Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
Vom Netzwerk:
Periode und die Tage danach...»
    Ich erkläre ihm, daß «die Tage danach» die fruchtbarsten sind. Daß das von der Zykluslänge abhängt und daß nur bei Frauen mit einem langen Zyklus die «Tage danach» noch unfruchtbar sind. Daß man vom kürzesten Zyklus 21 Tage abziehen muß, um wirklich sicherzugehen. Daß der Eisprung bis zu sechzehn Tagen vor der Periode stattfinden kann. Und daß Sperma drei Tage lebensfähig sein kann. Eventuell sogar noch länger, daß man sich da nicht sicher ist, und deshalb noch fünf Tage vor dem Eisprung abzieht. Und dann also 21 Tage insgesamt abziehen muß. Daß ich zum Beispiel manchmal einen Zyklus von 26 Tagen habe. Und deshalb nur die ersten fünf Tage sicher unfruchtbar bin. Daß es auch ein weitverbreiteter Irrtum ist, während der Periode könnte nichts passieren. Daß bei mir die beiden letzten Tage der Periode schon unter diese 21 Tage fallen. Daß die Spermien sich gut während der Menstruation nach oben arbeiten können, um da heimtückisch auf das Ei zu warten. Und daß zwischen Befruchtung und Einnistung des Eies sowieso noch mal sieben Tage vergehen, so daß in der Zwischenzeit die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut ist. Auch wenn die Befruchtung selber ein paar Tage nach der Periode stattgefunden hat.
    Und daß ich immer nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen kann, wie viele falsche Informationen zu diesem Thema kursieren. Zum Beispiel: «Es war doch erst kurz nach der Periode. Wieso bin ich denn schwanger?» Daß ich immer wieder von Frauen höre, die auf diese Methode ungewollt schwanger geworden sind Immer wieder mit der Bemerkung: «Es war erst ganz kurz danach .» Daß genau diese Uninformiertheit die Methode «unsicher» macht. Wenn frau sie richtig anwendet ist diese Methode sicher! Und dann erzähle ich ihm noch, daß ein Spermatropfen außen an der Scheide schon ausreichen kann. Daß er mich, wenn das Schicksal uns böse gesonnen ist, damit schon schwängern kann.
    Arne sitzt auf seinem Stuhl und hört sich das an. Fünf Meter von mir weg auf seinem Stuhl. Und dann sage ich ihm endlich, daß ich solche Diskussionen nicht immer über solche Distanz führen kann. Daß es mir immer noch schwerfällt, überhaupt über Sexualität zu diskutieren, daß ich das lieber mache, wenn man sich dabei aneinander ankuscheln kann.
    Arne sitzt in seinem Stuhl und hört sich alles an, was ich ihm sage. Fünf Meter von mir weg.
    Wir gehen ins Bett. Ich möchte mit ihm schlafen. Ich möchte ihm nahe sein. Jetzt ist doch endlich die absolut ungefährlichste Zeit. Wieso will er denn nicht?
    Als wir am Morgen aufwachen, schlafen wir miteinander. Endlich kann ich ihm wieder nahe sein. Arne schlingt seine Arme um mich, als ich auf ihm sitze. Ich finde das schön. Fühle mich wohl. Eigentlich ist alles wie immer. Eigentlich. Aber dann fühle ich mich plötzlich von einer Minute auf die andere ziemlich ernüchtert. Weiß plötzlich ganz genau, daß ich keinen Orgasmus kriegen werde.
    Aber es ist nicht nur der Orgasmus. Irgendwas ist nicht in Ordnung. Noch bin ich nur ernüchtert. Als Arne hinterher ins Badezimmer geht, fange ich an, mich richtig unwohl zu fühlen. Nachdem ich onaniert habe, fühle ich mich wenigstens körperlich etwas entspannter. Insgesamt fühle ich mich immer noch beschissen. Versuche krampfhaft, ein paar Zärtlichkeiten von Arne zu erheischen, weil ich es nicht wahrhaben will, was sich da eben abgespielt hat. Ich will ihm nahe sein. Ich fahre nach Hause. Arne fährt zu einem Anti-AKW-Kongreß. Auf dem Weg zum Bahnhof fange ich an, mir Vorwürfe zu machen: Ich hätte ihm gleich sagen müssen, was ich will. Das nächste Mal werde ich ihm gleich sagen, wenn mir was nicht paßt. Das lag an mir. Daran, daß ich den Mund nicht aufgekriegt habe.
    Aber meine Verdrängung funktioniert nicht ganz. Ich kann selber nicht daran vorbei, daß die Scheiße, die ich gebaut habe, auf einer anderen Ebene liegt. Daß unser Zusammenschlafen heute morgen nicht mehr der körperliche Ausdruck einer vorhandenen Vertrautheit war. Sondern daß ich die Hoffnung hatte, damit eine Vertrautheit wieder zu erlangen, die auf anderer Ebene nicht da war.
    Aber wieso spüre nur ich das so deutlich, daß ich nicht mehr kann? Wieso stört das ihn nicht genauso wie mich? Aber dann werden diese Gedanken mir zu unangenehm, und ich verdränge sie schnell wieder. Am Sonntagabend habe ich für Jan, Uschi und Arne gekocht. Beim Essen versuche ich Arne mal zu streicheln oder seine Hand zu erwischen.

Weitere Kostenlose Bücher