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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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das wohl gemeint hat?
    Aber eigentlich ist das weniger wichtig. Sie hat mir ein Gespräch zu dritt angeboten, obwohl sie mich nicht kennt. Mich noch nie gesehen hat. Also kann ich einen gewissen Grundkonsens voraussetzen. Ich bin nicht mehr allein mit meiner «Beziehungsdiskussion».
    Es wird immer später. Ich wollte doch heute spazierengehen. Und wenn der Scheißkerl nicht an den Laden kommt, dann eben ohne ihn.
    Aber es könnte doch sein, daß er ausgerechnet in der Zeit anruft, wo ich weg bin. Das könnte doch sein. Soll ich lieber hierbleiben?
    Ich bin doch nicht seine Diva, die den ganzen Tag zu Hause auf dem Chaiselongue liegt. Jederzeit gebrauchsbereit. Und er kann kommen und gehen, wann er will. Der soll ruhig sehen, daß ich nicht mehr da bin, wenn er sich nicht an Verabredungen hält. Hat er selbst Schuld.
    Aber ich will ihn doch sehen! Ich schneide mir doch ins eigne Fleisch, wenn ich nicht für ihn erreichbar bin. Ich will doch, daß er endlich kommt.
    Ich gehe los. Fahre in den Volkspark zum Spazierengehen. Es ist Sonntag und überall Sonntagsspaziergänger, die einem die letzte Illusion rauben, frau befände sich in «unberührter» Natur. Ich bin genervt. Suche mir die halbwegs unbevölkerten Wege aus, und immer wenn ich denke, ich kann mal fünf Minuten nur Bäume, Wind und Eichhörnchen um mich haben, kommt das nächste Sonntagsnachmittags-Pärchen um die Ecke. Angezogen, als wollten sie ins Trinity gehen. Ich will allein sein. Möchte die Natur genießen... setze mich auf eine Bank und fange an, todtraurige Gedichte zu schreiben. Daß ich mich nie wieder verlieben will und so... Wenn der Scheißkerl gekommen wäre, hätten wir genug Zeit gehabt, nach Aumühle zu fahren. Da wäre Wald gewesen. Und nicht so viele Leute. Ich fahre nach Hause. Rufe wieder bei Brigitte an.
    «Hier hat mir eben jemand gesagt, daß Arne zum Fußballspielen nach Hannover gefahren ist», sagt sie. «Heute morgen.»
    «Weißt du, wann heute morgen?» frage ich. «Kann ja sein, daß es so früh war, daß er mich nicht wecken wollte und deshalb nicht angerufen hat.»
    «Nee, nee, nee», meint Brigitte. «Da würd ich mich gar nicht drauf einlassen.»
    Sie hat recht. Jetzt fange ich schon an, mir für Arne Entschuldigungen auszudenken. Ich bin wirklich nicht ganz dicht! Anrufen kann mann immer. Auch aus Hannover, wenn mann weiß, daß frau zu Hause sitzt und wartet. Und außerdem weiß er das bestimmt nicht erst seit heute. Er hat sich bestimmt kein Stück drum geschert, mich wenigstens noch mal anzurufen. Schmerzhaft genug, daß ich uninteressanter bin als Fußballspielen. Aber absagen ist ja nun das mindeste.
    Abends halb neun, also zehn Stunden nachdem wir verabredet waren, klingelt das Telefon: «Hier ist Arne. Ich wollt Bescheid sagen, daß ich nicht mehr komm. Mir tut mein Rücken so weh.»
    «Wieso rufst du denn jetzt erst an? Wir waren heute morgen verabredet.»
    «Heute morgen ? Nee! Ach so? Ich dachte...» Schweigen...
    Ich schnauze ihn an, daß ich den ganzen Tag auf ihn gewartet habe. Schweigen am anderen Ende der Leitung. Meine Güte, wie ich das kenne. Wenn die Typen wissen, daß sie eh nichts zu ihrer Entschuldigung vorzubringen haben, dann halten sie den Mund und spielen das personifizierte schlechte Gewissen. Schweigen und gucken ganz schuldbewußt. Damit kann mann die tobende Furie dann erst mal auflaufen lassen. Was soll ich auch noch sagen, wenn das andere Ende der Leitung aus Schweigen besteht?
    Dann sagt er noch, daß er bei einer anderen Brigitte schläft heute und nicht mehr raus will, weil ihm sein Rücken so weh tut. Aber daß er morgen kommt. ;i
    «Wann denn?»
    «So gegen halb zwei, zwei. Schätz ich», meint Arne.
    «Nee! Mit ist nichts. Ich will einen Termin, an den du dich hältst», fahre ich ihn an.
    Okay, dann will er pünktlich kommen. Ganz ruhig sagt er das. So als wenn ein ganz gemütlicher Tonfall herrscht zwischen uns. Meine Güte, ist der denn durch nichts aus seiner gottverdammten Ruhe zu bringen? Ich blubber ihn die ganze Zeit wütend an... und er ist ganz ruhig und freundlich. Warum lasse ich mir dadurch den Wind aus den Segeln nehmen? — Aber klar. Wie kann frau jemannden anschreien, der die ganze Zeit freundlich und gelassen bleibt. Das kann ich nicht lange. Aber vielleicht ist das auch ein Fehler. Das ist ja eine Taktik von den Typen, frau durch ihre «Ruhe» auflaufen zu lassen, bis sie still ist. Frau sollte weiterschreien. Und wenn mann dann dasitzt und sagt: Warum

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