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Der Tod des Teemeisters

Der Tod des Teemeisters

Titel: Der Tod des Teemeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasoushi Inoue
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Kitano mit einem Schlag beenden konnte, sich Meister Rikyūs nicht auf der Stelle entledigt?
    Aber das ist nicht mehr als eine persönliche Vermutung, ob sie stimmt oder nicht, sei dahingestellt.
    Wahrscheinlich mußte Meister Rikyū seine Verbannung nach Sakai hinnehmen, ohne genau zu wissen, wessen man ihn beschuldigte und was in Hideyoshi vorging, auch wenn er vielleicht etwas ahnte.
    Dies ist nur eine Vermutung meinerseits, aber ich glaube, als Meister Rikyū in Sakai war, kehrte sich das Verhältnis zwischen ihm und Hideyoshi sozusagen um. Nachdem der erste Zorn des Taikō sich gelegt hatte, wollte er Meister Rikyū womöglich wieder aus Sakai zurückrufen. Doch diesmal verweigerte Rikyū seinem Herrn den Gehorsam.
    »Warum hat Meister Rikyū nicht um Gnade ersucht? Dadurch hätte er sich sicher retten können. Ich möchte wissen, was Meister Rikyū zuletzt empfunden hat.« Noch immer höre ich Furuta Oribes Stimme. Jetzt, achtundzwanzig Jahre nach seinem Tod, würde ich meinem Meister diese Fragen auch gern stellen. Eines Tages wird er sie beantworten. Wenn man sie voll Überzeugung und Inbrunst an ihn richtet ... Dies geht jedoch über meine Kräfte. Ihr, Herr Sōtan, solltet es statt meiner tun. Schon seit einigen Tagen läßt mich dieser Gedanke nicht los.

SCHLUSSKAPITEL
    Vierundzwanzigster Tag, zwölfter Monat,
    siebtes Jahr der Ära Genma 47
    Klarer Himmel, strenger Frost
    Vor drei Tagen erfuhr ich vom Inhaber des Daitokuya, daß Herr Uraku am Dreizehnten in seiner Klause Shōden-in unsere Welt verlassen hat. Er teilte mir mit, daß die Totenfeier heute um ein Uhr nachmittags am Ufer des Kamo nahe Gojo stattfinde. Ich wußte, daß Herr Uraku seit dem Sommer gelähmt war, aber daß er uns schon so bald verlassen würde, hätte ich nicht gedacht. Er war fünfundsiebzig. Hätte ich das geahnt, hätte ich ihn noch einmal besucht, aber jetzt ist es zu spät. In den letzten Jahren haben auch meine Kräfte sehr nachgelassen. Es ist mir schon beschwerlich, nach Kyōto hineinzugehen, aber zum Shōden-in schaffe ich es überhaupt nicht mehr.
    Das letzte Mal habe ich Herrn Uraku im zehnten Monat vergangenen Jahres gesehen, als ich ihm half, seine Sammlung von Kunstgegenständen zum Lüften ins Freie zu tragen. Ich verbrachte einen amüsanten und heiteren Nachmittag, indem ich Herrn Urakus eigenwilligen Bemerkungen lauschte. Nie bezeichnete er ein Stück einfach als »gut«, selbst wenn es das war. Offenbar sollte dies unsere letzte Begegnung sein.
    Meinesgleichen wird natürlich nicht zu den Bestattungsfeierlichkeiteneines Mannes wie Herr Uraku eingeladen, aber um ihm wenigstens von weitem mein Lebewohl zu entbieten, verließ ich um die Stunde der Schlange 48 das Haus. Als ich an dem Dorf Ichijōji vorbei war und in die Nähe von Takano gelangte, überkam mich Schüttelfrost, und ich bat einen mir bekannten Bauern, bei ihm rasten zu dürfen. Nun blieb mir nichts anderes übrig, als den Feierlichkeiten ganz fernzubleiben. Was für ein Elend!
    Ich aß im Hause der guten Leute, ruhte mich bis zum Abend aus und machte mich schließlich bei Sonnenuntergang auf den Heimweg. Der Mond ging erst spät auf. Der Bauer hatte mir einen Jungen zur Begleitung mitgegeben, den ich jedoch zurückschickte, da ich mich besser fühlte und nicht mit weiterem Ungemach rechnete.
    Hinter Ichijōji gibt es keine Häuser mehr. Bis dahin kann man sich am Schein der überall am Weg verstreuten Bauernkaten orientieren und mitunter sogar sehen, wie sich Familien ums Feuer scharen. Ist man jedoch am letzten Haus vorbei, gibt es bis zum Tor meiner Klause Shūgaku-in kein einziges Licht mehr. Da der Weg jedoch geradeaus führt, eben ist und ich ihn außerdem gut kenne, wanderte ich sicheren, gemessenen Schrittes durch die Dunkelheit.
    Ich weiß nicht, wie lange ich gegangen war, als mir das dämmrige Licht auffiel. Ich blieb stehen und hielt Ausschau nach dem Mond, doch der Himmel war dunkel. Nachdem ich meinen Weg eine Weile fortgesetzt hatte, wähnte ich mich plötzlich auf ebenjenem Pfad, auf dem ich einst im Traum meinem Meister gefolgt war. Der Gedanke stellte sich ganz wie von selbst ein, kein Irrtumwar möglich. Es war derselbe triste, kalte, öde Weg. Kein Baum und kein Strauch säumte seine sich in unendliche Ferne erstreckende, steinige Bahn. Damals in meinem Traum hatte ich mich gefragt, ob er womöglich ins Jenseits führe. Denn wohin sonst sollte dieser einsame Weg führen, der mir schier das Herz gefrieren ließ? Auch jetzt empfand ich

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