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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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Anke fragt, ob Sabine auch ein sehr emotionaler Mensch sei. Sie hätte das Gefühl, daß Arne das Loch, was er selber da hat, immer versucht, mit sehr gefühlsbetonten Frauen zu stopfen. Eine Hypothese, die sehr einleuchtend klingt. Aber mehr auch nicht. Ob es stimmt, könnte letzten Endes nur Arne beantworten. Und der sperrt sich.
    «Arne tut so, als wenn es ihm überhaupt nichts ausmacht, daß ich ein Buch über ihn schreibe. Und das glaub ich ihm einfach nicht. Das glaub ich ihm nicht, daß ihm das nichts ausmacht.»
    «Das brauchst du ihm auch nicht zu glauben», meint Anke.
    Überhaupt haben wir so ziemlich die gleiche Einschätzung von ihm. Nur daß Anke und ich zwei völlig verschiedene Menschen sind und sich das deshalb so unterschiedlich ausgewirkt hat.
    Als ich gehe, sagt Anke, ich soll mich ruhig mal wieder bei ihr melden. Es interessiert sie schon, was ich mit Arne weiter mache. So ganz glücklich sei das ja auch nicht gelöst, mit dem Freiraum, den sie ihm läßt.
    Das Gespräch mit Anke hat mich ruhiger gemacht. Sie ist keine unbekannte Variable mehr, die Arne beliebig aus der Tasche ziehen kann, um mich zu verunsichern. Wenn er mir jetzt das nächste Mal erzählt, wie er seine Beziehung zu Anke sieht, dann habe ich dabei auch im Ohr, was sie selber dazu gesagt hat.
    Am Freitagnachmittag sitze ich mit Axel im Kleinen Café in Altona. Unterhalte mich mit ihm über mein Buch und die Frauenbewegung im allgemeinen . Plötzlich kommt Arne rein. Mit dem hatte ich gar nicht gerechnet. Er setzt sich zu uns. Als ich ihn frage, wie er denn die Szenen findet, die ich ihm Sonntag gegeben habe, kommt ein vernichtendes Urteil: Er findet es oberflächlich. Und daß ich meinem Anspruch nicht gerecht werde. Daß ich die Sicht der Männer nicht einbeziehe.
    Ich gebe ihm die Seiten zu lesen, wo ich beschreibe, wie ich jahrelang von Männern als Sexualobjekt benutzt worden bin, und er findet es oberflächlich, weil ich die Sicht der Männer nicht einbeziehe.
    Ich will mich mit ihm treffen. Nächste Woche. Er will mich Sonntag noch anrufen. Er ruft nicht an. Ich fahre nach Altona. Er hat schon geschlafen. «Ich geh gleich wieder. Ich wollt dich nur fragen, ob du morgen Zeit hast?» Er hat Zeit. Ich küsse ihn und gehe.
    Ich habe eine Stunde gebraucht, um eine Verabredung mit ihm zu treffen. Eine Stunde Bahnfahrt und Fußweg. Arne hätte fünf Minuten gebraucht. Er hätte mich anrufen können. Ich bin ihm nicht mehr böse. Ich habe mich bewußt so entschieden. Ich weiß, daß ich ihm nachlaufe. Und da stehe ich zu. Ich will was von ihm. Sehr viel mehr als er von mir. Aus irgendeinem Grunde ist er mir plötzlich eine Stunde Bahnfahrt wert, ohne daß ich mich erniedrigt fühle. Obwohl ich ihm noch nicht mal die fünf Minuten Telefonzelle wert war.

    Bssssssssss... macht die dicke, fette Schmeißfliege und läßt sich auf der Nasenspitze nieder. Man kann sie wegscheuchen. Bssssssssss... dann läßt sie sich kurz auf dem Tisch nieder, erholt sich einen Augenblick, krabbelt ein bißchen rum... und... bssssssssss... fliegt sie diesmal die Schulter an... man kann mit der Hand nach ihr schlagen... oder mit der Zeitung... wenn sie auf dem Küchentisch rumkrabbelt... bssssssssss... vielleicht nimmt sie eine Weile Abstand. Sitzt ganz still auf der Tapete, um neue Kraft zu sammeln. Bssssssssss... diesmal landet sie auf der Stirn... krabbelt in den Haaren rum... bssssssssss... brummt direkt am Ohr vorbei... wieder auf die Nase.
    Was ist das eigentlich? Da ist ein Mann. Und da ist eine Frau. Diese Frau rennt seit vier Monaten hinter diesem Mann her. In unterschiedlichen Variationen zwar, aber beständig. Durch nichts zu erschüttern. — Steht plötzlich in der Tür und sagt: Da bin ich. Hast du Freitag Zeit? — Steht unangemeldet nachts halb zwölf in der Tür und sagt: Da bin ich. Ich schlaf heut bei dir. — Schreibt Briefe: Arne, ich liebe dich. — Weckt ihn nachts um drei auf: Arne, ich möchte mit dir schlafen. — Seit vier Monaten.
    Und seit vier Monaten antwortet dieser Mann: Ich weiß nicht, ob ich Freitag Zeit habe. — Es ist mir egal, ob du hier schläfst. — Ich liebe dich nicht. — Ich möchte nicht mit dir schlafen.
    Und diese Frau macht weiter. Hartnäckig und mit ungebrochenem Selbstbewußtsein. Was muß der eigentlich noch alles machen, damit sie nicht mehr hinter ihm herrennt? — Warum rennt sie denn immer noch hinter ihm her? Seit vier Monaten. Wie muß so ein Mann sich eigentlich fühlen, dem eine Frau so

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