was für ein Gesicht er jetzt macht. Es ist zu dunkel. Es ist das erste Mal, daß ich ihm Zärtlichkeiten verweigert habe. Das erste Mal. Was er wohl denkt jetzt?

    «Oh, hab ich das Licht hier angelassen?» meint er und macht das Licht im Wohnzimmer aus. Geht ins Schlafzimmer. Steht vor der Tür zur Küche. Reibt sich die Augen und brabbelt was von gestern abend, gesoffen haben und so weiter. «Wo ist mein Hemd?» frage ich zum zweitenmal. Er hat eine ganz schlabberige Unterhose mit kurzen Beinchen an und friert. Steht vor der Küchentür und reibt sich die Augen. Als er merkt, daß er mich mit seinen Saufgeschichten auch nicht hinhalten kann, geht er in die Küche. In der Zwischenzeit lege ich den Briefumschlag nebens Bett.
    Er kommt mit dem Hemd. «Ist es denn nun inzwischen gewaschen?» frage ich. Er grinst verlegen. Gibt mir das dreckige Hemd wieder, das er sich vor zwei Monaten von mir geliehen hat, weil er was Sauberes anziehen wollte, den Abend, als er hoffte, seine Ex-Freundin würde ihn wieder aufnehmen. Das dreckige Hemd, mit dem ich ihn schon einmal wieder nach Hause geschickt habe, weil ich es eine Selbstverständlichkeit finde, daß er es wäscht, wenn er es sich sauber von mir geliehen hat. «Ich find das nicht lustig», sage ich und verstaue das Hemd in meinem Korb. «Ich hab dir da noch ’ne Kleinigkeit mitgebracht.» Ich deute mit einem kurzen Kopfnicken auf den Brief. «Weshalb bist du denn Freitag nicht gekommen?»
    Er fängt wieder an, sich die Augen zu reiben. Wüschelt in seinem Gesicht rum und murmelt was von: «Freitag? Wieso Freitag, ach, war das Freitag? Nee, wir hatten doch... Donnerstag war das.»
    «Mensch, Arne. Ich hab keine Lust mehr.» Ich sehe ihn haßerfüllt an.
    Er wüschelt wieder in seinem Gesicht rum, reibt sich die Augen und entzieht sich so meinem Blick. Brabbelt wieder was von Freitag und tut so, als wenn er die Tage durcheinandergekriegt hat.
    «Und warum hast du nicht mal angerufen?»
    «Ja, das stimmt, hab ich nicht gemacht.»
    «Du lernst es nie», sage ich hart und warte darauf, daß er mich anguckt. Sammle die Spucke in meinem Mund. Aber er guckt mich nicht an. Grabbelt sich wieder im Gesicht rum und reibt sich die Augen. Damit es so wirkt, als hätte er einen Grund, mich nicht angucken zu können. Aber ewig kann er sich auch nicht im Gesicht rumwüscheln. Als er mich wieder anguckt und wieder was brabbelt, als wenn er die Tage verwechselt habe, spucke ich ihn an, drehe mich um, ohne ihn noch einmal anzusehen und knalle seine Wohnungstür hinter mir zu.

    Auf dem Nachhauseweg fühle ich mich wohl. Unheimlich wohl. So wohl, daß ich mich spontan entschließe einzukaufen und heute abend zu kochen. Porree, Paprika und Wurzeln. Und das Hack mit Schafskäse angebraten. So wie ich es bei Arne gelernt habe. Und dazu Reis. Zur Feier des Tages.
    Weil ich Arne heute angespuckt habe, gibt es das Essen, was er mir beigebracht hat. Uschi und Jan mögen

Weitere Kostenlose Bücher