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Der Tod des Teemeisters

Der Tod des Teemeisters

Titel: Der Tod des Teemeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasoushi Inoue
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bevorstehenden tragischen Ende wußte.
    Das schöne Wetter im Herbst Tenshō achtzehn hielt an und ging im Neuen Jahr in ruhige, klare, wenn auch sehr kalte Wintertage über. In diesen sechs Monaten hielt Meister Rikyū täglich morgens, mittags und abends eine Teezeremonie ab – insgesamt müssen es um die hundert gewesen sein. Nie hatte er sich seiner Kunst so ernsthaft gewidmet. Damals erkannte ich, daß ein wahrer Mann des Tees außer der Teekunst nichts braucht.
    In dieser Zeit war der Taikō fünfmal bei Meister Rikyū zu Gast. Zweimal im neunten Monat, einmal im elften und dann noch zweimal im Neuen Jahr, am Dreizehnten und am Sechsundzwanzigsten des ersten Monats.
    Am Dreizehnten kam er in Begleitung seiner Vertrauten Maeda Toshiie und dem Herrn Apotheker. Herr Maeda war Mitte fünfzig und der Apotheker ein bißchen älter, vielleicht um die sechzig. In sorglosen Momenten genoß der Taikō den Umgang mit Männern seines Alters.
    Am Sechsundzwanzigsten war Oda Uraku bei ihm, der, glaube ich, etwas jünger war als er. Ihr Gespräch drehte sich wohl vornehmlich um Teegeschirr. Dies Wissen stammt nicht von mir, ich habe es irgendwann von meinem Meister erfahren. Die drei Männer vertieften sich in ein Gespräch über berühmte Teegerätschaften, und der Taikō vergaß offenbar selbst, wie die Zeit verrann.Jedenfalls war der Besuch mit Herrn Uraku sein letzter bei Meister Rikyū. Am Dreiundzwanzigsten des zweiten Monats schickte Hideyoshi Meister Rikyū für vierzig Tage in die Verbannung nach Sakai, ohne daß seit seinem letzten Besuch etwas Besonderes vorgefallen war.
    Im neuen Jahr hielt Meister Rikyū siebenundzwanzig Teezeremonien. Für Lehnsfürsten, für Adlige vom Hof, für Künstler, für Teemenschen aus der Stadt, für die verschiedensten Personen, alles gute Bekannte von ihm. Drei von den siebenundzwanzig Teezeremonien veranstaltete er für jeweils nur eine Person. Am Morgen des dritten Neujahrstages war Matsui Sado an der Reihe, am Morgen des elften Mōri Terumoto und am Morgen des vierundzwanzigsten Ieyasu. Herr Matsui war ein alter Vasall des Hauses Hosokawa und eng befreundet mit Meister Rikyū . Herr Mōri kam dreimal in sechs Monaten und war jedesmal der einzige Gast. Er war ein bedeutender Gefolgsmann des Tōyōtomi-Clans, der später als Heerführer in den Bunroku-Feldzug auf die koreanische Halbinsel entsandt wurde.
    Nach der Zeremonie für Ieyasu am Morgen des Vierundzwanzigsten, wurde es plötzlich sehr ruhig in Meister Rikyūs Quartier in der Villa Juraku. Keine Gäste, keine Besucher mehr. Ich frage mich, ob dies nicht der Zeitpunkt war, ab dem eine gewisse Schwere meinen Meister umgab. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er sicherlich weiterhin Gäste empfangen, Tee bereitet und vertrauliche, aber schickliche Gespräche geführt. Es hätte für immer so weitergehen sollen, doch auf einmal kam alles zum Stillstand. Ich glaube, es begann an dem Tag, an dem er Shōgun Ieyasu zu Gast hatte. Man übermittelteihm den Unwillen des Taikō, und seine Lage war plötzlich völlig verändert.
    Auch ich spürte das drohende Unwetter, das sich auf einmal über Meister Rikyū zusammenzog. Er betrat kaum noch den Teeraum, ging statt dessen häufig zum Daitokuji oder erhielt Besuch von den Herren Sansai und Oribe. Abends saß er an seinem Pult und schrieb an sie. Die Tage verstrichen in Ungewißheit.
    Achtundzwanzig Jahre sind seither vergangen, und im Nachhinein frage ich mich, ob überhaupt jemand die Wahrheit über den Zorn des Taikō kannte. Zumindest war er so heftig, daß mein Meister während der gesamten Zeit nicht vorgelassen wurde, und Hideyoshi auch keine Vermittler empfing.
    Das Schlimmste war, daß wir keine Ahnung hatten, was Meister Rikyū vorgeworfen wurde. Sansai, Oribe und andere taten, was sie konnten, aber so weit ich weiß, half alles nichts.
    Der unversöhnliche Zorn des Taikō auf seinen Teemeister Rikyū, der einst so hoch in seiner Gunst gestanden hatte, läßt meiner Meinung nach nur einen Schluss zu: Meister Rikyū muß eine abschätzige Bemerkung über den Koreafeldzug entschlüpft sein, den der Taikō kaum erwarten konnte und mit gnadenloser Anstrengung zu führen gedachte, und diese war Hideyoshi zu Ohren gekommen. Sie mag harmlos gewesen sein, aber so etwas konnte er nicht dulden. Wahrscheinlich war meinem Meister diese kleine Unachtsamkeit bei einer Teezeremonie unterlaufen, ohne daß er es bemerkte. Doch warum hat Hideyoshi, der ein Ereignis wie das Große Teefest von

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