Der Tod des Maerchenprinzen
seinen Chauvi drauf haben. Es gibt in jeder BI Frauen, von denen ich in Frauenfragen keine große Unterstützung erwarten kann. Wenn ich Arnes BI jetzt kennen würde, dann könnte ich mir ’ne Frau aussuchen, an die ich mich wenden könnte. Aber die Möglichkeit hab ich nun mal nicht. Ich habe nur Brigittes Telefonnummer. Also muß ich schon drauf hoffen, daß gerade sie eine von denjenigen ist, die mich unterstützen würden.
Ja, sie hat etwas Zeit, mit mir zu telefonieren. Ich schildere ihr den «Fall». Daß ich mit Arne verabredet war und er mich hier sitzenläßt. Daß das nicht das erste Mal ist. Daß ich es mit ihm diskutiert habe. Und dachte, das kommt nicht wieder vor. Daß ich dachte, daß er aus seiner letzten Beziehung gelernt hat. Daß er mir dauernd erzählt, daß seine letzte Beziehung sehr schön war. Daß es da nicht solche banalen Probleme wie mit mir gegeben hätte. «Das stimmt ja nicht», sagt Brigitte, «das weiß er auch selber.» Und daß Arne immer die Tour drauf hat, daß es meine Probleme sind, wenn ich mit ihm nicht klarkomme und... und... und...
Brigitte sagt: «Ja. Das kenn ich alles, was du da von Arne erzählst. Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Aber ich find’s nicht gut, das jetzt ohne ihn weiter zu diskutieren. Vielleicht sollten wir uns mal zu dritt zusammensetzen. Wenn du das möchtest.»
«Ja! Das find ich toll», sage ich ihr. Und dann verabreden wir, daß wir uns nächste Woche treffen.
«Du mußt ihn immer wieder auf den Pott setzen», sagt sie zu mir.
«Nee», sage ich. «Ich werde ihn nicht Nach dem Telefongespräch fühle ich mich bedeutend stärker. Ich bin nicht mehr allein. Brigitte wird mich unterstützen. Ich kenne Brigitte nicht. Habe sie noch nie gesehen. Brigitte ist eine Frau aus Arnes BI. Eine Frau, die mir eben angeboten hat, sich mit Arne und mir zusammenzusetzen, um unsere Beziehungsprobleme mit uns zu bereden. Ich habe vier Jahre Frauenbewegung hinter mir. Vier Jahre, in denen ich gelernt habe, in meinen «Beziehungen» nicht mehr alleine zu wurschteln. Nicht mehr zu privatisieren. Sondern mir andere Frauen zur Unterstützung dazu zu holen. Vier Jahre, in denen ich immer wieder festgestellt habe, daß «meine» Beziehungsprobleme nicht meine privaten Probleme sind. Daß sich in anderen Beziehungen das gleiche abspielt. Daß andere Frauen die gleichen Auseinandersetzungen mit ihren Männern haben wie ich. Daß wir Frauen nur gewinnen können, wenn wir diese Privatsphäre öffentlich machen und die Gemeinsamkeiten in unseren Beziehungskonflikten erkennen. Daß wir nichts zu verlieren haben außer unseren vergoldeten Ketten.
Vier Jahre Frauenbewegung, in denen ich auch gelernt habe, daß es immer Frauen geben wird, die so ganz versteckt ablaufende Frauenunterdrückung nicht so schnell erkennen wie ich, weil sie sich noch nicht so lange damit beschäftigen. Noch nicht so «sensibilisiert» dafür sind wie ich. Und daß es sogar Frauen geben wird, die mir in den Rücken fallen.
Aber ich habe auch gelernt, mit diesen Erfahrungen umzugehen. Frauen differenzierter einzuschätzen. Nicht gleich zu sagen: «Die hat zur Frauenfrage nichts drauf», wenn sich eine Frau mir oder anderen gegenüber in einem Punkt unsolidarisch verhält. Erst mal zu gucken, ob ich nicht an anderen Punkten doch gemeinsame Sache mit ihr machen kann. Sich trotzdem gegenseitig zu unterstützen, auch wenn frau sich nicht in allen Frauen«fragen» einig ist. Nicht frustriert zu sein, wenn eine erhoffte Unterstützung mal nicht kommt.
Egal, wieviel Unterstützung ich von Brigitte erwarten kann. Auf jeden Fall ist es besser, als mit Arne alleine zu diskutieren. Ich habe sie zwar noch nie gesehen — aber nach dem, was sie eben am Telefon gesagt hat, wird sie mich in einigen Punkten ganz sicher gegen Arne unterstützen.
Nur das eine fand ich komisch. Daß sie gesagt hat, sie fände es nicht gut, sich ohne ihn jetzt weiter zu unterhalten. Das kann ich nicht so recht einordnen. Hatte sie nur einfach nicht so große Lust jetzt, oder zweifelt sie generell das oberste Prinzip der Frauenbewegung an: Daß Frauen immer das Recht haben, sich ohne Männer erst mal untereinander abzusprechen. Und nicht nur das Recht haben, sondern daß das auch nützlich ist. Und daß das nicht «unfair» gegenüber Arne ist. Wie sie
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