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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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ganz gerne hätte. Arne sagt ja. Wir verabreden uns für Donnerstag.
    Arne liegt dann drei Tage bei mir rum. Ich finde es schön, wieder jemannden um mich zu haben. Jemannd, der immer da ist, wenn frau nach Hause kommt. Der nicht mehr hauptsächlich in Form eines nichtklingelnden Telefons existent ist, sondern immer greifbar. Immer für einen Klönschnack bereit daliegt. Mich nicht mehr dadurch einschränkt, daß ich mir dauernd Gedanken machen muß, warum er denn nun wieder nicht rechtzeitig kommt oder überhaupt nicht. Ich komme einfach zu mehr. Eigentlich ist es doch eine Belastung, wenn da so ’n Typ ständig in der Gegend rumliegt. Aber für mich ist es jetzt eine Entlastung, weil meine Energie nicht mehr dadurch aufgefressen wird, daß ich mir Gedanken mache, wann ich Arne wohl endlich wiedersehe. Er ist ja da.
    Zwei- oder dreimal am Tag schmiere ich ihn mit Pinimenthol ein. Arne zieht sich aus und hält mir seine Brust und seinen Rücken zum Einreiben hin. Arne, der sich seit Wochen körperlich immer stärker vor mir zurückzieht. Arne, den ich streicheln möchte, sobald ich ihn nur sehe. — Arne, den ich streicheln möchte, wenn er da ist und wenn er nicht da ist. Jetzt soll ich ihn mit Pinimenthol einreiben. Soll ihn wieder anfassen, aber aus rein medizinischer Indikation. Ich kann nicht. Ich möchte ihn streicheln... und nicht dieses doofe Pinimenthol auf seiner Haut verreiben müssen. Ich möchte ihn streicheln.
    Ich reiße mich zusammen. Lange in den Pinimenthol-Topf und verteile das Zeug auf seiner Brust. Arne stützt sich mit den Armen seitlich auf dem Bett ab. Sitzt im Schneidersitz und hält den Kopf nach oben. Schließt die Augen. Meine Hand will langsamer werden. Will zärtlicher werden. Nicht mehr die Salbe verteilen. Will die Berührung mit seiner Haut genießen. Ich beherrsche mich. Nehme mich zusammen. Ich reibe ihn ein. Er dreht sich um. Jetzt ist der Rücken dran. Ich möchte mich jetzt zu ihm rüberlehnen und seinen Nacken küssen. Ich möchte... ich möchte...
    Ich darf nicht daran denken. Ich reibe ihn ein. Zweimal am Tag. Oder dreimal. Dreimal am Tag dieser Kampf in mir. Und jedesmal siegt der Feind meiner Zärtlichkeit. Ich kann ihn nicht streicheln. Er ist so weit weg. Ich reibe ihn ein.
    Arne fängt dann an, hinter seiner letzten Freundin herzutelefonieren. Will sich mit ihr treffen und redet dauernd davon, daß er mit ihr über sein Diskussionsverhalten sprechen will. Daß sie da wohl auch Kritik an ihm hat. Und daß er sich unbedingt vor dem Gespräch mit Brigitte mit ihr treffen will.
    Sie hat nur am Donnerstag Zeit, und er meint, daß er dann lieber das Gespräch mit Brigitte auf Freitag verschieben will. Ich bin damit einverstanden. Denke mir nichts Böses dabei. So wie er das gesagt hat, will er ja nur noch mal die Kritik an seiner Person aus seiner letzten Beziehung auffrischen. Das kann nur nützlich sein.
    Er ruft Brigitte an, um den Termin zu verlegen, verabredet sich für Donnerstag mit Sabine. Irgendwann beim Abendbrot sagt er dann ganz beiläufig, daß er vielleicht Donnerstag da auch schläft. Ich registriere das nur mit einem halben Ohr, weil Arne zu dieser Zeit keine Wohnung hat und sowieso jede Nacht woanders verbringt. Und nun schläft er Donnerstag vielleicht bei Sabine. Ich messe dem keine Bedeutung bei. Nehme das nur als Anmeldung, daß er die Nacht eben nicht bei mir ist.
    Abends beim Fernsehen traue ich mich, ihm die Füße zu streicheln. Arne läßt mich gewähren. Zurück kommt nichts. Aber er nimmt seine Füße auch nicht weg. Ist aber ganz unbeteiligt. Ich verstehe das nicht. Ich würde ausflippen, wenn mich jemand unter der Fußsohle krault. Ich würde ausflippen. Wie kann der sich so regungslos von mir die Füße streicheln lassen?
    Abends beim Zubettgehen sagt er noch mal irgendwas, daß er mit Sabine sein Verhalten in Diskussionen besprechen will. «Darum wird’s wohl Freitag hauptsächlich gehen.»
    Ich schlucke das erst mal. Später denke ich mir, daß es eigentlich eine Unverschämtheit ist, daß er plötzlich festsetzt, daß es am Freitag hauptsächlich um sein Diskussionverhalten gehen wird. Es interessiert ihn scheinbar gar nicht, was ich denn Freitag hauptsächlich diskutieren möchte. Gefragt hat er mich jedenfalls noch nicht.
    Mittwoch. Zwei Tage später.
    Plötzlich am Abendbrotstisch beginnt Arne eine Diskussion, daß er. mit mir nicht klarkäme. Mit meiner Naivität. Mein Hang zu Märchen und meine Vorstellungen vom Leben im Wald. Meine

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